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Bauern wollen AKW durch Kuhmist-Strom ersetzen
Schweizer Ökobauern wollen die Enegiewende mit Strom aus Biomasse vorantreiben. Die Gegner sind skeptisch.
Wenn die Kühe von Bauer Oskar Schneuwly ihr Geschäft verrichten, wandert dieses nicht wie üblich als Dünger aufs Feld, sondern nimmt den Umweg über seine Biogasanlage. In dieser wird durch Gärung das Methangas gewonnen, das später als Brennstoff eines Generators zur Stromerzeugung genutzt wird. Den restlichen Kuhmist verwendet Schneuwly dann wie gehabt als Dünger.
"Eine Win-win-Situation für mich und die Umwelt", freut sich der Landwirt. Als Bauer könne er nach wie vor düngen, mit dem Methangas lasse sich Geld verdienen und die Umwelt schützen. "Das Gas, das fast 30-mal so schädlich ist wie CO2, entweicht beim herkömmlichen Düngen einfach in die Umwelt, wir schützen die Umwelt und gewinnen sogar noch Energie dabei." Auch andere Bauern aus der Umgebung Düdingen (FR) machen mit und belieferten so 2.000 Menschen mit Strom.
Kuh "Raute" auf dem Paradeplatz
Für die Befürworter der Energiestrategie ist diese Methode eine zukunftsträchtige Art der Energiegewinnung, dank der die Energiewende möglich sein soll. "Wenn wir all den den Mist, die Gülle und andere organische Substanzen für die Stromproduktion nutzen würden, könnten wir ein AKW abstellen", sagt Bauer Nik Peterhans. Um diesen Punkt zu verdeutlichen, erklärte er am Mittwochabend mit seiner Kuh "Raute" auf dem Zürcher Paradeplatz, wie dank Kuhmist eine LED-Lampe zum Leuchten gebracht wird (siehe Video).
"Heute werden aus Biomasse nur 2,4 Terrawattstunden (TWh) Strom gewonnen, es könnten aber 8,3 TWh sein – immerhin 13,1 Prozent des Schweizer Energiebedarfs", sagt Andy Kollegger von Ökostrom Schweiz, der die Idee zur Aktion hatte. Hofdünger soll 1,1 TWh beitragen – 0,3 TWh werden heute bereits in Biogasanlagen gewonnen. Der Rest stammt aus Kehrichtverbrennungsanlagen, die ebenfalls noch viel effizienter werden könnten.
"Es liegt ein riesiges Potenzial brach"
"Heute werden nur 4 Prozent des Hofdüngers zur Energiegewinnung genutzt, es liegt ein riesiges Potenzial brach", sagt Kollegger. Um dem Strom aus Kuhmist zum Durchbruch zu verhelfen, brauche es die Energiestrategie, denn durch sie würden viele Projekte weg von der Warteliste für Projekte in Rahmen der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) kommen und hätten Chancen realisiert zu werden. Viele Bauern würden gern mitmachen, doch mit den aktuellen Rahmenbedingungen ist das nicht möglich.
Bei den Gegnern stößt der Plan der Ökobauern auf Skepsis. "Die Energie, die durch Kuhmist gewonnen werden kann, reicht nie und nimmer, um die Kernenergie zu ersetzen", sagt SVP-Nationalrat Christian Imark. Die Befürworter würden falsche Versprechungen machen. "Die Gewinnung von Biogas ist aufwendig und entsprechend teuer. Auch mit dem momentan in der Energiestrategie vorhergesehenen Geld aus der Einspeisevergütung kann die Energieversorgung nicht sichergestellt werden."