Dominik Wlazny im großen Talk
"Bin keine Teflonpfanne, das prallt nicht an mir ab"
Mit der Bierpartei kämpft Dominik Wlazny am 29. Oktober um den Einzug in den Nationalrat. "Heute" traf den Politiker zum persönlichen Gespräch.
Am 29. September wird gewählt. Einer, der um den Einzug kämpft, ist Dominik Wlazny (37) mit seiner Bierpartei ("Bin in einer Reformbewegung"). "Heute" traf den Simmeringer zum Gespräch, abseits der Politik, und fühlte ihm auf den Zahn.
Angesprochen auf seine Kindheit, findet Wlazny nur gute Worte, erinnert sich gerne zurück. "Die war vor allem eins, schön und in einem total liebevollen Ambiente. Ich bin aufgewachsen in Simmering, war da in der Volksschule. Meine Kindheit, da bin ich wirklich, wirklich glücklich darüber, dass ich behütet aufgewachsen bin, fernab von Sorgen. Wo man wissen muss, dass es nicht allen Menschen so geht", erzählt der Politiker, der auch als Frontman der Band "Turbobier", als Kabarettist und Buch-Autor erfolgreich ist.
Im VIDEO: Das große Interview mit Dominik Wlazny
Als Papa- oder Mama-Kind will er sich nicht bezeichnen: "Ich hab da nie Präferenzen gezogen", grinst er. Und das gute, innige Verhältnis hat bis heute gehalten. Sowohl sein Vater, als auch seine Mutter packen mit an, wenn es um die Tätigkeiten ihres Sohnes geht.
"Heute"-Interview mit Dominik Wlazny
Lehrerliebling war Wlazny keiner, wie er offen zugibt. "Ich habe immer das Notwendigste gemacht. Ich habe gewusst, okay, es reicht genau dieses Pensum, das ich angehen muss und mit dem Pensum komme ich durch. Wenn das jetzt mein ehemaliger Klassenvorstand sieht, der wird das wahrscheinlich bestätigen können, dass ich das immer ausgereizt habe. Aber es ist sich immer gut ausgegangen. Ich habe immer gewusst, wie viel muss ich machen, dass es sich am Ende des Tages ausgeht. Und da darfst du dich auch nicht verspekulieren, da musst du ziemlich genau wissen, wo sind deine Grenzen, wann musst du jetzt anzahlen und haushalten auch mit deinen Kapazitäten."
Sein Berufswunsch war früh sehr präsent in seinem Leben, Chirurg, das war ihm immer klar. "Ja, Chirurg mit K", lacht er: "In der Volksschule wollte ich immer Chirurg werden und habe das mit K. einmal geschrieben und meine Oma hat den Zettel dann irgendwo. Dachte, wir finden ihn noch, aber leider haben wir das nicht. Aber das hat mich immer interessiert und war immer der Plan A. Ich wusste, wenn ich was machen will, Medizin. Vielleicht war ich deswegen in der Schule auch ein bisschen faul, weil ich gewusst habe, Mathematik brauche ich wahrscheinlich weniger."
Ein Tag im Leben von Dominik Wlazny
Und so kam es letztendlich auch – Wlazny studierte Medizin und könnte sich durchaus vorstellen, eines Tages wieder als Arzt zu arbeiten. Momentan dreht sich sein Leben allerdings um den Wahlkampf, die Tage könnten ruhig ein paar Stunden mehr haben.
"Ich komme in der Früh ins Büro und fange zum Hackeln an und dann kommt das ganze Team, tröpfelt ein und dann fangen wir mal an, dass wir zum einen jetzt unsere Tour-Stopps, die wir die ganze Zeit machen, jetzt in den ganzen September schon, dass wir die mal fertig aufgleisen, dann hackeln wir an dem Menü, um natürlich noch viel inhaltliche Arbeit zu machen und dann geht es an Social-Media, dann mache ich so wie heute Pressetermine. Es ist wirklich ein bunter Blumenstrauß an Themen, die da jeden Tag auf einen warten. Aber das Spannende ist, oder das Gute ist, es macht immer einen Spaß", ist er mit voller Energie dabei.
