Niederösterreich

"Arbeite nicht für 12 €": Das sagt jetzt die Firma dazu

Dachdeckerhelfer Sven Kuntze wollte nicht für einen Dumpinglohn arbeiten gehen, das AMS sperrte ihn und die Firma reagierte jetzt darauf.

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Sven Kuntze wirbelte mit seinen Schilderungen viel Staub auf.
Sven Kuntze wirbelte mit seinen Schilderungen viel Staub auf.
privat

Sven Kuntze (56) aus Sankt Pölten war jahrelang als Steiger tätig, seit Ende 2021 ist er arbeitssuchend. Ein Angebot einer Leihfirma aus dem Raum Sankt Pölten stieß dem 56-Jähriger sauer auf: 11,17 Euro Stundenlohn.

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    Sven Kuntze aus St. Pölten muss nun auf AMS-Geld verzichten.
    Sven Kuntze aus St. Pölten muss nun auf AMS-Geld verzichten.
    privat

    Sven Kuntze bewarb sich zwar bei der Firma mit folgenden Anmerkungen: Er habe früher 13,99 Euro brutto pro Stunde verdient, die Teuerungsrate bzw. Inflation betrage bereits 6,7 Prozent. "Wer soll davon leben können und überhaupt noch arbeiten gehen?"

    Die Folge: Das AMS sperrte Ende April Sven Kuntze, fror den Bezug der Notstandshilfe von gut 1.000 Euro im Monat ein - mehr dazu hier.

    "Wenn jeder so denken würde"

    Jetzt antwortete auch der Geschäftsführer der Leihfirma per Mail an Sven Kuntze: Das mit dem Bruttostundenlohn könne er teilweise nachvollziehen, jedoch seien die 13,99 Euro inklusive der Montagezulage. Bezüglich Teuerung und Inflation meinte der Chef: "Was denken Sie, denkt sich ein Mitarbeiter bzw. Ex-Kollege, bei denen Sie eingesetzt waren? Diese Frage stellen sich vermutlich viele und gehen doch zur Arbeit, denn sonst würde unser Sozialstaat zusammenbrechen." Außerdem würde die Teuerungsrate sicherlich nicht 6,7 % betragen.

    Der Geschäftsführer betont auch noch: "Melden Sie sich bei uns und wir haben eine Arbeit für Sie. Wenn es passt, womöglich eine Vier-Tage-Woche, Verdienst zwischen 1.800 und 1.000 Euro (Anm.: kein Tippfehler, zwischen 1.800 und 1.000 Euro).

    "Immer weniger Lohn"

    Sven Kuntze dazu nur: "Die Antwortmail war nett, aber verwirrend und voll mit Fehlern. Der Punkt ist: Früher führte ich meine Tätigkeit um 2.000 Euro aus, dann um 1.700 Euro via Leihfirma und jetzt soll ich dieselbe Arbeit um 1.500 Euro machen. Es wird immer weniger, obwohl es derselbe Job ist."

    Wie berichtet, hatte Kuntze bis Ende Dezember 2021 gearbeitet, musste sich im Februar einer Operation unterziehen und ist seit dem Frühjahr 2022 auf Jobsuche.

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