Oberösterreich
Bankraub: Schüler (9) führte Polizei zu den Tätern
Zwei Freunde sollen eine Bank überfallen haben. Ein Schüler (9) brachte die Polizisten auf die Spur. Am Dienstag wurden die Beschuldigten verurteilt.
Dichtes Gedränge herrschte Dienstagfrüh im Verhandlungssaal 132 im ersten Stock des Linzer Landesgerichts.
Noch bevor der Prozess gegen zwei mutmaßliche Bankräuber (beide 22 Jahre alt) richtig beginnen konnte, musste die Richterin schon das erste Mal durchgreifen. Einige Zuseher, die nur noch einen Stehplatz ergatterten, hatten den Raum zu verlassen. "Die Corona-Abstandsregeln können so nicht eingehalten werden", stellte die Vorsitzende klar.
Zu diesem Zeitpunkt saßen die Beschuldigten längst in der ersten Reihe und warteten auf ihren "Auftritt". Während der Erstangeklagte Julian H. bei der Verlesung der Anklageschrift nach außen hin sehr gefasst wirkte, spielte der mutmaßliche Komplize Frederik G. immer wieder mit einer Kette in seiner Hand herum. Zwischenzeitlich küsste er oft das darauf befindliche Kreuz. Kurz vor seiner Befragung meinte er zur Richterin noch, er bitte um Nachsicht, da er "sehr nervös" sei.
Wie schon berichtet, soll das Duo am 22. Juni dieses Jahres die Sparkassen-Filiale in Wartberg/Aist (Bez. Freistadt) überfallen haben. Mit Sturmhauben maskiert und einer Gaspistole bewaffnet, soll das Duo wenige Minuten vor 12 Uhr in die Bank gestürmt sein.
Der Zweitangeklagte habe damit die einzig anwesende Angestellte (33) bedroht, sein Komplize bediente sich laut Anklage derweil an der Kassenlade, steckte das Geld in einen mitgebrachten schwarzen Müllsack. Kurz danach habe G. noch Geld aus einem offen stehenden Tresor genommen und ebenfalls in einen schwarzen Müllsack gepackt.
Unmittelbar danach sind sie mit der Beute (immerhin 207.000 Euro) im Auto des Erstangeklagten zu dessen Wohnung nach Pregarten (Bez. Freistadt) gefahren. Dort sollen sie sich umgezogen haben. "Die getragene Kleidung haben wir in den Wäschekorb gegeben", so der Wohnungsmieter vor Gericht.
Die Gaspistole sowie die Sturmhauben sollen sie einige Monate zuvor in Tschechien gekauft haben. Warum sie ausgerechnet diese Filiale gewählt haben, wollte die Richterin wissen. Darauf der Erstangeklagte: "Ich habe in diesem Ort einmal gewohnt, wusste, dass es eine kleine Bank mit wenigen Angestellten ist."
Anruf der Polizei nach wenigen Stunden
Was die beiden nicht ahnten. Ein Schüler (9) hatte das Duo auf seinem Nachhauseweg in Pregarten beobachtet. Er bemerkte, wie die Beschuldigten Geldscheine vor der Wohnung verloren hatten. Diese brachte er seinem Papa und wenig später war auch schon die Polizei informiert.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Täter mit dem Auto aber schon auf dem Weg Richtung Wien. Mitten auf der Autobahn erfolgte schon der erste Anruf vom Landeskriminalamt. "Sie wollten wissen wo wir gerade sind. Sie hätten Fragen bezüglich eines Bankraubs", so H. zur Richterin.
Flucht nach Ungarn
Ans Aufgeben dachte das Duo, dass die Beute laut Anklage zunächst bei der Freundin von H. versteckt hatte, noch nicht. Sie flüchteten laut Staatsanwaltschaft weiter nach Budapest in Ungarn, suchten sich dort ein Hotel. Den Beamten wollte er schon am Telefon glaubhaft machen, dass er sich bereits seit zwei Tagen in Ungarn befinde, heißt es in der Anklage. H. soll die Rezeptionistin überredet haben, eine gefälschte Bestätigung zu schicken. Der Hotelangestellten sei eingeredet worden, es handle sich um Beziehungsprobleme.
Schon am nächsten Tag reiste das Duo jedoch zurück und es kam es zu einem ersten Verhör. Dabei stritten die Beschuldigten noch alles ab.
Doch nach weiteren Ermittlungen zog sich die Schlinge immer enger zu. Am 25. Juni klickten schließlich die Handschellen. "Ich verspürte eine Erleichterung, als sie mich festgenommen haben. Ich habe kaum noch geschlafen. Kurz vor der Verhaftung habe ich noch mit meiner Mama telefoniert und gefragt ob sie mich im Gefängnis besuchen kommt", so G. mit etwas zittriger Stimme.
Beide zeigten sich vor Gericht voll geständig, gaben an, den Fall zutiefst zu bereuen. "Es war der größte Blödsinn, den wir je gemacht haben", waren sie sich einig. Sie hätten in Haft auch schon Therapien begonnen und konnten Jobgarantien bzw. Wohnmöglichkeiten für die Zeit nach der Haftentlassung vorweisen.
Mit dem Geld wollten sie laut eigenen Aussagen ihr Schulden abbezahlen und ihren Lebensstandard verbessern. Der Zweitangeklagte gab an, das Geld für den Leistungssport (Bodybuilding) und das damit verbundene Doping gebraucht zu haben. "Ich wollte unbedingt Profi werden. Die Kosten sind ins Unermessliche gestiegen", so der Beschuldigte.
Mildes Urteil
Der Großteil der Beute konnte übrigens sichergestellt werden. Den Rest haben sie laut eigenen Angaben mit Hilfe der Eltern sowie Großeltern komplett zurückbezahlt. Auch beim Opfer hätten sie sich entschuldigt, bezahlten der Frau Schmerzensgeld. Die Waffe wie auch die Sturmhauben, hätten sie in die Donau geworfen.
Nach nicht einmal zwei Stunden verkündete die Richterin das doch sehr milde Urteil. Betrug der Strafrahmen bis zu 15 Jahre Haft, kam das Duo mit einer teilbedingten dreijährigen Haftstrafe (ein Jahr unbedingt) davon – nicht rechtskräftig.
Den Verurteilten sowie den im Saal anwesenden Angehörigen war die riesige Erleichterung förmlich anzusehen. Die jungen Männer nahmen das Urteil an. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.