Wien
Betrunkene Masken-Gegner sorgen für U-Bahn-Chaos
Bereits auf der Anreise zur Corona-Demo kam es zu Zwischenfällen. Mittlerweile ist der Gürtel beim Hauptbahnhof gesperrt.
Wie geplant, versammelten sich ab 13 Uhr knappe 1.000 Menschen im Schweizergarten am Hauptbahnhof zur "Mutter aller Demos". Gleichzeitig radeln Gegendemonstranten den Ring entlang und wollen sich ihnen anschließend in den Weg stellen. Doch ein Demonstrationszug war ursprünglich überhaupt nicht geplant. Auch, weil es im Vorfeld bereits Streitereien über die Gewaltfreiheit gab. Mehrere bekannte Rädelsführer distanzierten sich deswegen schon im Vorfeld.
Laut Martin Rutter sollte lediglich die "absolute Freiheit" im Park genossen werden, er riet deswegen dazu, einige Getränke, Decken, Bluetooth-Boxen und die eigenen Kinder mitzunehmen. Dem Lockdown sollte ein Ende gesetzt werden, für dieses Anliegen fand sich auch FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch vor Ort ein. Den Punkt mit den Getränken nahmen viele Teilnehmer allerdings etwas zu genau.
Betrunkene pöbeln in U-Bahn
Denn Getränke heißt für die meisten zwangsläufig eines: Bier. Und davon reichlich. So berichtet die grüne Bezirksrätin Viktoria Spielmann etwa: "Einige Demoteilnehmer_innen, die in Öffis zur Demo der Covid19 Leugner_innen fahren, sind schon jetzt total betrunken, tragen keine Masken und stänkern Leute an, die auf die Maskenpflicht hinweisen."
Schilderungen, die sich mit Erzählungen aus einschlägigen Telegramm-Gruppen decken. Eine Teilnehmerin schrieb kurz zuvor: "Hatten schon Theater in der U-Bahn weil jemand keine Maske auf hat. U-Bahn fährt nicht weiter, Security und alles da." In einer anderen Gruppe gab es bereits grausige Nachrichten, darunter auch Todesdrohungen von Impf-Gegnern an Bildungsminister Heinz Faßmann.
Tatsächlich fand sich bei den Wiener Linien zu diesem Zeitpunkt eine Störung auf der U4 wegen eines Polizeieinsatzes. Diese konnte allerdings schon um 13.36 Uhr wieder behoben werden und betraf nur den Abschnitt von Ober St. Veit bis Hütteldorf.
Marsch angekündigt
Gegen 14 Uhr häufen sich die Gerüchte, dass es vom Schweizergarten ausgehend wohl bald zu einem Demonstrationszug kommen wird. Die Polizei verstärkt deswegen aktuell ihre Präsenz und sperrt sämtliche Straßen in der näheren Umgebung. Zudem gibt es erste Identitätsfeststellungen und Corona-Kontrollen durch die Polizei.
Dieser Gefahr war sich auch der Sicherheitsdienst der Israelitischen Kultusgemeinde bewusst. Er verschickte Warnungen an seine Mitglieder. Denn unter den Teilnehmern sind zahlreiche Rechtsextreme, Antisemiten und Antizionisten. Die Proteste werden maßgeblich aus diesem Spektrum heraus organisiert.
Die Gegendemo, die auf Fahrrädern unterwegs ist, nähert sich dem Schweizergarten und befindet sich aktuell auf Höhe der S-Bahn-Station Rennweg. Der Gürtel und etwa auch die Prinz-Eugen-Straße sind mittlerweile gesperrt, um ein Aufeinandertreffen zu verhindern.