Welt

Von Polizisten getötet – Beifahrer (17) musste zusehen

Der 17 Jahre alte Mathis saß neben Nahel, als dieser in Frankreich bei einer Verkehrskontrolle von einem Polizisten erschossen wurde.

20 Minuten
Eine Augenzeugin filmte, wie die französische Polizei in Nanterre bei einer Verkehrskontrolle auf den 17-jährigen Nahel schoss.
Eine Augenzeugin filmte, wie die französische Polizei in Nanterre bei einer Verkehrskontrolle auf den 17-jährigen Nahel schoss.
20 Minuten/Twitter/ohana_fgn

Seit Dienstag – dem Tag, an dem er mitansehen musste, wie sein Freund Nahel vor seinen Augen von einem Polizisten erschossen wurde – verkriecht sich der 17-jährige Mathis (Vorname geändert). "Er hat ständig Albträume", erzählt die Mutter der Zeitung "Le Parisien". Immer und immer wieder spiele er die Bilder von Nahels Tod und die Videos, die sie zusammen gemacht haben, ab. "Er verbringt die ganze Zeit damit, zu weinen", sagt sie. Ihr Sohn sei "in erster Linie ein Opfer".

"Es ist dramatisch, wenn man seinen Freund vor seinen Augen sterben sieht – zudem hätte er auch angeschossen werden können. Er wird damit leben müssen, aber es wird schwer für ihn werden", so die Mutter weiter.

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    Der Tod eines Autofahrers bei einer Polizeikontrolle löste heftige Proteste in Pariser Vororten aus.
    Der Tod eines Autofahrers bei einer Polizeikontrolle löste heftige Proteste in Pariser Vororten aus.
    ZAKARIA ABDELKAFI / AFP / picturedesk.com

    Schlag mit Pistole

    Als es geschah, saß Mathis auf dem Beifahrersitz neben dem gleichaltrigen Nahel in dem gelben Mercedes. Die beiden waren von zwei Motorradpolizisten mit hohem Tempo auf einer Busspur verfolgt worden, gerieten dann aber in einen Stau. Die Beamten seien abgestiegen und zum Auto gerannt.

    "Sie haben uns gesagt, wir sollen das Fenster runterlassen", so Mathis, was Nahel dann auch getan habe. Einer der beiden Polizisten habe sich ans Fenster neben Nahel gestellt, der andere sei beim Kotflügel gestanden. "Der Polizist, der am Fenster stand, sagte: 'Mach den Motor aus!'" Dann habe er Nahel einen Schlag mit dem Pistolengriff verpasst.

    "Erschieß ihn!"

    Nahel sei danach "etwas betäubt und in Panik" gewesen. "Er wusste nicht, was er tun sollte. Ihm war schwindelig, er konnte nicht einmal sprechen. Er war wirklich traumatisiert", berichtet Mathis. Dann habe ein Polizist die Waffe auf Nahel gerichtet. Er habe ihn noch einmal geschlagen und geschrien: "Mach den Motor aus, sonst knall ich dich ab!" Auch der zweite Polizist soll so etwas wie "ich werde dir eine Kugel in den Kopf jagen" gesagt haben.

    Nahel habe versucht, sich vor weiteren Schlägen zu schützen – dann sei sein Fuß vom Bremspedal gerutscht. Der Wagen, der ein Automatikgetriebe hat, habe einen Satz nach vorne gemacht. Der Polizist am Fenster habe gerufen: "Erschieß ihn!" Da habe der zweite Polizist abgedrückt.

    "Ich hatte Angst"

    Der Fuß des schwer verletzten Nahel habe am Gaspedal "geklebt", schilderte Mathis. "Er war noch etwa drei Sekunden lang da – dann fing er an zu zittern und antwortete mir nicht mehr." Als das Auto an der Place Nelson-Mandela in einen Signalmast krachte, sei Fouad in Panik davongerannt. "Ich hatte Angst – Angst, dass man auf mich schießt", erzählte er. In seiner Panik habe er das Handy im Auto vergessen.

    Beerdigung von Nahel

    "Als Mathis nach Hause kam, war er völlig verwirrt", sagte seine Mutter. "Er hat nur unverständliches Zeug gemurmelt und erzählt, sie hätten einen Unfall gehabt. Man muss bedenken, dass er erst 17 Jahre alt ist. Die Rettungskräfte hätten Nahel wiederbeleben wollen, aber nichts für ihn tun können." Mathis sei zudem selbst verletzt – er habe seit dem Schuss ständig ein Klingeln in den Ohren und ihm würden ein Bein, der Bauch, der Hintern und seine Hände schmerzen.

    Auch sie selbst sei bei Mathis Rückkehr in Panik geraten, berichtet die Mutter weiter. "Ich wollte direkt zur Polizei gehen, aber mit Arbeit und meinen fünf Kindern, um die ich mich alleine kümmern musste, war das kompliziert." Also schickte sie Mathis zu seinem Vater nach Marseille. Er sei aber am Donnerstag zurückgekehrt, um am Samstag an der Beerdigung von Nahel dabei zu sein. Am Montag werde er sich selbst bei der Polizei melden. Mittlerweile hat Mathis Mutter einen Anwalt genommen, der als Nebenkläger auftreten wolle.

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      Bundesheer / OTS