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Arzt bekommt Morddrohungen, weil er Abtreibungen macht

Benedikt Hostenkamp ist der einzige Arzt in Vorarlberg der Abtreibungen durchführt. Er möchte in Pension gehen, findet aber keinen Nachfolger.

Amra Duric
Weil er Morddrohungen bekommt, zeigt sich Mediziner Benedikt Hostenkamp nur mit Kappe und Brille.
Weil er Morddrohungen bekommt, zeigt sich Mediziner Benedikt Hostenkamp nur mit Kappe und Brille.
privat, iStock

Um die 300 Abtreibungen im Jahr macht Benedikt Hostenkamp in seiner Praxis in Bregenz. "Vor der Pandemie waren es etwa 270. Jetzt sind etwa zehn Prozent mehr dazugekommen", erzählt der Arzt im Interview mit "Heute". Hostenkamp ist der einzige Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, der in Vorarlberg Schwangerschaftsabbrüche vornimmt, die nicht medizinisch notwendig sind. Seit fünf Jahren will der 69-Jährige in Pension gehen, doch er findet niemanden, der seine Praxis übernehmen möchte.

"Zum einen sind Schwangerschaftsabbrüche noch immer ein großes Tabuthema, zum anderen zahlt es sich finanziell nicht aus. Dazu kommt noch, dass man Morddrohungen bekommt."

Für das mangelnde Interesse gibt es laut Hostenkamp verschiedene Gründe. "Zum einen sind Schwangerschaftsabbrüche noch immer ein großes Tabuthema, zum anderen zahlt es sich finanziell nicht aus. Dazu kommt, dass man Morddrohungen bekommt." Anfeindungen sind für den Arzt, der, gemeinsam mit seiner Frau, die Ordination seit 25 Jahren betreibt, keine Seltenheit. Dass der Mediziner seinen Lebensmittelpunkt in Deutschland hat, erleichtert für ihn aber die Situation.

Patientinnen werden vor Ordination belästigt

Laut dem Arzt kommt es auch vor, dass Patientinnen vor dem Gebäude von Gegnern angefeindet und belästigt werden. Auf die Betroffenen wirkt sich das belastend aus. Manchen muss deshalb vor dem Eingriff sogar mehr Narkosemittel verabreicht werden. Im August feiert Hostenkamp seinen 70 Geburtstag. "Es ist bereits seit fünf Jahren klar, dass es eine Nachfolgelösung geben muss. Aber niemand ist bisher auf mich zugekommen und es hat auch keine Verhandlungen geben", so der Arzt.

Im Video: So ist die Lage in Österreich bei Abtreibungen>>

Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) hatte erklärt, dass man Hostenkamp dabei unterstützen werde, einen Nachfolger für seine Praxis zu finden. "Davon weiß ich aber nichts. Bei mir hat sich niemand gemeldet." Geht es nach dem Arzt, muss die Regierung die Versorgung von Schwangerschaftsabbrüchen sichern. "In Tirol gibt es auch nur einen Kollegen, der zuständig ist und der geht auch bald in Pension. Im Burgenland gibt es überhaupt niemanden."

Landesregierung will an Regelung festhalten

Von der Politik fordert Hostenkamp Schutzzonen vor Praxen und Spitälern, "die Wiederaufnahme der früher geübten Praxis der Kostenübernahme durch die Bezirkshauptmannschaft bei Grundsicherungsbezieherinnen und auch weiterhin bedarfsgerechte Sicherstellung der Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen durch zumindest eine ärztlich geleitete Einrichtung in Vorarlberg mit Facharztstandard nach meiner Pensionierung im August."

Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP)
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP)
MAURICE SHOUROT / APA / picturedesk.com

EU-Parlament will Abtreibung zu Grundrecht machen

Die Landesregierung hingegen will an der jetzigen Regelung festhalten. In Vorarlberg dürfen im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Wien, in den Landeskrankenhäusern nur Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen, die medizinisch notwendig sind.

Nachdem der oberste Gerichtshof in den USA das Recht auf Abtreibung gekippt hat, will das EU-Parlament Schwangerschaftsabbrüche in die Charta der Grundrechte der Europäischen union aufnehmen.

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