Tierisch bedroht

Bedrohung: Jagdbeginn auf "Überbleibsel der Eiszeit"

In Kärnten, Tirol und Vorarlberg darf ab heute der Schneehase geschossen werden. Der Verein gegen Tierfabriken protestiert lautstark.

Heute Tierisch
Bedrohung: Jagdbeginn auf "Überbleibsel der Eiszeit"
Der Schneehase ist lediglich in den Alpen und in Skandinavien zu Hause.
Getty Images/iStockphoto

Ab heute und ab dem 16. Oktober beginnt in vier österreichischen Bundesländern die Jagdsaison auf den Schneehasen. Eine überschaubare Population zu bejagen, die in der Alpenregion durch Isolation und durch den Klimawandel bedroht wird, ist vor allem für den Verein gegen Tierfabriken ein "No-Go". Das Volksbegehren für ein Bundes-Jagdgesetz soll auch dem Schneehasen helfen.

Die Jagd auf den Schneehasen:

- Kärnten, von 1. Oktober bis 31. Dezember.
- Tirol und Vorarlberg von 1. Oktober bis 15. Jänner.
- Oberösterreich, von 16. Oktober bis 31. Dezember.

In den restlichen Bundesländern ist die Jagd auf den Schneehasen genauso verboten, wie auch in Deutschland und in Liechtenstein, sowie einigen Schweizer Kantonen

Zu wenig erforscht

Der Schneehase ist noch sehr wenig erforscht. Die Häsin gebiert zweimal im Jahr nach 50 Tagen Schwangerschaft je 3 Jungtiere, die sie alle an jeweils verschiedenen Ort ablegt und einmal nachts säugt. Der Schneehase hält keinen Winterschlaf und lebt zumeist zwischen 2000 und 2600 Metern und muss also den ärgsten Wetterbedingungen trotzen.

Es ist inakzeptabel, dass man auf dieses harmlose Tier, das es in seinem Lebensraum eh schon so schwer hat und nun vom Klimawandel bedroht wird, auch noch Hunde hetzt und mit Schrot schießt!
DDr. Martin Balluch
Obmann, Verein gegen Tierfabriken (VGT)

VGT-Obmann Martin Balluch mag bezüglich des Schneehasen auch eigene Interessen schützen, denn durch seinen Wohnort am Hochschwab in der Obersteiermark begegnet er den farbwechselnden Hasen immer wieder. Vor allem aber, dass Österreich in der Jagdstatistik nicht zwischen Schnee- und Feldhase unterscheidet und so keine Zählung der einzelnen, geschossenen Tiere stattfindet, sei "kurios".

Bleivergiftung

Zumeist erfolgt die Jagd unter folgenden Gesichtspunkten: Ein Brackierhund wird auf den Hasen angesetzt, der das Tier aufscheucht und verfolgt, aber wesentlich langsamer läuft. Da der Schneehase sehr reviertreu ist, flüchtet er in einem Bogen vor dem Hund wieder in die Nähe der Stelle zurück, an der er aufgescheucht worden ist. Dort wartet der Jäger bereits und ballert mit Bleischrot auf das Tier, mit der Folge einer Vergiftung der Umwelt durch Blei und einem häufig nur angeschossenen Hasen, der nicht gleich stirbt

Brackierhund:
Ein sogenannter Brackierhund – "Bracken" bezeichnet bestimmte Jagdhunde und beinhaltet einige Hunderassen – ist auf die Treibjagd auf Hasen trainiert. Er verfolgt den Hasen bellend, wenn dieser seine Kreise um seine Sasse zieht, ohne ihn zu erlegen.

Auf den Punkt gebracht

  • In Kärnten, Tirol und Vorarlberg beginnt heute die Jagdsaison auf den Schneehase, was vom Verein gegen Tierfabriken stark kritisiert wird, da die Population durch Isolation und Klimawandel bedroht ist
  • Der Schneehase, der in der Alpenregion lebt und noch wenig erforscht ist, wird oft mit Bleischrot gejagt, was zu Umweltvergiftungen führt und häufig nur zu verletzten Tieren
red
Akt.
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