Politik musste eingreifen

Arzt wegen Genderstreit rausgeworfen – Uni lenkt ein

Nach einer gegenderten E-Mail der Med Uni Graz kam es zu einem Konflikt mit einem Arzt. Der Mediziner war seine Lehrpraxis los.

Newsdesk Heute
Arzt wegen Genderstreit rausgeworfen – Uni lenkt ein
„Aufgrund der Art und Weise der Kommunikation mussten wir feststellen, dass Dr. Kroißenbrunner nicht die Werte vertritt, die wir unseren Studierenden nahebringen möchten", hieß es von der Universität. (Archivbild)
ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

In der steirischen Gemeinde Turnau hat der Hausarzt Norbert Kroißenbrunner eine Praxis mit neun Angestellten und führt eine Hausapotheke. Zudem bildete er auch Studierende der Med Uni Graz aus. Die Lehrpraxis drohte er zu verlieren, wie die "Kronen Zeitung"  und die "Kleine Zeitung" berichten.

Es kam nämlich zu einem Konflikt. Auslöser war eine E-Mail der Universität, welche den Arzt auf eine Umfrage aufmerksam machte: "Da kürzlich (ein/e) Studierende(r) an Ihrer Lehrordination ausgebildet wurde(n), laden wir Sie hiermit ein, Ihre Erfahrungen rückzumelden".

Rauswurf

Das passte Kroißenbrunner offenbar gar nicht. "Ich habe gesagt, dass ich gerne teilnehme, wenn man sich an geltende Grammatikregeln hält, geschlechtergerechte Texte müssen lesbar sein, so verlangt es auch der Rat für deutsche Rechtschreibung", so der Arzt.

Die Lehrordination wurde ihm entzogen, wie die Med Uni ihm per E-Mail ankündigt. Seine Werte scheinen nicht mit jenen der Universität übereinzustimmen, heißt es.

Kein Gender-Gegner, aber gegen Gendern

Er sei kein "Gender-Gegner", wie Kroißenbrunner selbst behauptet. "Meine Studentinnen haben sich zu keinem Zeitpunkt diskriminiert gefühlt, und ich sehe die Herausforderungen, mit denen Frauen in der Berufswelt zu kämpfen haben, schließlich habe ich selbst eine Familie mit drei Töchtern."

Die Lösung sei aus seiner Sicht keine veränderte Rechtschreibung. "Gender-Sterne und Binnen-I ändern aus meiner Sicht nichts an der Situation für Frauen", wird er zitiert. Auf gendergerechte Sprache legt er in der Ausbildung wenig Wert. Man habe "im ländlichen Raum einfach andere Probleme" – dies habe er der Med Uni auch mitgeteilt.

"Wie der Mund gewachsen ist"

So ganz einfach war es dann doch nicht. Laut der Bildungseinrichtung sei nicht das Gendern der Grund gewesen, weshalb er die Lehrpraxis verlor, sondern sein Umgang. "Als Universität legen wir höchsten Wert auf ein respektvolles und konstruktives Miteinander. Diese Werte vermissten wir in der Kommunikation von Dr. Kroißenbrunner mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern", heißt es. Nach sorgfältiger Abwägung sah man sich gezwungen, diesen Schritt zu gehen.

Der Arzt gibt selbst zu, dass beim Austausch nicht alles richtig gelaufen sei. "Ich habe unter anderem um eine Darlegung der genauen Gründe für die Auflösung der Kooperation gebeten, aber auch gesagt, dass mir die Situation ein wenig wie ein weltanschaulicher Krieg vorkommt. Vielleicht habe ich im Affekt und im Ärger auch etwas überspitzt reagiert, hier bei uns redet man eben manchmal, wie einem der Mund gewachsen ist", sagt Kroißenbrunner.

Einigung erreicht

Schlussendlich schaltete sich auch die Politik ein. ÖVP-Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl suchte am Donnerstag das Gespräch mit dem Rektorat Grazer Uni und dem Arzt. Man habe sich ausgesprochen und geeinigt, heißt es vom Büro des Landesrats.

"Ich bin froh, dass es gelungen ist, in dieser Angelegenheit so rasch eine Lösung zu finden. Wir brauchen jeden engagierten Arzt - ganz besonders in der Ausbildung junger Mediziner", so Kornhäusl. Es müsse um die bestmögliche Versorgung der Menschen gehen und nicht um "irgendwelche 'Genderstile'".

Regierung schaltet sich ein

Kritik am Vorgehen der Universität gab es auch von Bildungsminister Martin Polaschek. "Dass dem Arzt auf Basis der persönlichen Gender-Ideologie von einigen Lehrenden seine Lehrpraxis entzogen wurde, ist nicht hinnehmbar", wird er bei der Krone zitiert.

Auch Frauenministerin Susanne Raab sieht ein übertriebenes verpflichtendes Gendern mit Sonderzeichen, das den Bezug zu den Menschen und den eigentlichen Herausforderungen der Gleichstellung" verliere.

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    Andreas Tischler / Vienna Press, Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Med Uni Graz hat einen Arzt hinausgeworfen, nachdem er sich geweigert hatte, an einer Umfrage teilzunehmen, die gegenderte Sprache verwendet
    • Nach Intervention der Politik wurde eine Einigung erzielt, und der Arzt behält seine Lehrpraxis
    red
    Akt.