Wien
Bis 2050 werden 60.000 Menschen in Wien dement sein
Bis 2050 wird sich die Zahl der Demenzkranken in Wien auf 60.000 verdoppeln. Als erste Stadt Österreichs erarbeitete Wien nun eine Demenzstrategie.
Einen Namen oder einen Termin hat wohl jeder schon einmal vergessen. Bei Demenzkranken verschwinden aber nicht nur einzelne Namen oder kleine Erinnerungen aus dem Gedächtnis: Oft erkennen Betroffene mit Fortschreiten der Erkrankung ihre eigenen Kinder nicht mehr. Sie werden ängstlich oder sogar aggressiv, weil sie sich in einer fremden Umgebung wähnen, werden auf die Erinnerungen aus ihrer Kindheit und Jugend zurückgeworfen. Nicht nur für die Patienten selbst bedeutet Demenz eine große Belastung, auch Angehörige und Freunde leiden massiv.
30.000 Demenzkranke leben aktuell in Wien
Rund 30.000 Wiener sind aktuell von Demenz betroffen. Für das Jahr 2050 rechnen Prognosen mit einer Verdoppelung, also rund 60.000 Betroffenen in Wien. Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und deren Bezugspersonen vor große Herausforderungen, die oft mit Stigmatisierung einhergehen. Die Stadt will mit der nun mit der am Dienstag von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der Seniorenbeauftragten der Stadt Wien, Sabine Hofer-Gruber, vorgestellten Wiener Demenzstrategie allen Akteuren Orientierung bieten, um die bestehenden Angebote für ein gutes Leben mit Demenz weiterzuentwickeln. Damit ist Wien die erste Stadt Österreichs, die sich auf die stark steigende Zahl an Demenzpatienten mit einer eigenen Strategie vorbereitet.
WIen will bis 2035 eine der demenzfreundlichsten Städte der Welt sein
"Neben guter medizinischer Versorgung und pflegerischer Betreuung ist es ganz zentral, die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung von Menschen mit Demenz zu erhalten und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben so lange wie möglich zu gewährleisten. Auf Basis der Wiener Demenzstrategie werden in den nächsten Jahren Lösungen erarbeitet und weitere Angebote geschaffen – mit dem klaren Ziel, 2035 eine der demenzfreundlichsten Städte der Welt zu sein", so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Alle 23 Bezirke seien in die Zielerreichung eingebunden.
Experten erarbeiteten vier Handlungsfelder
Bewusstseinsbildung, Lebensorte, Teilhabe und Unterstützungsangebote sind die vier Handlungsfelder, die von Experten aus rund 70 Organisationen und den demenzfreundlichen Bezirken gemeinsam mit Betroffenen und Bezugspersonen erarbeitet wurden. Koordiniert wurde die Entwicklung der Wiener Demenzstrategie im Rahmen der Plattform Demenzfreundliches Wien vom Team der Seniorenbeauftragten der Stadt Wien, Sabine Hofer-Gruber.
Freizeitbuddys verbringen Zeit mit Demenzerkrankten
Ein Projekt aus dem Bereich der Unterstützungsangebote sind die Freizeitbuddys, die Freiwillige und Demenzbetroffene für gemeinsame Freizeitaktivitäten zusammenbringt. Zur Bewusstseinsbildung trägt unter anderem der #demenzstreifzug, die Informationskampagne der Plattform Demenzfreundliches Wien, bei. "Die Wiener Demenzstrategie greift die wichtigsten Lebensbereiche auf, beschreibt die Situation von Menschen mit Demenz in der Stadt und definiert, wie die Stadt Wien für sie noch lebenswerter werden kann. Besonders dankbar bin ich den vielen Menschen, die an der Entwicklung der Wiener Demenzstrategie beteiligt waren und auch weiterhin gemeinsam mit uns ein demenzfreundliches Wien gestalten", so Hofer-Gruber.
Bewusstsein und Solidarität schaffen
Kern der Wiener Demenzstrategie ist die Bewusstseinsbildung für die Herausforderungen, mit denen von Demenz Betroffene tagtäglich konfrontiert sind. "Damit schaffen wir Solidarität zwischen allen Bürgerinnen und Bürgern", so Stadtrat Hacker. "Bewusstsein fördert die Teilhabe von Betroffenen und ihren Bezugspersonen in ihrem direkten Lebensumfeld. Bewusstsein schafft neue Möglichkeiten und führt zu einem niederschwelligen Zugang zahlreicher Unterstützungsangebote – und es ist essenziell, um Wien noch demenzfreundlicher zu gestalten."