Welt
Bali ruft Notstand wegen Abfall am Strand aus
Am Kuta-Strand auf der indonesischen Insel Bali türmen sich täglich 100 Tonnen Abfall. Jetzt wurde der Notstand ausgerufen.
Bali hat ein riesiges Abfallproblem: Am Kuta-Strand im südlichen Teil der Insel sammelt ein Reinigungstrupp bestehend aus 700 Mann jeden Tag rund 100 Tonnen Plastikmüll, den dann 35 Lastwagen abtransportieren. Die Abfallkrise ist derzeit so schwer, dass die indonesische Regierung den Notstand ausgerufen hat.
Der betroffene Strand ist bei Touristen eigentlich besonders beliebt, doch: "Wenn ich schwimmen will, ist es nicht sehr angenehm", erzählt die österreichische Touristin Vanessa Moonshine der Nachrichtenagentur AFP. "Ich sehe hier täglich jede Menge Müll. Es ist wirklich schrecklich."
Besonders schlimm zwischen November und März
"Putzmannschaften sammeln Abfälle, aber am nächsten Tag ist die Situation die gleiche", sagt der deutsche Tourist Claus Dignas. Sein Eindruck ist, dass die Menge an Schmutz und Dreck, die aus dem Meer ihren Weg an den Kuta-Strand von Bali findet, mit jedem Jahr zunimmt.
Das Problem verschlimmert sich besonders während der Regenzeit von November bis März, wenn starke Winde und Meeresströmungen Abfall an die Strände bringen und Flüsse Müll an die Küste tragen, sagt Putu Eka Merthawan, Mitglied einer lokalen Umweltschutzagentur.
Menschen essen Plastikmüll durch Fische
Die Müllberge, die sich an den Stränden türmen, machen Balis Ruf als Trauminsel zunichte. Die Inselgruppe im Indischen Ozean ist mit rund 255 Millionen Einwohnern auf Platz vier der bevölkerungsreichsten Länder der Erde – und nach China der zweitgrößte Produzent von Meeresmüll. Jährlich werden 1,29 Millionen Tonnen ins Meer geworfen, die immense Schäden an Ökosystemen verursachen.
Für I Gede Hendrawa, einen Meeresforscher an der Udayana-Universität in Bali, ist das Plastik eine ebenso ernste Bedrohung wie der große Vulkanausbruch, den Bali seit zwei Monaten erlebt. "Der Abfall stört die Touristen vor allem aus ästhetischen Gründen, aber das Problem des Plastiks ist viel ernster als das: Mikroplastik kann die Fische verseuchen, die, wenn sie dann von Menschen verzehrt werden, gesundheitliche Folgen wie Krebs verursachen können", so Hendrawa.
70 Prozent des Abfalls müssen weg
Um die Müllkrise zu bekämpfen, hat sich Indonesien der Kampagne "Saubere Ozeane" der Vereinten Nationen angeschlossen, die Anfang 2017 gestartet wurde. Die indonesische Regierung hat sich dazu verpflichtet, den Meeresmüll bis 2025 um 70 Prozent zu reduzieren.
Das Programm zielt darauf ab, die Recyclingquote von Plastik zu erhöhen – im Moment praktisch nicht existent –, Sanierungskampagnen zu starten und den Einsatz von Kunststofftaschen im Einzelhandel zu reduzieren.
Für Meeresforscher Hendrawa sollte die Regierung sogar "Plastiktüten in den Läden verbieten" und die Bevölkerung stärker mobilisieren: "Die Zentralregierung sollte die Kampagne zur Reduzierung der Verwendung von Plastikverpackungen verstärken", meint er. (kle)