Wien
10 Prozent der Wiener Teens lieben gleichgeschlechtlich
In Ottakring wird das 1. queere Jugendzentrum Wiens entstehen. "Heute" hat mit Thomas Weber, dem LGBTQ-Sprecher der NEOS, über Queerness gesprochen.
Thomas Weber ist Landtagsabgeordneter und Mitglied des Wiener Gemeinderats. Er ist NEOS Wien Sprecher für: Kultur, LGBTIQ*, Menschenrechte, Demokratie, Bürger*innenbeteiligung.
"Heute": Wie viele queere Jugendliche gibt es in Wien?
Thomas Weber: Man geht generell von etwa 10 Prozent gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen aus, hinzu kommen Jugendliche mit Transthematik und intergeschlechtliche Jugendliche, so, dass diese 10 Prozent eher die Untergrenze sind. Weiters gibt es einen Großstadt-Effekt, d.h. viele LGBTIQ-Jugendliche und junge Erwachsene ziehen gerne von ländlicheren Gebieten in die Großstadt, machen hier eine Lehre bzw. besuchen hier Schulen, Universitäten und nutzen Jugend- und Freizeitangebote in Wien.
"Heute": Wer macht die professionelle Begleitung und Beratung?
Thomas Weber: Das neu zu schaffende Queere Jugendzentrum entspricht allen Qualitätsstandard der offenen Wiener Jugendarbeit. Die fix Angestellten Mitarbeiter*innen kommen vor allem aus den Bereichen Soziale Arbeit und Sozialpädagogik, vereinzelt auch aus verwandten Berufen wie z.B. Psychologie oder Soziologie. Große Bedeutung hat auch die LGBTIQ-Kompetenz und die Diversität innerhalb des Teams.
"Heute": 55.000 Euro sind die Anstoßfinanzierung – wofür reichen die aus?
Thomas Weber: Diese Anstoßfinanzierung ermöglicht heuer die Aufbauarbeit seitens des Vereins Q:Wir, also die genaue Konzeption, Raumsuche, Budgeterstellung, Antragstellung für den für 2024 geplanten Regelbetrieb etc.
"Heute": Wieviel kostet der Betrieb des Zentrums voraussichtlich jährlich?
Thomas Weber: Die genauen Kosten können derzeit noch nicht berechnet werden. Die Kosten für das Personal, wie auch für die Miete und sonstigen Betriebskosten des Queeren Jugendzentrums werden aber jedenfalls in der gleichen Größenordnung sein wie bei anderen in der Größe vergleichbaren Jugendzentren in Wien.
"Heute": Dürfen auch nicht queere Teenager hinein?
Thomas Weber: Das Queere Jugendzentrum wendet sich in erster Linie an LGBTIQ-Jugendliche im Alter von 13 -27 Jahren. Natürlich dürfen diese enge Freund*innen mitbringen. Vor allem aber ist das Queere Jugendzentrum auch offen für Jugendliche, die sich mit ihrer Identität und Orientierung beschäftigen und die Fragen dazu haben, unabhängig, wie sich diese dann schlussendlich selbst definieren. Eine Aufgabe des Queeren Jugendzentrums ist es ja, gerade unsichere oder verwirrte Jugendliche aufzufangen, ihnen Raum zu geben, Begegnungen und Austausch unter ähnlich Empfindenden zu fördern und sie ergebnisoffen zu beraten.
"Heute": Ist es als Synthese von Beratungszentrum und Treffpunkt/Jugendzentrum geplant?
Thomas Weber: Das Queere Jugendzentrum ist, wie alle Jugendzentren in Wien, ein Ort, der Begegnungen ermöglicht, Freizeitangebote macht und Jugendliche berät. Für psychologische oder therapeutische Fachberatungen gibt es in Wien zahlreiche andere spezialisierte Einrichtungen, an die Jugendliche bei Bedarf weiterverwiesen werden können.
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"Heute": Was wird neben einer Beratung für die jungen Leute angeboten?
Thomas Weber: Das Angebot für Jugendliche ist in den Jugendzentren in Wien ausgesprochen vielfältig. Es hängt auch von der konkreten Zielgruppe, den räumlichen Gegebenheiten und den individuellen Kompetenzen der Mitarbeiter*innen ab. Vor allem aber hängt es von den Wünschen und Interessen der Jugendlichen selbst ab, mit denen das Programm immer partizipativ und gemeinschaftlich erarbeitet wird.
"Heute": Was für eine Location wurde wo in Wien gesucht?
Thomas Weber: Wir suchten in ganz Wien ein Gassenlokal, das ca. 300-500 Quadratmeter groß ist und das die Anforderungen, die in der WAS-IHS-Bedarfsanalyse "Queere Jugendarbeit in Wien“ definiert wurden, erfüllt. Dazu gehören etwa gute öffentliche Erreichbarkeit, die Ausgewogenheit zwischen Sichtbarkeit nach außen und Sicherheit nach innen und natürlich Barrierefreiheit. Besonders freut es uns, dass mehrere Bezirksvertretungen ihr Interesse bekundet und im Bezirksparlament Anträge beschlossen haben, dass das Queere Jugendzentrum bei ihnen im Bezirk entstehen soll.