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"Bin bereit" – Boris Johnson will zurück an die Macht
Nach dem Rücktritt der britischen Premierministerin Liz Truss läuft die Suche nach der Nachfolge. Dabei bringt sich auch Boris Johnson ins Spiel.
Boris Johnson ist erst vor etwas mehr als drei Monaten von seiner eigenen Regierung als britischer Premierminister abgesetzt worden. Nun will er offenbar wieder zurück an die Macht. Johnson, der aus seinen Ferien in der Dominikanischen Republik zurück nach London geflogen ist, sagte laut "The Sun" zu seinem ehemaligen Berater James Duddridge: "Ich fliege zurück, Dudders. Wir werden das tun. Ich bin bereit dafür."
Eine zweite Amtszeit Johnsons wäre außergewöhnlich, selbst für einen Politiker, der schon früher wundersame Comebacks erlebt hat. Das letzte Mal, dass jemand nach dem Verlust der Parteiführung in das Amt des Premierministers zurückkehrte, war vor 140 Jahren. Damals gab William Gladstone sein Comeback, um die Liberalen zu führen, wie die BBC schreibt.
Johnson stolperte über Lockdown-Party
Die letzten Monate von Johnsons Amtszeit wurden von einer Reihe von Skandalen und Anschuldigungen überschattet. So soll er gegen die Regeln für Minister verstoßen haben, indem er nicht die Wahrheit über die Covid-Lockdown-Party in der Downing Street gesagt habe. Nach einer Massenrevolte von Ministern wurde er schließlich aus dem Amt gedrängt.
Doch wie stehen die Chancen für ein Comeback des 58-Jährigen? Als Favorit gilt Ex-Finanzminister Rishi Sunak. Der britische Ex-Finanzminister hat seit Freitagabend die notwendigen hundert Unterstützer beisammen, um für die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Liz Truss zu kandidieren. "Es ist mir eine Ehre, der 100. Tory-Abgeordnete zu sein, der ‹#Ready4Rishi› (Bereit für Rishi) unterstützt", schrieb der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood am Freitagabend auf Twitter. Andere Abgeordnete bestätigten, dass Sunak die Mindestanzahl an Unterstützern erreicht habe.
100 Unterstützer benötigt
Um ins Rennen für den Spitzenjob zu gehen, brauchen Kandidatinnen und Kandidaten den Rückhalt von mindestens 100 Parlamentariern und Parlamentarierinnen. Bis Montagnachmittag können Nominierungen eingehen. Spätestens am kommenden Freitag soll feststehen, wer künftig an der Spitze der Regierung stehen wird. Truss war am Donnerstag zurückgetreten, nachdem sich ihre Wirtschaftspolitik als unhaltbar erwiesen und sie zwei wichtige Kabinettskollegen verloren hatte.
Der 42-jährige Sunak hat seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt. Er würde automatisch Parteivorsitzender und Premierminister werden, falls seine Kontrahenten es nicht schaffen, jeweils 100 Unterstützer hinter sich zu versammeln. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten neben Sunak Unterhauschefin Penny Mordaunt, die als Erste am Freitag offiziell ihre Kandidatur erklärte, und der erst im September abgetretene Ex-Premier Johnson.
Verteidigungsminister tendiert "zu Boris"
Der populäre Verteidigungsminister Ben Wallace hat sich selbst aus dem Rennen genommen und gesagt, dass er "zu Boris tendiert", während vier andere hochrangige Kabinettsmitglieder ihre Unterstützung öffentlich gemacht haben. Laut "The Sun" soll auch die nach nur 44 Tagen im Amt zurückgetretene Truss eine Kandidatur von Johnson unterstützen.
Ebenso haben sich die Tory-Abgeordnete Caroline Johnson und der Bildungsminister Jonathan Gullis, die beide im Juli im Rahmen der Kampagne gegen Johnson zurückgetreten waren, sich für seine Rückkehr ausgesprochen. Johnson habe seine Unterstützer aus den Ferien angerufen und ihnen eine "neue Kultur" in der 10 Downing Street, dem Amtssitz des Premiers, versprochen.
Die Umfragewerte für die konservative Partei sind in den Keller gerutscht. Sie würde nur noch von 14 Prozent der Briten gewählt werden, während 53 Prozent ihre Stimme der Labour Party geben würden. Der Abgeordnete Paul Bristow aus Peterborough, der sich als einer der ersten für die Rückkehr von Johnson aussprach, sagte, nur der Ex-Premierminister könne die Partei vor dem "völligen Aus" bewahren.