Wien
Beim Klima sind jetzt die Ideen der Wiener gefragt
Die Stadt Wien startet im April mit einem Pilotprojekt: Bürger können ihre eigenen Ideen zum Klimaschutz einbringen.
Extreme Temperaturen, starke Niederschläge, Stürme oder Dürre: Der Klimawandel hat die Welt fest im Griff und stellt vor allem Städte vor neue Herausforderungen. Auch in Wien ist die Veränderung spürbar. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur um etwa zwei Grad Celsius erhöht. Es gab mehr Hitzewellen, mehr Starkregen, aber auch längere Trockenperioden. Studien prognostizieren für die Zukunft eine deutliche Erhöhung der Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius.
Die Stadt Wien reagierte bereits: Mit dem Förderprogramm "Lebenswerte Klimamusterstadt" sind 100 Millionen Euro für den Kampf gegen den Klimawandel und dessen Folgen bis 2025 vorgesehen. Dazu gehören untere anderem die Entsiegelung von Flächen, das Schaffen von Grünraum und Wasserflächen oder Kühlzonen. Im Jahr 2021 wurden rund 4.500 Bäume neu gepflanzt.
Projektstart in Margareten, Simmering und Ottakring
Nun setzt man einen weiteren Schritt: das "Wiener Klimateam" soll ab April in drei Bezirken starten und die Wiener damit aktiv in die Politikgestaltung einbinden. In Margareten, Simmering und Ottakring sind die Bürger dazu aufgerufen, ihre persönlichen Ideen für den Klimaschutz einzubringen. Wird die Idee weiterentwickelt, sind sie auch hier aktiv beteiligt. "Die Wienerinnen und Wiener wissen selbst am besten, was es bei Ihnen ums Eck braucht, um das Leben in der Stadt noch nachhaltiger und besser zu machen", begründet Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) die Entscheidung für das Pionierprojekt. Die Bezirke für das Pilotprojekt wurden nach vier Faktoren ausgewählt: bestehende Hitzeinseln, die Fläche, sozioökonomische Faktoren und die Lebensqualität. Es wurde dabei darauf geachtet, drei sehr unterschiedliche Bezirks auszuwählen, heißt es aus dem Büro des Stadtrates. Läuft das Projekt gut, wolle man es auf andere Bezirks ausweiten.
Einreichung online oder vor Ort möglich
Wer sich also Gedanken darüber macht, was zu einem guten Klima beitragen kann und eine Idee zum Thema hat, kann diese ab April online auf einer Beteiligungsplattform einbringen. Für all jene, die das lieber persönlich tun, sind Aktionstage in Parks und auf öffentlichen Plätzen vorgesehen. "Es soll hier niederschwellige Angebote geben. Jeder hat die Möglichkeit, sich zu beteiligen, unabhängig von Alter, Herkunft oder Sprachkenntnissen", heißt es weiter aus dem Büro des Stadtrates. Czernohorszky betont: "Egal, wie groß oder klein die Idee ist: Die Stadt Wien freut sich über alle Vorschläge, die die Folgen des Klimawandels wirksam mindern und die Klimakrise aufhalten können. Die konkrete Umsetzung erarbeiten die Bürger zusammen mit der Stadt und den Bezirken".
6,5 Millionen für Pilotprojekt
Für die Pilotphase des Wiener Klimateams stellt die Stadt 6,5 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Diese Mittel wurden am vergangenen Mittwoch im Klima-Ausschuss des Wiener Gemeinderats beschlossen. Startschuss für das Pilotprojekt ist im Frühjahr. Nach einer Einreichphase im April und Mai werden die Ideen begutachtet. Erfüllen sie die Kriterien, sind für August und September Workshops gemeinsam mit den Einreichern geplant. Dort werden die Ideen zu umsetzungsfähigen Projekten. Im November entscheidet dann eine ausgeloste Bürger-Jury, welche Projekte umgesetzt werden.
Erfreut über das neue Projekt zeigen sich die drei Bezirksvorsteher der Pilot-Bezirke, Silvia Jankovic (Margareten), Thomas Steinhart (Simmering) und Franz Prokop (Ottakring). Für sie ist das Wiener Klimateam eine besonders innovative Form der Partizipation, die möglichst breite Bevölkerungsgruppen erreichen soll: "Wir sind stolz darauf, gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern einen Beitrag für ein gutes Klima in den Bezirken zu leisten", heißt es.