Die Wahlmotive 2024

Asyl, Kriminalität, Österreich – darum triumphierte FPÖ

Die FPÖ hat die Nationalratswahl 2024 fulminant gewonnen. Doch warum eigentlich? "Heute" weiß, warum die Bürger für die Freiheitlichen stimmten.

Newsdesk Heute
Asyl, Kriminalität, Österreich – darum triumphierte FPÖ
FPÖ-Spitzenkandidat Herbert Kickl konnten mit den Themen Asyl, Migration und Sicherheit punkten.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Spannend wie nie zeigen sich nach der Nationalratswahl 2024 die Wahlmotive der Österreicher, die PULS 24, ATV und die Agentur Peter Hajek Public Opinion Strategies GmbH veröffentlicht hat. Überraschend spielte das verheerende Hochwasser keine entscheidende Rolle, einer bestimmten Partei die Stimme zu geben, wie die Telefon-/Online-Befragung von 1.200 Wählern zwischen 24. und 28. September 2024 zeigte (Schwankungsbreite +/- 2,8%).

Acht von zehn Wählern hatten laut Meinungsforscher Peter Hajek ihre Entscheidung schon länger vor der Wahl getroffen, ganz besonders stechen da die FPÖ-Wähler als Frühentschlossene hervor.

Hochwasser spielte fast keine Rolle

Nur zwei Prozent geben laut Hajek an, durch das Hochwasser "sehr beeinflusst" gewesen zu sein, weitere fünf Prozent wurden "eher beeinflusst". "Hinzu kommt, dass jeder Zweite, der das Hochwasser signifikant in seine Wahlentscheidung einfließen hat lassen, wurde darin bestärkt, die schon angedachte Partei zu wählen", so der Meinungsforscher. "Das Hochwasser erfährt nicht einmal in den spontanen Wahlmotiven der Grün-Wähler eine nennenswerte Erwähnung." Doch aus welchen Gründen wurden die Parteien dann gewählt? "Grundsätzlich lässt sich sagen, dass in den Wahlmotiven die Kampagnen der Parteien gut abgebildet werden", so Hajek.

FPÖ: Migration, Corona (!) und Machtwechsel

Die FPÖ-Wählerschaft hatte laut Hajek drei "ganz klare" Themen: Migration, Corona (!) und Machtwechsel. "In ihrer Klarheit unterscheiden sich die blauen Wähler von den anderen Wählerschaften – außer den Grünen mit dem Evergreen Klimawandel & Umweltschutz", so Hajek. Jeder dritte FPÖ-Wähler gab den Freiheitlichen die Stimme wegen der Zuwanderung, dem Thema Asyl, Kriminalität durch Zuwanderer und weil es die "Partei für die Österreicher" sei. 29 Prozent sahen sich von der Partei und ihren Werten am besten vertreten, 16 Prozent wählten Herbert Kickls Blaue aus den Gründen "Corona-Maßnahmen" und "Impfzwang". Weiteren 14 Prozent ging es mit ihrer Stimme um einen Machtwechsel.

Österreich wählt – alle Parteien, Kandidaten, der Wahltag

1/64
Gehe zur Galerie
    Herbert Kickl  - erster Auftritt nach dem Wahlsieg bei der Nationalratswahl.
    Herbert Kickl - erster Auftritt nach dem Wahlsieg bei der Nationalratswahl.
    Helmut Graf

    ÖVP: Stammwähler und geringstes Übel

    "ÖVP und SPÖ wurden auf ihre Stammwählerklientel zurückgeworfen, wie die Wahlmotive zeigen", so Hajek. "Es finden sich natürlich auch hier Kampagne-Anteile (Nehammer, soziale Gerechtigkeit), jedoch bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei der blauen Konkurrenz." So konnte die ÖVP offenbar nicht mit einem konkreten Thema punkten. 27 Prozent der Wähler sagten, die Volkspartei habe ihre Stimme bekommen, weil sie "Themen, Werte" und die Wähler-eigenen Interessen vertrete, für weiter 17 Prozent war die ÖVP schlicht "die einzig wählbare Partei" oder das "geringste Übel". 14 weitere Prozent waren ÖVP-Stammwähler.

