Szene
Berliner Ensemble: Der König dankt ab
Die letzten Tage des Claus Peymann sind angebrochen, denn mit 2. Juli fällt das Berliner Ensemble wie man es bisher kannte.
"Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen."
Max Reinhardt, Regisseur und Direktor am BE von 1903 - 1906 /i>
Der König dankt ab, Lang lebe der König
Nach 18 Jahren Intendanz verlässt Claus Peymann am 2.Juli mit einer großen Abschiedsfeier das weltbekannte Haus am Schiffbauerdamm, einem der prächtigsten Theatergebäude Berlins.
Das Berliner Ensemble wird somit "ausgelöscht".
Claus Peymann's Abgang von der großen Bühne
50 Jahre lang hat Schauspieler, Regisseur und Intendant Claus Peymann die deutsche Theaterszene geprägt wie kein anderer- mutig, innovativ und oft auch umstritten. Anfang Juli verabschiedet sich der große Bühnenpapst mit einem fulminanten Feuerwerk und geht in Bühnen-Rente.
Der König gibt sein Amt nur widerwillig ab
Verständlich, dass Peymann nach 18 Jahren als Intendant des renommierten Hauses das Amt nur widerwillig an einen Jüngeren abgeben will. Sein Nachfolger ist Oliver Reese, der das gesamte alte Ensemble auflöst und neubesetzt. Für viele (ältere wie jüngere) Akteure, die bislang am Haus spielten, eine Katastrophe.
Die Übernahme gleicht einer Ausradierung
Gut 80 Angestellte im künstlerischen Bereich müssen mit Anfang Juli gehen, einige wenige Bühnentechniker dürfen bleiben. „Das Berliner Ensemble wird ausgelöscht wie der Palast der Republik, selbst das berühmte "BE-Archiv" wolle Reese aus dem Haus entfernen", so Peymann sentimental. Dass Reese einen Neuanfang wolle, verstehe er zwar, als Intendant habe man aber auch eine gewisse soziale Verantwortung. Ob die älteren Schauspieler in Zukunft von Hartz IV leben müssen belibt offen. Vom künstlerischen Ensemble darf einzig ein angeblich "Kleinwüchsiger"bleiben, da man ja nicht diskriminierend sein wolle. In Wirklichkeit ist dieser Schauspieler einfach nur klein gewachsen- sein Glück.
Der große Abschied
Am Sonntag, den 2. Juli findet am BE ein großes Abschlussfest mit dem traurigen Titel "Der Abschied" statt.
Mit dabei: Cornelia Froboess, Nina Hagen, Maria Happel, George Tabori, Katharina Thalbach, Hermann Beil, Klaus-Maria Brandauer, Herbert Grönemeyer, Leander Haußmann, Benno Lehmann, Michael Maertens, Werner Schwab,...
Alles "Neu"
Das Haus am Schiffbauerdamm eröffnete einst als „Neues Theater" (19. November 1892). In diesem Sinne wird es Intendant Oliver Resse weiterführen. Sein Motto "alles neu" betrifft nicht nur den Namen des Theaters, sondern auch das bekannte Logo.
Claus Peymann's Verdienste am BE:
Der große Umbau des Hauses: Bau einer großen, neuen Probebühne, die „alte Probebühne", der „Pavillon" und das „Gartenhaus" wurden zusätzliche Spielstätten. Schwerpunkt seiner Direktionsjahre war die zeitgenössische deutschsprachige Literatur: Thomas Bernhard, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Einar Schleef, Botho Strauß, Peter Turrini und George Tabori, um nur einige wenige zu nennen. Neben ihnen inszenierten am Haus auch Stars wie Luc Bondy, Andrea Breth, Achim Freyer, Leander Haußmann, Günter Krämer, Peter Stein, Peter Zadek – und immer wieder Robert Wilson.
Erinnerungen an das "alte Haus"
Aktuell der Renner: Souvenirs wie Taschen, Shirts und Mützen mit jenem Logo, das bald nicht mehr sein wird. Entweder vor dem 2.7. noch schnell einen Abstecher nach Berlin machen oder per email unter: "[email protected]" bestellen.(BE-SHIRTS: 10,- €)
Berlinder Ensemble