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"Beyond a Steel Sky" im Test: Ein würdiger Nachfolger
"Beneath a Steel Sky" zählt zu den großen Klassikern der Adventure-Games. Nun gibt es eine Fortsetzung des Spiels aus dem Jahr 1994.
Was lange währt, wird endlich gut? Das will man hoffen bei "Beyond a Steel Sky", dem Nachfolger jenes Spiels, das dem britischen Studio Revolution Software vor beinahe drei Jahrzehnten zum Erfolg verholfen hat. Das Original ist einer der Mitbegründer des Cyberpunk und brachte uns 2D-Grafik mit bewegten Charakteren vor teilanimierten Hintergründen. "Beyond a Steel Sky", dass für PC und Apple Arcade spielbar ist, hat wieder die Entwicklerlegenden Charles Cecil und Dave Gibbons an Bord.
Auch als Hauptfigur agiert mit Protagonist Robert Foster ein Altbekannter. Im ersten Teil lernten wir ihn als Überlebenden eines Hubschrauberabsturzes kennen, der in einem dystopischen Australien sich den Weg durch eine von einer Künstlichen Intelligenz gesteuerten Mega-Stadt bahnen muss. Nun geht es für ihn zurück dorthin, denn in "Beyond a Steel Sky" wurde ein Kind in die Metropole verschleppt, das es zu retten gilt. Vorwissen brauchen Neulinge aber nicht, denn das neue Game stellt die Welt und die Geschichte sehr detailliert dar und verschweigt auch Spielern nichts, die den ersten Teil nicht kennen.
Neue Technik, klassisches Gameplay
Gänzlich neu ist die Technik: 3D statt 2D und Third-Person-Steuerung in einer kleinen, aber offenen Welt. Dennoch merkt man auch hier, dass das Spiel dem ersten Teil treu bleibt. Zwar sind die Grafiken und 3D-Figuren messerscharf und die Animationen flüssig, doch schon der liebevolle Comic-Stil deutet auf die Wurzeln des Abenteuers hin. Im Gegensatz dazu werden wichtige Objekte oder Interaktionsmöglichkeiten nicht immer mit Pfeilen, Schriften oder sonstigem gekennzeichnet, sie heben sich oft auch nur geschickt aus dem Rest des Bildes hervor, sei es durch die Beleuchtung oder die Nutzung von stärkeren Farben.
Auch die Rätsel sind genau so, wie man sie von typischen älteren Adventure-Legenden kennt: Eine Tür muss geöffnet werden, dazu begibt man sich auf die Suche nach einem Schlüssel oder Mechanismus und stößt dabei auf immer neue Charaktere und Probleme, die nach einer Lösung trachten. Was das Spiel etwas von älteren Adventures abhebt ist, dass die Rätsel auf mehrere Wege gelöst werden können. So kann man ein Zahlenschloss nicht nur mit der richtigen Zahlenkombination knacken, sondern es gegebenenfalls auch hacken oder einfach die Elektronik per Wasserschaden außer Gefecht setzen. Solcher verschiedener Rätsellösungswege finden sich an jeder Ecke.
Netter Look mit ernster Thematik
Ein weiteres Feature, das das Spiel offenbart: Hacker-Rätsel werden als Minispiele mit neu zu verdrahtenden Anschlüssen und Co. abgehandelt. Doch nicht die kleinen Elemente sind es, die "Beyond a Steel Sky" zu einem außergewöhnlichen Abenteuer machen. Der Gesamtmix jedenfalls gefällt: Retro-Gameplay in neuester Grafik und Steuerung samt einer kolossalen Story und Open-World-Ansätzen. Dazu gesellen sich schlaue Dialoge mit Witz und ein grafischer Charme, den die wenigsten Spiele zu bieten haben. Der Comic-Cyberpunk-Look gefällt auf den ersten Blick und zieht sich von der großen Stadt bis zu den kleinsten Objekten durch.
"Beyond a Steel Sky" scheut sich aber bei allem Witz und Design nicht, ernste Themen anzusprechen. Die Thematik Überwachung steht im Mittelpunkt, das Spiel zeigt ein System, in dem man bei Fehltritten schnell jegliche Rechte verlieren kann. Spielerisch wird nicht allzu viel abverlangt: Bei Rätseln kann man suchen, bis man auf die Lösung stößt - oder man lässt sich als Anfänger Tipps geben beziehungsweise wartet ab, bis der Protagonist in seinen vertonten Gedanken einen kleinen Hinaweis platziert. Die Sprachausgabe ist kristallklar und hochwertig, auf eine deutsche Sprachausgabe muss man allerdings noch bis August warten.
Nicht revolutionär, aber solide
Vor kleinen Fehlern, die das Abenteuer ungewollt komisch wirken lassen, ist "Beyond a Steel Sky" dennoch nicht gefeit. Bis zu dem einen oder anderen Patch gewöhnt man sich dabei an in Wände laufende NPCs oder eine Kamera, die lieber eine Wand als das Gespräch zweier Figuren zeigt. Nett ist dafür die Steuerung: Beim Auswählen von Wegpunkten oder Items funktioniert sie präzise, Gesprächsoptionen und Aktionen werden über eingeblendete Auswahlfenster angezeigt. Auffällig ist allerdings die Einfachheit des Inventars und der Rätsel: Beim Hacken können nur gleich aussehende Felder getauscht werden, was die Lösungen zu Beginn des Spiels offensichtlich macht. Und im Inventar können Gegenstände en masse mitgenommen werden, kombinieren lassen sich aber kaum welche.
Spielerisch ist "Beyond a Steel Sky" nicht ein solch revolutionäres Game geworden, wie es noch beim Vorgänger der Fall war. Dennoch ist es ein äußerst solides Adventure mit kleineren technischen Problemen, aber einer gut erzählten Geschichte, klassischem Adventure-Gameplay und einer hübschen Grafik. Vor allem aber ist "Beyond a Steel Sky" ein würdiger Nachfolger des legendären Originals und wird jeden (vor allem etwas älteren) Adventure-Fan hellauf begeistern.