Welt
Assange: "Ich vergebe und vergesse niemals!"
Die schwedischen Ermittlungen gegen den Wikileaks-Gründer wurden eingestellt. Am Freitag trat der 45-Jährige vor die Presse: Die ganze Rede im Video.
Seit fünf Jahren hat Julian Assange keinen Fuß vor sein selbst gewähltes Exil, der ecuadorischen Botschaft, in London gesetzt. Er fürchtet eine Auslieferung. Jetzt ermittelt Schweden nicht mehr gegen ihn. Aus dem Haus traut sich der Wikileaks-Gründer deshalb aber noch lange nicht.
"Sieben Jahre, ohne Anklage, während meine Kinder aufwuchsen... das ist nichts, das ich vergeben könnte. Das ist nichts, das ich vergessen könnte", begann der 45-Jährige seine Presseansprache und klagte das Rechtssystem weiter an: "Inhaftierung und Auslieferung ohne Anklage ist zu einem Markenzeichen der Europäischen Union geworden."
Assange hatte immer gefürchtet, Schweden würde ihn sofort an die USA ausliefern, wo dem Australier ein Prozess wegen Hochverrats nach der Veröffentlichung Tausender geheimer Dokumente droht. Deshalb hatte er sich seit 2012 in der Botschaft Ecuadors versteckt, wo er auch um politisches Asyl angesucht hatte.
Jahrelang hatten sich schwedische Staatsanwälte ein juristisches Tauziehen mit Assanges Anwälten geliefert. In Schweden soll der Australier 2010 eine Frau vergewaltigt haben. Weitere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Assange sind bereits verjährt. Der Wikileaks-Gründer beteuerte stets seine Unschuld und versuchte immer wieder, eine Aufhebung des Haftbefehls zu erreichen.
Schwedische Staatsanwälte geben auf
Die schwedischen Behörden verkündeten am Freitag, die Ermittlungen gegen den 45-Jährigen seien beendet. Der Verdacht gegen ihn sei zwar nicht aus der Welt, macht Anklägerin Marianne Ny am Freitag klar. Doch ohne, dass Assange sich in Schweden einem Prozess stellt, treten die Staatsanwälte in dem Fall auf der Stelle: "Wir sehen keine Möglichkeiten, die Ermittlungen weiter voranzutreiben."
"Ernsthaft? Oh mein Gott", freut sich Assange nach Angaben seines Anwalts. Dazu twittert er ein Bild von sich, auf dem er in die Kamera strahlt. Doch das heißt nicht, dass er ein freier Mann ist. Denn kurz darauf stellt die Londoner Polizei klar: Assange wird immer noch gesucht - aber wegen eines "viel weniger schweren" Vergehens. Damit dürfte ein Verstoß gegen die Auflagen gemeint sein, die der Australier 2012 hatte. Damals war er auf Kaution frei.
Das Katz- und Maus-Spiel geht also weiter. (rcp/20 Minuten)