Petition gestartet

Bauern warnen vor neuerlicher Teuerung von Brennholz

Waldbesitzer zeigen sich aufgrund einer neuen EU-Verordnung verärgert. Jetzt wurde sogar eine Petition gestartet.

Niederösterreich Heute
Bauern warnen vor neuerlicher Teuerung von Brennholz
Die neue Verordnung bedeute einen enormen Mehraufwand für Waldbesitzer.
Getty Images

Rund die Hälfte der Fläche Österreichs ist mit Wald bedeckt. Ein Großteil davon wird von Landwirten bewirtschaftet. Doch die Arbeit, wie sie Waldbesitzer bisher kannten, dürfte in Zukunft um einiges komplizierter werden.

Mehrere Rohstoffe betroffen

Denn mit der neuen EU-Entwaldungs-Verordnung, die bis 31.12.2024 umgesetzt sein muss, kommen weitere Bürokratieschritte auf Bauern zu. Konkret: Mit der neuen Verordnung müssen Unternehmen – salopp gesagt – beweisen, dass ihre Lieferketten "entwaldungsfrei" sind. Sprich: Dass dafür keine Bäume gefällt oder Wälder gerodet werden mussten. Sie gilt für die Rohstoffe Kaffee, Kakao, Palmöl, Soja, Rindfleisch, Gummi und Holz. Ursprünglich war sie für Südamerika-Importe gedacht.

Die Bauern sind sauer. "Ein Kleinwaldbesitzer, der etwa einem Tischler einige Baumstämme verkauft, müsste für jeden einzelnen die genaue GPS-Geolokalisation samt lateinischem Baumarten-Namen in ein wenig kompatibles Datenerfassungssystem eintragen", ärgerte sich Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich über die neuen Regelungen bereits.

Ein weiteres Beispiel: "Oder eine Rinderbäuerin im Berggebiet, die Kälber zukauft, diese aufzieht und wiederverkauft, müsste alle Betriebe bzw. Weiden, auf denen die jeweiligen Kälber jemals gegrast haben, mit GPS-Koordinaten hinterlegen. Auch müsste sie genau belegen, dass die Tiere nicht mit Futtermitteln von entwaldeten Flächen gefüttert worden sind", so Moosbrugger.

"Wirtschaftliche Verluste"

Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich wiederum argumentiert mit wirtschaftlichen Verlusten gegen die neue Verordnung: Das Holz im Wald dürfe nicht mehr genutzt werden, es verrotte einfach.

Für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer wird die Waldpflege zum Kostenfaktor, gleichzeitig ist davon auszugehen, dass sich Brenn- und Bauholz für die Menschen verteuert.
Landwirtschaftskammer NÖ
zur neuen EU-Entwaldungs-Verordnung

Für die Waldbesitzer "wird die Waldpflege zum Kostenfaktor, gleichzeitig ist davon auszugehen, dass sich Brenn- und Bauholz für die Menschen verteuert", heißt es seitens der LKNÖ.

v.li.: NÖ Waldverband-Obmann Franz Fischer, LH-Stv. Stephan Pernkopf und Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager unterzeichneten die „Charta für eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung".
v.li.: NÖ Waldverband-Obmann Franz Fischer, LH-Stv. Stephan Pernkopf und Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager unterzeichneten die „Charta für eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung".
Anna Schuecker/LKNÖ

"Mehr als 40 Prozent der niederösterreichischen Landesfläche sind von Wald bedeckt. Er ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, schafft uns Ressourcen und Erneuerbare Energie und bietet Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Umso problematischer und unverständlicher ist die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung. Illegale Entwaldung und Waldvernichtung in anderen Teilen der Welt dürfen kein Argument für eine Einschränkung unserer nachhaltigen, heimischen Forst- und Holzwirtschaft sein. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint – und diese neue EU-Verordnung ist schlecht gemacht", poltert Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP).

Charta unterzeichnet

Um ein Zeichen zu setzen und die Europäische Union unter Druck zu setzen, das neue Reglement zu überarbeiten, unterzeichneten LKNÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, der NÖ Waldverband-Obmann Franz Fischer sowie Pernkopf die "Charta für eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung in Niederösterreich".

"Wir fordern eine europäische Politik, die praxistauglich ist und den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern bei der nachhaltigen Bewirtschaftung und Pflege der Wälder unter die Arme greift. Sie muss an den Erfordernissen der Wälder und an den Nöten der Menschen, die sie pflegen, ausgerichtet sein", so Schmuckenschlager.

Das ist völlig absurd und überzogen, weil es dieses Problem bei uns überhaupt nicht gibt.
Franz Fischer
NÖ Waldverband-Obmann

Die neuen Vorgaben seien "völlig absurd und überzogen", wie Waldverband-Chef Fischer erklärt: "In Österreich wächst der Wald um rund 3.400 Hektar pro Jahr, das entspricht einer Fläche von rund 13 Fußballfeldern pro Tag. Kein Waldbesitzer hat daher Verständnis, dass es zusätzliche Nachweise inkl. GPS-Verortung der gefällten Bäume braucht."

Europaweite Petition

Auch eine europaweite Petition gegen "überzogene EU-Regelungen in der Forstwirtschaft" wurde gestartet. Die Bewirtschaftung der Wälder dürfe nicht zu einem bürokratischen Spießrutenlauf werden", so die Funktionäre unisono.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Waldbesitzer und Bauern sind verärgert über eine neue EU-Verordnung, die bürokratische Hürden für die Nutzung von Holz und anderen Rohstoffen einführt und eine Petition wurde gestartet, um dagegen anzukämpfen
    • Die Betroffenen beklagen wirtschaftliche Verluste und argumentieren, dass die neuen Vorschriften die Waldpflege zu einem Kostenfaktor machen und dazu führen könnten, dass Brenn- und Bauholz teurer wird
    red
    Akt.