Österreich
"Bank gibt uns kein Geld, weil wir Russen sind"
Als Österreicherin mit weißrussischen Wurzeln bekommt Anita C. wegen dem Ukraine-Krieg kein Geld von ihrer Bank.
Anita C. (Name geändert) lebt seit 30 Jahren in Österreich, seit 25 Jahren hat die gebürtige Weißrussin die österreichische Staatsbürgerschaft. Gemeinsam mit ihrem Sohn vermietet sie Zimmer in der Steiermark. Dafür hat die Familie auch ein Konto bei einer großen Bank. "Mein Sohn ist russischer Staatsbürger, er lebt mit Frau und Kindern hauptsächlich in der Nähe von Moskau. Unser Konto in Österreich läuft auf seinen Namen."
Und genau das wird Anita C. nun zum Verhängnis. "Wir erwarten eine dringende Zahlung von 3.000 Euro auf unser Konto, doch die Bank hat es nicht draufgebucht", ist sie fassungslos. Das Geld sind Einnahmen von der Vermietung ihrer Ferienzimmer. "Ich habe einen Kredit abzubezahlen und bin auf diese Summe angewiesen."
"Wir sind doch keine Oligarchen!"
"Auf meine Nachfrage, warum wir kein Geld bekommen, sagte mir eine Hotline-Mitarbeiterin: Es laufen Sanktionen gegen Russland und ihr Sohn ist Russe." Anita C. ist außer sich: "Wir sind doch keine Oligarchen! Wir vermieten lediglich ein paar Zimmer. Die Bank gibt uns kein Geld, weil wir Russen sind." Die 59-Jährige versucht nun seit Tagen, einen Entscheidungsträger bei der Bank zu erreichen. "Niemand antwortet auf Nachrichten oder Mails, niemand ruft zurück."
Auf "Heute"-Anfrage heißt es von der Bank, man dürfe zu dem konkreten Fall keine Auskunft geben. Dennoch klärt die Pressesprecherin auf: "Als in Österreich ansässiges Kreditinstitut haben wir entsprechend den jeweils geltenden Sanktionsbestimmungen, insbesondere Artikel 5b der Verordnung (EU) 2022/328 umgehend zu handeln, um nicht gegen Sanktionen zu verstoßen." Es müsse jedoch "im Einzelfall geprüft werden, inwiefern Ausnahmebestimmungen zur Anwendung gelangen. Aus diesem Grund wurde für Kunden mit russischer Staatsbürgerschaft bei eingehenden Zahlungsflüssen eine Einzelfallprüfung implementiert."
Für Anita C. ist das völlig inakzeptabel. "Ich bin Österreicherin und brauche das Geld." Für die 59-Jährige ist die Situation "sehr erniedrigend. Ehrlich gesagt, überlege ich langsam meine Zelte abzubrechen, weil in einem Land, wo man die Rechte der Menschen mit Füßen zertritt, möchte ich nicht leben. Es ist sehr traurig zu sehen, wie in einem früher freien und glücklichen Land, Menschen 'in die Knie gezwungen werden.'"