"Fire Sale"
Benko-Beben geht weiter – nächste Signa-Firma insolvent
Die wichtigste Tochter-Firma, die "Prime Selection AG", muss ein Sanierungsverfahren einleiten. Am Freitag folgte dann auch die "Signa Development".
Wie von "Heute" berichtet, stehen nun weitere Signa-Firmen des Imperiums von René Benko vor dem finanziellen Ruin. Die wichtigsten Immobilienfirmen der Signa, die Prime Selection AG und die Development Selection AG müssen Insolvenz anmelden. Letztgenannte stellte am Freitag den Antrag auf ein Insolvenzverfahren mit Eigenverantwortung. Schon am Donnerstag bestätigte Signa selbst, dass die Prime Selection AG einen solchen gestellt hat – das Gericht stimmte dem zu. Ziel sei "die Fortführung des Geschäftsbetriebes im Rahmen einer Eigenverwaltung", hieß es seitens des Konzerns.
Wie zudem der KSV 1870 in einer Aussendung mitteilte, liegen die Verbindlichkeiten der Schuldnerin bei rund 4,3 Milliarden Euro. Davon sollen rund 2,3 Mrd. Euro auf Konzernverbindlichkeiten entfallen. 1,5 Mrd. Euro entfallen laut den dem KSV1870 vorliegenden Informationen auf Genussrechte.
Zum Sanierungsverfahren der Signa Development Selection AG
Die Schuldnerin ist unmittelbar und mittelbar an 290 Gesellschaften beteiligt, das berichtet der KSV1870 in einer Aussendung. Laut eigenen Angaben investiert das Schuldnerunternehmen in Entwicklungsprojekte in Ballungszentren, besonders im deutschsprachigen Raum und Norditalien. Als Teil des langfristigen Geschäftsmodells der "SIGNA Gruppe" investiert die Schuldnerin in Immobilienentwicklungsprojekte in guten Lagen, abseits von Premium-Innenstadtlagen, um nicht in Konkurrenz mit ihrer Schwestergesellschaft SIGNA Prime Selection AG zu treten. Laut Schuldnerangaben sollen zum Immobilen-Portfolio der Schuldnerin derzeit 39 Projekte zählen. "Abseits der Immobilien-Leuchttürme der 'Signa-Gruppe' stehen im Zuge dieser Insolvenz nun auch die 1b-Projekte im Fokus", erklärt Jürgen Gebauer, Leiter KSV1870 Unternehmensinsolenz Wien/NÖ/Bgld.
Experte befürchtet Dominoeffekt
Im Ö1-Morgenjournal ordnete Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Gläubigerschutzverbandes von Creditreform die jüngsten Entwicklungen ein. Es wird erwartet, dass die Development Selection AG am heutigen Donnerstag einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren stellen wird. Die Signa-Insolvenz sei nicht nur für Österreich bemerkenswert, sondern spiele auch international im "Konzert der Großen" mit, so der Experte. "Mit jeder Folgeinsolvenz stellt sich immer mehr ein Dominoeffekt ein", erklärt er. Das würde ein großes Risiko bedeuten. Ob alle insolvent gegangenen Signa-Unternehmen saniert werden können, steht aktuell in den Sternen. Laut Weinhofer wird man darüber erst in einigen Wochen Auskunft geben können.
Hätten die Verantwortlichen die Misere erkennen müssen? "Unsere langjährigen Studien zeigen, dass in über zwei Dritteln aller Insolvenzfälle Fehler des Managements eine Mitursache darstellen. Da wird es auch bei Signa nicht anders sein", so Weinhofer, der auch ein "toxisches Umfeld der Marktentwicklung" ins Treffen führte. Für den Experten sind auch juristische Nachspiele denkbar. Auf Grund der Unternehmensstruktur könne es seitens der Anleihezeichner zu "rechtlichen Aktionen", etwa Sammelklagen, kommen.
Es komme nun zu einem "Fire Sale", also quasi einem "Winterschlussverkauf". Das bringt laut Experten aber ein großes Problem mit sich, nämlich einen enormen Wertverfall. Die aktuelle Situation würde "Schnäppchenjäger" anlocken. Um solche Fälle künftig zu verhindern fordert der Fachmann harte Konsequenzen. Aber einer gewissen Konzerngröße brauche es zwingend einen Konzernabrechnungsabschluss brauche, damit die Gläubiger einen tatsächlichen Blick auf das Geschehen haben. In Großbritannien gebe es etwa strenge Regeln bei der Bilanzierung. Würde man entsprechende Berichte und Bilanzen nicht pünktlich abliefern, werde man sofort aus dem Firmenbuch gestrichen.