Szene
Neuer Asterix hat Hippies und neue Hauptfiguren
Band 38 des Kult-Comix "Die Tochter des Vercingetorix" modernisiert – auf den Stand der 1970er.
"Die Tochter des Vercingetorix" holt seit 24.10. Asterix aus seinem Winterschlaf. Adrenaline, die Teenage-Tochter des legendären Averner-Häuptlings Vercingetorix mischt das Gallische Dorf auf. Ihr Vater wollte Gallien gegen Cäsar zum Sieg führen und musste sich unterwerfen (das ist historisch belegt). Seine Tochter wurde seither versteckt und soll nun außer Landes gebracht werden. Weil die Römer davon Wind bekommen haben und das verhindern wollen, bringen ihre Ziehväter die junge Adrenaline ins Dorf der unbeugsamen Gallier.
Asterix Band 38 "Die Tochter des Vercingetorix". Fotocredit: obs/Egmont Ehapa Media GmbH
"Stärker auf weibliche Figuren konzentrieren"
"Wir wollten uns stärker auf weibliche Figuren konzentrieren. Und bislang spielten Jugendliche in der Asterix-Reihe keine allzu große Rolle", sagen die Autoren. Nach insgesamt 37 Alben wollten sie neue Themen und Figuren finden, um Raum für neue Ideen zu schaffen und frischen Wind rein durch die gallische Dorfgemeinschaft wehen zu lassen.
Die Söhne der Gallier bekommen Hauptrollen
Vorhang auf für Aspix und Surimix, die Söhne von Fischhändler Verleihnix und Selfix, den Sohn von Schmied Automatix. Statt Wildschweine zu Jagen und Römer zu vermöbeln bekommen es Asterix und Obelix plötzlich mit der eigenen Jugendkultur zu tun.
Greta Thunberg und John Lennon
Statt sich zu prügeln macht sich die nächste Generation Sorgen um Nachhaltigkeit, die Überjagung der Wildschweinpopulation und Sozialleistungen für Kinder. Ein anderer Jungspund zitiert John Lennons "Imagine" und bemalt sein Boot mit Blumen. Die Modernisierung der Gallier bleibt also am Weg zu Greta Thunberg in der Hippie-Zeit stecken. Wahrscheinlich auch, weil Autoren-Duo Ferri und Conrad inszwischen selbst schon 60 sind und sich an ihre nicht mehr ganz aktuelle Jugendzeit zurückerinnern.
Wieder mit dabei: Die Piraten, jede Menge Römer, Cäsar und die anderen üblichen Verdächtigen.
Es geht wieder bergauf mit Asterix
Fazit: Langsam werden die Asterix-Bände wieder besser. Zur alten Hochform der Originalhefte als Albert Uderzo und René Goscinny (†1977) noch gemeinsame Sache machten, kann aber auch Häuptlingstochter Adrenaline nicht führen.
Verschwundene erste Seite wieder da
Band 38, der 4. Asterix-Band von Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichungen), die die Nachfolge der Original-Autoren übernahmen wurden blasphemische Änderungen, die Alt-Fans Magendrücken bereiteten wieder rückgängig gemacht. Die berühmte erste Seite "Wir befinden uns im Jahr 50 v. Chr. Ganz Gallien ...) feiert ein Comeback und auch die Kultlänge von genau 48 Seiten ist wieder da.
Bester Asterix seit Jahren: "Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks"
Bester Asterix seit Jahren ist ausgerechnet der Animationsfilm
Band 37 "Asterix in Italien" (erschienen 2017) blieb trotz Wagenrennens eine lahme Ente. Ein überraschendes Highlight war dazuwischen der Animationsfilm "Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks"(hier geht 's zur Kino-Kritik "Warum der neue Asterix endlich wieder saugut ist" (erschien im März 2019). Das Heft dazu war allerdings nicht in Comicform.
Ein Drittel der Asterix-Fans spricht deutsch
"Die Tochter des Vercingetorix" erscheint mit einer Auflage von fünf Millionen Heften. Wie groß die Fangemeinde des kleinen Galliers im deutschsprachigen Raum ist, erkennt man an der deutschen Auflage: 1,6 Millionen Hefte kommen bei uns auf den Markt. Das entspricht 32 Prozent, also fast einem Drittel.