Wien
Beton-Ludwig als "Mahnmal für Eskalationspolitik"
Im Wiener Rathauspark enthüllten Greenpeace und die Junge Klimabewegung heute ein "Mahnmal" für die "Betonpolitik" des Stadtchefs. Die SPÖ kontert.
Über diese Statue wird sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wohl so sehr freuen, wie ein Schauspieler über die "Goldene Himbeere". Im Rathauspark (City) enthüllten Aktivisten der Jungen Klimaschutzbewegung, darunter der Jugendrat und "Fridays for Future" und die Umweltschutzorganisation Greenpeace heute, Donnerstag, eine 1,5m hohe Büste des Stadtchefs. Damit wollen die Umweltschützer dem Bürgermeister ein "unrühmliches Beton-Mahnmal" setzen.
Bürgermeister als Selfie-Spot und "Zeichen der Erinnerung"
Zu sehen ist die Büste, die eigens von einem Bildhauer aus einem Material modelliert wurde, das zwar wie Beton aussieht, aber keines ist, nur noch heute bis 17 Uhr. Die Klima-Aktivisten wollen den Wienern so die Möglichkeit geben, dem Bürgermeister quasi direkt ihre Forderungen für eine zukunftsfähige und sozial gerechte Klima- und Verkehrspolitik mitzuteilen. Für Passanten gibt es Schilder für Selfies vor dem "Betonkopf".
Weiterleben wird das Mahnmal digital. Zeitgleich zur Enthüllung ging ein Twitter-Account online, der "jungen und künftigen Generationen" in Erinnerung rufen soll, "wer damals, als die Klimakrise schon überall eskalierte, sich aktiv gegen die Klimawende entschieden und weiter wie bisher betoniert hat", so die Aktivisten.
Mit dem "Beton-Ludwig" kritisieren die Aktivisten "zehn blamable Fehlleistungen der Wiener Stadtregierung in Sachen Klima, Verkehr und Jugend rund um die klimafeindliche Stadtautobahn, den Eskalationskurs gegenüber jungen Klimaschützerinnen und Klimaschützern sowie millionenschwere Desinformationskampagnen zu den umstrittenen Straßenbauten".
"Ludwig hat sich das Mahnmal durch seinen Eskalationskurs redlich verdient. Seine Reaktion auf den Brandanschlag auf das Camp in der Hirschstettner Straße (Donaustadt, Anm.) war eiskalt. Auch die brutale Räumung war eines Bürgermeisters unwürdig. Ludwig wird als Beton-Bürgermeister in die Geschichte eingehen", erklärt Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace in Österreich.
Unglücklich ist man mit der Bezeichnung "Beton-Bürgermeister" nicht nur im Rathaus: Auch ein Vertreter von "Beton Dialog Österreich" war bei der Enthüllung vor Ort und plädierte dafür, man solle doch lieber das Wort "Asphalt" verwenden. Schließlich würden Straße auch aus Asphalt bestehen.
Klimaschützer fordern "Ende des Eskalationskurses"
Die Aktivisten der Lobau Bleibt-Bewegung rund um den Jugendrat, Fridays For Future und Greenpeace fordern ein Ende des Eskalationskurses der Stadt mit, aus ihrer Sicht, brutalen Polizeieinsätzen und Drohungen mit schmutzigen SLAPP-Einschüchterungsklagen. Und zählen zehn Fehlleisten auf, darunter "überholte Verkehrskonzepte", "Fake News-Infokampagnen" oder "dubiose Polizeieinsätze". Mehr dazu findest Du hier.
Statt friedlichen Protest zu kriminalisieren, müsse die Stadt Wien endlich auf die zahlreichen Stimmen aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft hören und klimafreundliche, sozial gerechte Alternativen zur völlig überdimensionierten Stadtautobahn evaluieren, fordern die Aktivisten.
"Es braucht endlich ein langfristiges Umdenken in der Politik”, fordert etwa Aktivist Peter von Fridays For Future Wien: Es könne "nicht sein, dass die Stadt fast 400 Bäume rodet und 48 Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten einsperren lässt, um sich eine Woche später für einen halben Radweg in Wien medienwirksam selbst auf die Schulter zu klopfen. Das ist pures Greenwashing. Das Mahnmal, das wir heute enthüllen, steht für diese zukunftsvergessende Mentalität der Wiener Stadtregierung".
SPÖ erinnert an "Wien als Klimavorreiter"
Schon rund eine halbe Stunde vor der Enthüllung des Mahnmals im Rathauspark, ritt der Umweltsprecher der SPÖ Wien, Gemeinderat Erich Valentin aus, um per Aussendung an die Erfolge und Zukunftsvorhaben der Stadt im Klimaschutz zu erinnern.
"Wien ist und bleibt Vorreiterin in Sachen Klimaschutz", stellt Valentin klar und führt einmal mehr den österreichweit geringsten Ausstoß an CO2-Emissionen pro Kopf und den geringsten Bodenverbrauch aller Bundesländer an.
Zudem investiere die Stadt dreimal mehr in den öffentlichen Verkehr als in den Bau- und Erhalt von Straßen, erweitere und erneuere das Wiener Radwegenetz und erhöhe den Grünraumanteil in der Stadt. So stünden bei dem Programm "Raus aus dem Asphalt" 100 Millionen Euro bereit, viele Projekte sei bereits auf den Weg gebracht worden. "Bis 2025 entstehen 400.000m² neue Grünflächen durch neue und umgestaltete Parks und 25.000 Stadtbäume werden gepflanzt", so Valentin.