Ukraine-Krieg
Atom-Drohung – nur so lässt sich Putin wirklich stoppen
Wladimir Putin droht offen mit Atomschlägen auf den Westen. Bei einem Russland-Experten lässt das alle Alarmglocken schrillen, wie er im TV schildert.
Geleakte Militärakten und eine Rede von Kriegsherr Wladimir Putin zeigen, dass Russland in Bezug auf den Einsatz von Atomwaffen keine Grenzen kennt.
Ein feindlicher Einmarsch auf russisches Territorium, die Zerstörung von 20 Prozent der strategischen U-Boote Russlands mit ballistischen Raketen und die Niederlage von Einheiten, die für die Grenzsicherung zuständig sind, wären genauso Ereignisse für einen Atomwaffen-Einsatz wie ein feindlicher Angriff auf Russland mit konventionellen Waffen, die Zerstörung von 30 Prozent der atomgetriebenen U-Boote, drei oder mehr Kreuzer, drei Flugplätze oder ein gleichzeitiger Angriff auf Haupt- und Reservekommandozentralen an der Küste.
Putin will auf Nato schießen – auch nuklear
Überraschend war auch Putins deutliche und aggressive Ansage an den Westen – und eine direkte Replik auf Emmanuel Macrons Vorstoß, Bodentruppen in die Ukraine zu schicken. Putin machte deutlich, dass er in so einem Fall gewillt sei, die Lage eskalieren zu lassen und auf Nato-Gebiet zu schießen, auch in nuklearen Dimensionen. Das hätte freilich die Zerstörung der Welt zur Folge, so Putin, der genau wissen dürfte, dass ein Einsatz von Nuklearwaffen taktisch und stufenweise ablaufen würde.
Russland-Experte Nico Lange, Sicherheitsexperte der Münchner Sicherheitskonferenz, sah die neuen Drohungen am späten Donnerstagabend in der "ZIB2", zugeschaltet aus Berlin zu ORF-Moderatorin Margit Laufer, mit Sorge. Die Rede Putins sei "nach innen gerichtet gewesen" und ein Sammelsurium, warum es bis Ende 2030 "toll wird in Russland", warum man "dort gut leben kann". Man frage sich als Außenstehender aber, "was Putin die letzten 25 Jahre gemacht hat", wenn er das so betonen müssen, so Lange. "Die Russen wissen, dass sie keine Wahl haben", es stehe schon fest, wer wie viele Prozent bei der Russland-Wahl aus welcher Region für Putin abliefern müsse, hieß es.
"Putin ist traumatisiert", sagt der Experte
"Putin ist traumatisiert" durch die Ereignisse in Deutschland aus seiner Zeit als KGB-Agent, als Wahlen eine Bedrohung für ihn waren, so Lange. Deswegen lasse es Putin auch gar nicht darauf ankommen, nur irgendwie in Gefahr zu kommen bei der Wahl, er "geht auf Nummer sicher bei dieser Wahl", so Lange. Putin wolle "seine historische Mission verwirklichen, das ist wirklich sehr gefährlich", so Lange. Er benutze das nukleare Potenzial Russlands, "um uns Angst zu machen" und den Angriffskrieg auf die Ukraine abzusichern, so der Experte. Putin "genießt es natürlich, wenn es Uneinigkeit gibt in Europa", und er versuche, diese noch zu vergrößern, so der Experte zu Macrons Vorstoß für Bodentruppen in der Ukraine.
"Es gibt eine grundsätzliche Einigkeit" des Westens, dass man die Ukraine unterstütze und dass man Putin den militärischen Sieg in der Ukraine verweigere, so Lange. Putin habe auch bei seiner Rede in Russland keinerlei militärische Erfolge präsentieren können, so der Experte. Nun gelte es, dass man das aufrechterhalte. "Die Ukraine muss die russischen Streitkräfte in der Ukraine schlagen", das müsse man so aussprechen und Putin müsse eine Niederlage zugefügt werden, so der Experte. Die Frage sei, was der Westen nun tue, um Putin an der Erreichung seiner Ziele zu verhindern.
Putins Rede zur Lage der Nation in Bildern
Nur Waffenlieferungen können Putin stoppen
Militärisch hat Putin in Bezug auf die Republik Moldau keinerlei Möglichkeiten, er komme weder am Luft-, noch am Land- oder Meerweg an die Region heran, so Lange zu den Transnistrien-Drohungen des russischen Präsidenten. Aber "er lässt keinen Zweifel daran, was er vorhat", so Lange, er habe auch keinerlei Absicht, sich auf einen Waffenstillstand oder ein Abkommen einzulassen. Stoppen könnten ihn von einem Vormarsch nach Transnistrien oder Odessa nur Waffenlieferungen des Westens für die Ukraine, so der Experte.
Auf den Punkt gebracht
- Der russische Präsident Wladimir Putin hat offen mit Atomangriffen gedroht und signalisiert, dass Russland keine Grenzen hinsichtlich des Einsatzes von Atomwaffen kennt
- Putin machte deutlich, dass er bereit ist, die Lage eskalieren zu lassen und im Falle eines einmarschierenden feindlichen Bodentruppeneinsatzes auf die Ukraine auch nukleare Dimensionen nicht ausschließt
- Der Experte Nico Lange betont, dass Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine der einzige Weg sind, um Putin aufzuhalten