Sportmix

Autoverkäufer ist erster Weltcupsieger nach Hirscher

Hannes Angerer ist Autoverkäufer in Tirol. Und er ist der einzige Gesamtweltcupsieger seit Marcel Hirscher. Jetzt startet er die Saison – auf Gras.

Martin Huber
Angerer über Hirscher: "Ich habe die gleiche Kristallkugel wie Marcel. Das macht mich stolz."
Angerer über Hirscher: "Ich habe die gleiche Kristallkugel wie Marcel. Das macht mich stolz."
GEPA

Er ist Österreichs einziger Ski-Gesamtweltcupsieger seit Marcel Hirscher, der die große Kugel 2019 holte.

Hannes Angerer carvt aber auf Wiesen – und startet jetzt in die Saison. Der Tiroler Autoverkäufer ist Österreichs bester Grasski-Läufer. "Kristallkugel habe ich aber die gleiche daheim wie Marcel Hirscher oder Marco Odermatt. Das macht mich stolz."

Angerer attackiert auf der Wiese: "Wir sind die Extremcarver, weil wir mit den Rollen nicht driften oder bremsen können."
Angerer attackiert auf der Wiese: "Wir sind die Extremcarver, weil wir mit den Rollen nicht driften oder bremsen können."
zVg

300 Euro für den Sieg

Angerer ist ÖSV-Athlet, mit den Winter-Helden wie Marco Schwarz oder Vincent Kriechmayr verbindet ihn aber höchstens der rot-weiß-rote Rennanzug. "300 Euro gibt es für einen Weltcupsieg", erzählt der 28-Jährige "Heute". "Dafür geht es bei uns familiärer zu. Wenn du kurz vor dem Start Probleme mit dem Material hast, dann hilft dir der deutsche Kollege."

Das Skifahren im Sommer ist anders als im Winter. "Wir sind die Extremcarver, weil wir mit den Rollen nicht driften oder bremsen können. Auch das Taktieren ist im Sommer schwieriger.“

Die Wiese ist als Untergrund unruhiger als Schnee. "Da sind ja Nutztiere drin", erklärt Angerer. "Die Almwiesen in der Schweiz auf fast 2.000 Metern sind butterweich, in Tschechien fährt man im Hochsommer wie auf einer Betonplatte. Wir spüren den Klimawandel extrem, die Böden werden immer härter."

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    gepa, picturedesk, Instagram

    15.000 Fans im Iran

    Acht Weltcuprennen sind bis zum September geplant. Sein Highlight sind die Bewerbe in Marbachegg in der Schweiz. "Ein Hauch von Streif", strahlt Angerer. "Dort geht es so steil weg, du siehst das zweite Tor nicht."

    Und die Rennen im Iran, wo heuer die WM geplant ist. "Dort ist Grasski Volkssport und hat große Tradition. Die Wiesen sind dort wie auf einem Golfplatz. Der Iran bringt immer wieder gute Fahrer heraus, die daheim nur ganz schwer zu schlagen sind." Gefahren wird in Dizin, das Skigebiet liegt 120 Kilometer nördlich von Teheran, die Berggipfel sind bis zu 3.600 Meter hoch. "Die Rennen werden live im Fernsehen übertragen, es stehen trotzdem 15.000 Fans an der Strecke. Und die Leute erkennen mich. Fahre ich dort in die Top 3 habe ich auf Instagram plötzlich 500 Follower mehr.“

    Angerers Ziel für die Saison, die Anfang Juni mit den österreichischen Meisterschaften in Schwarzenbach startet: "Ich war elf Mal Junioren-Weltmeister, heuer will ich erstmals WM-Gold."

    Angerer mit der Kristallkugel: "Die gleiche wie bei Hirscher oder Odermatt."
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    zVg

    Begonnen hat er seine Skifahrer-Karriere natürlich auf Schnee. Mit Vize-Weltmeister Dominik Raschner war er als Schüler auf Augenhöhe. Auch heute übt er viel im Winter. "Vor der Saison 2021, als ich in nur einem Weltcuprennen nicht am Stockerl stand, hatte ich allein 122 Skitage im Schnee. An 90 Tagen habe ich mit Torstangen trainiert." Auch als Firngleiter ist der Autoverkäufer mehrfacher österreichischer Meister.

    Bereits mit elf Jahren kam Angerer, der heute in Mils vor allem Fiats, Alfa Romeos und Jeeps verkauft, mit dem Grasskifahren in Kontakt – die Liebe bleibt für immer. "Du musst technisch sehr sauber fahren, extrem zentral über dem Ski stehen. Leider ist die Verletzungsgefahr groß, sonst würden auch die Winter-Weltcupläufer im Sommer mehr auf Rollen trainieren", glaubt er.

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      Calzedonia

      Beim Material wird im Sommer noch mehr getüftelt. "Die Rollen werden von einer Art Panzerkette fixiert. Je nach Boden wird mit dem Stanleymesser geschärft. Ein neuer Satz Rollen kostet 50 bis 150 Euro, 500 Euro können da an einem Rennwochenende schon draufgehen."

      Die Torabstände sind von der FIS vorgegeben. Die Disziplin Abfahrt und auch Sprünge gibt es nicht. "Zu gefährlich! Stürze tun bei uns mehr weh als im Winter", sagt Angerer. "Ich würde ja sehr gerne in Kitzbühel fahren. Es geht aber nicht mit den Rollen, auf der Streif gibt es leider viel zu viele Querwege."     

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