Wirtschaft

Arbeitslose werden nach Geschlechtskrankheiten gefragt

Partner des AMS wollen von Arbeitslosen intimste Details wissen, um ihre Arbeitsfähigkeit zu beurteilen.

Leo Stempfl
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272 Mal müssen Arbeitssuchende bei dem umstrittenen Fragebogen antworten.
272 Mal müssen Arbeitssuchende bei dem umstrittenen Fragebogen antworten.
Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Zum Ende der Woche gibt es großen Wirbel um eine Befragung, die Arbeitslose im Rahmen ihrer Job-Vermittlung absolvieren sollen. Teil davon sind intime Fragen, etwa nach Geschlechtskrankheiten, Geburtsfehlern oder moralischen Fehltritten. Nach Aufkommen der Recherche von "Zackzack" und "Die Woche" teilte AMS-Chef Johannes Kopf nach anfänglichen Vorbehalten die Verwunderung und versprach, die Sache unter die Lupe zu nehmen.

Konkret geht es um den 272 Fragen starken Katalog unter dem Handelsnamen "JobIMPULS". Klienten beklagen gegenüber "Zackzack" und "Die Woche", dass nicht ausreichend auf die Freiwilligkeit dieser Befragung hingewiesen wurde. "Ich hatte immer das Gefühl, ich muss diesen Fragebogen ausfüllen", berichtet ein Betroffener.

Geschlechtskrankheiten, Notlügen, oder beides?

Und so kommt es, dass Langzeitarbeitslose plötzlich für einen Job offenlegen müssen, ob sie im Alltag auf Notlügen zurückgreifen, wie ihr psychischer Zustand ist, ob man Geschlechts- oder Harnwegserkrankungen hat, an einem Geburtsfehler leidet, stets korrekten Kleidungsstil pflegt und hunderte weitere Details.

Die Daten gehen dann ins Ausland, zur Jobnet AG nach Deutschland. Dort wird anhand der Antworten ein Wert ermittelt, der offenbar die Arbeitsfähigkeit beurteilen soll. Seit 2018 greifen dann rund 20 Förderprojekte des AMS Wien auf diese Daten zurück. Österreichweit sind es 15 Träger und fast 100 Projekte, die diese Methode anwenden.

Verwunderung

Mit den Vorwürfen konfrontiert bezieht AMS-Chef Johannes Kopf auf Twitter Stellung. Der Arbeitsbewältigungsindex sei international anerkannt, um "eine stark vereinfachte Aussage über die Arbeitsfähigkeit einer Person zu erhalten". Die Beantwortung sei völlig freiwillig, weder Berater noch AMS bekommen Zugriff auf die genauen Antworten.

Der Computer wertet das Angekreuzte aus und erstellt damit einen standardisierten Wert. Auch dieser wird nur zwischen dem AMS-Kunden und seinem eigenen Berater besprochen.

"Ich persönlich teile die Verwunderung über einzelne Fragen des Tests", stellt Kopf abschließend klar. "Wir werden die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit des Einsatzes überprüfen und uns bei den AMS Trägern auch vergewissern, dass die Freiwilligkeit einfach verständlich, klar kommuniziert und sichergestellt wird."

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