    SPÖ: Soziales und "einzig wählbare Partei"

    Sehr ähnlich sehen die Motive der Menschen aus, die den Roten von Andreas Babler ihre Stimme gaben. Jeder Fünfte (21 Prozent) wählte die Partei aus den Gründen "Themen, Werte, vertritt meine Interessen". Weitere 16 Prozent wurden vom SPÖ-Programm in Sachen Soziales und soziale Gerechtigkeit überzeugt, ebenfalls 16 Prozent hielten die Sozialdemokraten für die "einzig wählbare Partei" oder "das geringste Übel". Direkt dahinter folgten mit 13 Prozent jene Wähler, die mit einer Stimme für die SPÖ gegen die FPÖ wählen oder eine FPÖ-ÖVP-Regierung verhindern wollten.

    NEOS: Einzige Partei, bei der Spitzenkandidatin überzeugte

    "NEOS-Wähler haben erstmalig bei einer Wahl nicht Bildung oder frischer Wind – der ist nun bei BIER – angegeben. Erstes konkretes Wahlmotiv war Beate Meinl-Reisinger. Man ist im Partei-Establishment angekommen", heißt es von Hajek. Spannend: Bei keiner anderen Partei überzeugte der Spitzenkandidat so sehr die Wähler (16 Prozent), wie es Meinl-Reisinger bei den Pinken tat. 34 Prozent wählten die NEOS, weil "Themen, Werte" und "vertritt meine Interessen" zutreffen würde, als "einzig wählbare Partei/geringstes Übel" galt sie für 21 Prozent. 13 Prozent nannten zudem noch das konkrete Thema "Bildung".

    Grüne: Klimaschutz und gute Regierungsarbeit

    Bei den Grünen überrascht das Hauptwahlmotiv wenig: 59 Prozent wählten die Partei von Werner Kogler, weil ihnen Klimaschutz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtig sind. Weitere 34 Prozent sagen sich bei "Themen, Werten" und "Interessen" am besten vertreten, acht Prozent attestierten den Grünen eine gute Regierungsarbeit und gute Ministerinnen und Minister.

    Bierpartei: Frischer Wind und für junge Menschen

    "Wenig überraschend war Dominik Wlazny ein signifikanter Vote-getter", so Hajek, allerdings bei der Stimmabgabe auch "nur" für 14 Prozent. 30 Prozent stimmten für "Veränderung" oder einen "frischen Wind", 24 Prozent erklärten, nicht zu wissen, "wen ich sonst wählen sollte". Jede und jeder Fünfte stimmte für die Bierpartei als Bewegung "für junge Menschen", 18 Prozent lobten "Themen, Ideen und Programm".

    KPÖ: Für arme Menschen, Soziales und leistbares Wohnen

    Tobias Schweiger spielte "eine untergeordnete Rolle", so Hajek. "Bei den Grünen hat das Tradition, Schweiger war vielleicht noch zu wenig bekannt", so der Experte. So sahen 28 Prozent der FPÖ-Wähler die KPÖ als "einzig wählbare Partei" oder als "geringstes Übel", 18 Prozent sahen sich bei den Inhalten am besten vertreten. Dahinter folgten in absteigender Reihenfolge die Themen "arbeitet für die Menschen/für arme Menschen" (15 Prozent), "Soziales/soziale Gerechtigkeit" (14 Prozent) und "leistbares Wohnen" (11 Prozent).

    Herbert Kickls Leben in Bildern

    1/13
    Gehe zur Galerie
      FPÖ-Chef Herbert Kickl wurde am 19. Oktober 1968 in Villach geboren und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Nach der Matura am Bundesgymnasium Spittal an der Drau studierte er erst Publizistik und Politikwissenschaften, ab 1989 Philosophie und Geschichte.
      FPÖ-Chef Herbert Kickl wurde am 19. Oktober 1968 in Villach geboren und wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Nach der Matura am Bundesgymnasium Spittal an der Drau studierte er erst Publizistik und Politikwissenschaften, ab 1989 Philosophie und Geschichte.
      Heinz-Peter Bader / AP / picturedesk.com

      Auf den Punkt gebracht

      • Die FPÖ hat die Nationalratswahl 2024 klar gewonnen, hauptsächlich aufgrund der Themen Migration, Corona und Machtwechsel, die ihre Wähler besonders ansprachen
      • Die anderen Parteien konnten ihre Stammwähler mobilisieren, wobei die Grünen mit Klimaschutz und die NEOS mit ihrer Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger punkteten
      red
      Akt.
      An der Unterhaltung teilnehmen