Politik
Anschober über Zukunftspläne und seinen Nachfolger
Nach fast drei Monaten meldet sich der Ex-Gesundheitsminister Rudi Anschober mit einem Interview zurück.
So richtig weg war er ja nie. Auch nach seinem Rücktritt am 13. April versorgte der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober seine Facebook-Fans regelmäßig mit Fotos aus dem neuen Alltag. Dieser bestand meistens aus zwei Dingen: Blumen und Agur, sein zwölf Jahre alter Golden Retriever.
Den freut es besonders, dass sein Herrli nun deutlich mehr Zeit für ihn hat. Auch wenn der Vierbeiner zu Ministerzeiten oft mit nach Wien kam, im Zug zwischen den Beinen Anschobers Platz fand. Sein neues Glück konnte er kaum fassen, wie Anschober im großen Comeback-Interview bei Conny Bischofberger in der "Kronen Zeitung" erzählt.
"Der hat mich die ersten drei Tage in der Früh überrascht angeschaut. Er genießt das sehr. Da er schon zwölf Jahre alt ist, war es der richtige Moment, noch möglichst viel Zeit mit ihm zu verbringen." Doch auch die Zeit für Menschen und Freundschaften, fürs Kochen und Spazierengehen, ein Buch zu lesen, waren einige der Dinge, die während seiner Amtszeit deutlich zu kurz gekommen sind.
Yoga-Woche auf Mallorca
Die Folgen des Lebenswandels: "Blutdruck- und Zuckerwerte beginnen sich zu normalisieren, der Tinnitus ist weg, es kommt jeden Tag ein bisschen mehr Energie. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich nach dem Sommer wieder zu hundert Prozent fit bin." Bis dahin lebt er weiter von seinen Rücklagen. "Jetzt geht es darum, mir für die fünf Jahre bis zu meiner Pensionierung wieder eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen."
Eine unverhoffte Neuorientierung hätte sich in den Tagen nach dem Rücktritt beinahe ergeben. "Ich hätte eine Bäckerei und eine Blumenhandlung aufmachen können, so viele Kuchen und Sträuße habe ich geschenkt bekommen." Zutiefst berührend waren insbesondere die tausenden Mails und Briefe. Unter den Geschenken waren auch Gutscheine für Massagen und eine Yoga-Woche auf Mallorca. "Aber das habe ich nicht angenommen."
„"Das hat mir viel Kraft gegeben. Man könnte sagen, es war Balsam auf meine Wunden."“
Morddrohungen
Doch es gab nicht nur positive Nachrichten. Immer wieder mischten sich auch auch Hassbotschaften darunter. "Morddrohungen verändern einen. Am Ende stand vor und hinter meinem Haus ein Polizeiauto. Dazwischen hatte ich das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, keinen Freiraum mehr zu haben." Die überwältigende Mehrheit war aber freundlich gesinnt.
Seinen Rücktritt habe er keine Sekunde bereut, er hätte dem Land und sich selbst damit nichts Gutes getan. Von der Politik will Rudi Anschober auch künftig Abstand halten, ein Polit-Comeback strebt er "absolut nicht an". Genauso wenig will er sich in die Tagespolitik einmischen. "Mit einer Ausnahme, das muss gesagt sein: Der Wolfgang Mückstein macht einen tollen Job!"
Die Pläne für die Zukunft: "Ich möchte Kommentare schreiben, Vorträge halten und beginnen, meinen Roman zu schreiben. Das alles als freier Selbstständiger. Sobald ich das Gefühl habe, ich bin wieder ganz der Alte, werde ich mit der Umsetzung beginnen."