„Angefangen hat es mit dem Gettoblaster, Simmeringer Gettoblaster“
Die spärliche Freizeit, die ihm bleibt, nutzt er für Pausen. "Ich lege mich hin und mache einfach nix. Wenn ich dann noch ein bisschen Energie aufwenden kann, dann gehe ich laufen." Auch wenn er in Österreich unterwegs ist, egal ob zurzeit auf politischen Gründen, oder auf Tour mit seiner Band, läuft er gerne durch die Städte, in denen er hält: "Ich habe meine Laufschuhe im Bus dabei."
Das Erscheinungsbild des Veganers (er lebt seit 10 Jahren vegan): anders als das, das man sich von einem Politiker vielleicht vorstellt. So zieren seinen Körper etliche Tattoos. "Angefangen hat es mit dem Ghettoblaster, dem Simmeringer Ghettoblaster", holt er aus und weiter: "Es ist dann relativ rasch eskaliert an den Unterarmen. Das letzte war das Bierbankl", zeigt er das Tattoo, das seinen linken Oberarm schmückt.
"Das war eine aktive Entscheidung von mir, das zu machen, weil es für mich für Zusammenhalt steht", erklärt der Erfolgsautor. "Für mich ist es wirklich ein Sammelsurium an Dingen, die ich in meinem Leben erlebt habe, mein Erinnerungsalbum." Platz genug für weitere Erinnerungen, die unter die Haut gehen können, hat er auf jeden Fall. "Ich muss auch dazu sagen, ich mache es nicht gern, weil ich ziemlich schmerzempfindlich bin, was das betrifft. Ich leide oftmals stark."
Worunter er auch leidet, ist so manche Schlagzeile der vergangenen Wochen. "Ich bin keine Teflonpfanne, also das prallt natürlich nicht an mir ab", stellt er klar. "Ich glaube, dass viele Menschen, die lange in der Politik sind, an denen prallt wahrscheinlich so ziemlich alles ab. Aber ich kann mit Vorwürfen umgehen, solange sie gerechtfertigt sind."
"Was jetzt letztens ventiliert worden ist, finde ich ein bisschen ungerechtfertigt, weil ich auch immer gesagt habe, zum Beispiel, wir haben es geschafft innerhalb von Monaten eine Parlaments-fitte Partei hinzustellen, dass wir Dinge noch nachschärfen müssen in der Struktur, in der Organisation und so weiter, ist auch klar, habe ich auch immer gesagt. Für mich rührt sowas oftmals aus einer Richtung, wie viele sind vielleicht noch nicht bereit, dass eine Veränderung im Parlament eintreten kann, dass da jetzt wer neuer da ist, den vielleicht Dinge sagt, die man von anderen nicht gewohnt ist, das ist ungewohnt, aber das Leben ist Veränderung und dieser Veränderung muss man immer positiv gegenübertreten. Dass nicht alle in diesem Land, vor allem nicht die, die schon im Parlament drin sitzen, in die Hände poschen, dass die Bierpartei jetzt auch da ist, das kann ich verstehen."
Warum er sich das trotzdem "antut"? "Weil es Spaß macht. Weil wir Freude dabei haben und weil es notwendig ist. Ich bin ja selbst Bürger dieses Landes und sehe die Zustände und die Gesprächskultur im österreichischen Parlament und das Hickhack und das Gestreite und dass nichts weitergeht. Und da wollen wir was machen und wir haben die Chance was zu machen und wir sehen auch, dass das wirklich sinnvoll ist, was wir da tun. Und das gibt Kraft und Ansporn und auch Freude. Solange es Freude macht, bin ich immer dabei und will da einfach was tun und deswegen tu’ ich mir das an!"
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Dominik Wlazny, Frontman der Band "Turbobier" und Politiker der Bierpartei, spricht im Interview über seine Kindheit, seine beruflichen Ambitionen und den aktuellen Wahlkampf
- Trotz der Herausforderungen und Kritik in der Politik bleibt er motiviert, da er Freude an seiner Arbeit hat und Veränderungen im österreichischen Parlament anstrebt