Zu kurzer Zeitraum

Architekten kritisieren Ausschreibung für Stadiondach

Das Ernst-Happel-Stadion soll saniert werden. Gerade um das Dach gab es einige Diskussionen, die auch mit der offiziellen Ausschreibung nicht enden. 

Wien Heute
Architekten kritisieren Ausschreibung für Stadiondach
Das Dach des Wiener Ernst-Happel-Stadion soll umgebaut werden. Die Ausschreibung dafür sorgt aber für Ärger.
PantherMedia / Bruno Coelho

Für Nationalspiele ist das Ernst-Happel-Stadion nicht mehr zwingend erste Wahl, das Nationalteam weicht immer öfter nach Klagenfurt oder Linz aus. Auch als potenzieller Austragungsort für die EM 2021 hatte man keine Chance. Das soll sich ändern, meinte Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Herbst 2023 und kündigte einen Umbau des Stadions an. 

Knapper Zeitrahmen für Ausschreibung

Einer der größten Punkte dieser Umbaupläne betrifft das Dach des Stadions. Ab diesem Jahr soll darauf eine Photovoltaikanlage installiert werden die den jährlichen Strombedarf des Stadions abdecken kann. Das Denkmalamt hat diesen Plänen bereits zugestimmt. Doch nun sorgt die Ausschreibung für Ärger. 

Die Ausschreibung der Stadt lief vom 8. Dezember 2023 bis zum 11. Jänner 2024. Die österreichischen Architektenkammer bezeichnete diesen Zeitrahmen als zu knapp, besonders wenn man bedenke, dass dazwischen auch diverse Feiertage liegen. Außerdem sei das Projekt als eine "Totalunternehmerausschreibung" behandelt worden – ein Unternehmen solle sowohl Planung als auch Bau durchführen. Das ist eine Praxis, die als sehr unüblich gilt, wie der Präsident der Architektenkammer, Bernhard Sommer, in der ZiB2 erklärte. 

Architektenkammer wehrt sich per Zeitungsinserat

Man hat nun das Verfahren beeinsprucht und einen Nachprüfungsantrag gestellt. Dieser muss nun vom Verwaltungsgericht geprüft werden. Doch die Architektenkammer tritt auch die Flucht nach vorne an: mit einem großen Inserat in der Wochenzeitung "Falter". Titel: I wer' narrisch! 

Darin kritisiert die Kammer ebenfalls, dass die Ausschreibung der Wiener Sportstätten (einer Tochterfirma der Stadt Wien) zeitlich zu knapp angesetzt war. Außerdem seien einige Vorgaben, wie etwa ein verpflichtender Besuch etwaiger Bewerber im Stadion schwer in dem Zeitrahmen zu erfüllen, wenn die Telefonnummer zur Terminvereinbarung zwischen den Feiertagen außer Betrieb ist. Die Architektenkammer äußert indirekt die Vermutung, dass die Stadt Wien bereits einen Favoriten für die Neugestaltung hat und durch die knappe Ausschreibung den Bewerberpool möglichst klein halten möchte. 

"Haben uns an Vorgaben gehalten"

Von den Wiener Sportstätten heißt es auf "Heute"-Anfrage deutlich. "Faktum ist, wir haben uns an die gesetzlichen Vorgaben gehalten und es wird bei der Ausschreibung eines solchen Projekts immer jemanden geben, der unzufrieden ist." Und mit einem Seitenhieb auf die Architektenkammer: "Nicht zielführend ist es aber, wenn in einem Inserat Unwahrheiten verbreitet werden."

Man habe bei der Ausschreibung die gesetzliche Frist nicht nur eingehalten, sondern sogar um vier Tage überschritten, für die Totalnehmerleistung habe man sich entschieden, weil es sich um ein "außergewöhnliches Projekt" handle. Das offene, EU-weite Ausschreibungsverfahren soll Transparenz garantieren, das Bundesdenkmalamt habe das Projekt als "sinnvoll und notwendig" beschrieben. Und zum Vorwurf der toten Telefonleitung über die Weihnachtsfeiertage heißt es abschließend: "Die Erreichbarkeit der Wiener Sportstätten war auch über die Weihnachtsfeiertage gegeben. Alternativ zu einem Anruf konnten Interessenten jederzeit per Mail um einen Besichtigungstermin anfragen, was von mehreren Unternehmen in Anspruch genommen wurde."

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