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Bedrohte Alice Weidel macht Strandurlaub auf Mallorca

Alice Weidel sagte wegen Anschlagsgefahr einen wichtigen Auftritt ab. Trotz der angeblichen Bedrohungslage dinierte sie am Strand von Mallorca.

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Eine Videobotschaft von Alice Weidel an ihre "lieben Freunde in Bayern" wurde abgespielt. Es sah dabei so aus, als befände sie sich an einem von der Polizei geschützten Ort.
Eine Videobotschaft von Alice Weidel an ihre "lieben Freunde in Bayern" wurde abgespielt. Es sah dabei so aus, als befände sie sich an einem von der Polizei geschützten Ort.
REUTERS

Am Tag der Deutschen Einheit sollte Alice Weidel eigentlich einen bedeutenden Auftritt im Wahlkampf haben. Geplant war, dass die AfD-Co-Chefin als Hauptrednerin in Mödlareuth auftritt, einem Ort, der sowohl in Bayern als auch in Thüringen liegt und einst die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland markierte. Dieser Termin sollte der Höhepunkt des AfD-Wahlkampfs in Bayern sein, da dort am 8. Oktober gewählt wird, wie der "Spiegel" berichtet.

Jedoch sei Weidel nicht anwesend gewesen. Stattdessen sei ein Vertreter der AfD auf die Bühne getreten und habe eine schockierende Nachricht verkündet. Er erklärte, dass es am vergangenen Wochenende einen sicherheitsrelevanten Vorfall bei Alice Weidel gegeben habe. Wie der "Blick" zuerst berichtete, waren sie und ihre Familie von der Kantonspolizei Schwyz aus ihrer privaten Wohnung evakuiert und an einen sicheren Ort gebracht worden, da es Hinweise darauf gegeben habe, dass ein Anschlag auf sie und ihre Familie geplant sei. Weidel lebt mit ihrer Schweizer Partnerin und zwei Söhnen in Einsiedeln.

Sie befand sich auf Mallorca

Der AfD-Vertreter erklärte weiter, dass sie nicht aus diesem sicheren Ort herauskommen könne und vorerst untertauchen müsse. Dann wurde laut "Spiegel" eine Videobotschaft von Weidel an ihre "lieben Freunde in Bayern" abgespielt, in der sie bedauerte, dass sie nicht persönlich anwesend sein könne. Diese Szene habe den Eindruck entstehen lassen, dass Weidel ihre Botschaft aus einem sogenannten Safehouse der Polizei gesendet habe, einem Ort also, der von Sicherheitsbehörden gesichert wurde. Tatsächlich befand sie sich zu diesem Zeitpunkt jedoch im Urlaub auf der Baleareninsel Mallorca.

Ein Sprecher von Weidel bestätigte später, dass sie sich mit ihrer Familie tatsächlich zu diesem Zeitpunkt auf Mallorca befunden hatte. Sie wurde am Nachmittag des 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, in einem Strandrestaurant an der Ostküste von Mallorca gesehen, wo sie Ferien am Meer machte, zusammen mit ihrer Lebensgefährtin.

Andere Fragen bleiben unbeantwortet

Gegenüber dem "Spiegel" bestätigte das Büro von Alice Weidel am Mittwoch den Urlaubsaufenthalt. Es sei "korrekt, dass Frau Weidel sich mit ihrer Familie zu dem genannten Zeitpunkt auf Mallorca befand". Es wurde jedoch klargestellt, dass es tatsächlich einen sicherheitsrelevanten Zwischenfall gegeben hatte, und zwar am 23. September, also zehn Tage vor dem abgesagten Wahlkampfauftritt.

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    Doppelt rechts: Alice Weidel (AfD) zu Gast in Wien für eine gemeinsame Pressekonferenz mit Herbert Kickl (FPÖ) am 19. September 2023.
    Doppelt rechts: Alice Weidel (AfD) zu Gast in Wien für eine gemeinsame Pressekonferenz mit Herbert Kickl (FPÖ) am 19. September 2023.
    Helmut Graf

    Nach diesem "sehr aufwühlenden Ereignis vom 23. September" habe die Familie auf die Empfehlung reagiert, "eine gewisse Zeit fernab ihres häuslichen Umfelds zu verbringen, das mutmaßlich als mögliches Anschlagsziel galt", so der Sprecher von Alice Weidel. Sie habe aus Sicherheitsgründen entschieden, ihren Aufenthaltsort nicht öffentlich bekanntzugeben.

    Allerdings seien Fragen des "Spiegel" zu den Details des Mallorca-Aufenthalts, wie zum Zeitpunkt des Beginns des Urlaubs und ob sie sich noch immer dort aufhielt, sowie zur Planung dieser Mallorca-Ferien, unbeantwortet geblieben. Ebenso sei nicht erläutert worden, wie der Mallorca-Trip, einschließlich des Besuchs eines öffentlichen Strandrestaurants, mit der angeblichen Bedrohungssituation und den getroffenen Sicherheitsmaßnahmen in Einklang zu bringen sind.