Politik

Anschober gibt Corona-Update – was uns jetzt droht

Zuletzt stand Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) vermehrt in der Kritik. Am Dienstag gibt er eine aktuelle Corona-Einschätzung bekannt. 

Michael Rauhofer-Redl
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Gesundheitsminister Rudolf Anschober
Gesundheitsminister Rudolf Anschober
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Gesundheitsminister Rudolf Anschober stand zuletzt wegen unklarer Formulierungen eines Entwurfes zur Novelle des Corona-Gesetzes in der Kritik. Am Dienstag, nur wenige Tage nach der Rede zur Lage der Nation durch Bundeskanzler Sebastian Kurz, wird auch Anschober vor die Presse treten um über aktuelle Corona-Entwicklungen im Land, allein am Dienstag wurden 204 Neuinfektionen im ganzen Land vermeldet, zu reden. 

Bei der heutigen Pressekonferenz wird es um den "Start der Phase vier bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie" gehen, wie das Gesundheitsministerium im Vorfeld ankündigte. Spekuliert wurde zuletzt vermehrt über ein Comeback der Maske in geschlossenen Räume. Der Start der Erklärung wurde für 10.30 Uhr angekündigt.

"Eine Sternstunde der Solidarität"

Der heutige Termin wurde symbolisch gewählt, denn der 1. September ist der meteorologische Herbstbeginn. Anschober will über die Corona-Herausforderungen, die im Herbst auf uns lauern werden, sprechen. Die Corona-Pandemie habe ein Ausmaß erreicht, wie es seit 100 Jahren nicht mehr der Fall war. Anschober bezieht sich auf die Weltgesundheitsorganisation. Die genauen Dimensionen, auch wirtschaftlich seien sehr schwer zu erfassen. 

Österreich sei bisher vergleichsweise "sehr gut" durch die Pandemie gekommen. In wenig anderen Industrieländern seien so wenig Menschen am Virus gestorben wie in Österreich. Am Anfang habe es Probleme, Stichwort Ischgl, gegeben. Man habe dann aber die richtigen Maßnahmen getroffen. Anschober ist stolz auf "große Teile der Bevölkerung", die die Maßnahmen umgesetzt haben. Anschober spricht von einer Sternstunde des Zusammenhalts und der Solidarität. 

Minister gibt Rückblick

Die vergangenen Monate hätten jeden von uns enorm belastet. Der Gesundheitsminister ist aber optimistisch, dass die kommenden Monate bewältigt werden können. Außerdem hofft er baldig auf wirksame Medikamente bzw. eine wirksame Impfung. Dann nennt Anschober ein paar Zahlen, um das Ausmaß des organisatorischen Aufwands fassbar zu machen. Im letzten halben Jahr mussten die Behörden 91 Verordnungen verwirklichen müssen, "davon sind drei in die Kritik gekommen". Es gab allein 11.000 Anfragen an die Rechtsabteilung, das gesamte Gesnundheitsministerium 105.000 Anfragen von Bürgern. Anschober verwendet nun einges an Zeit, um die einzelnen Phasen durchzugehen und blickt zürück. 

Die erste Phase war die der steigenden Zahlen und des Lockdowns, Phase zwei sei jene der Öffnung gewesen. Diese sei ein gewisses Risiko gewesen, "aber es hat funktioniert". Die Sommermonate bezeichnet der Minister als Phase drei. Auch sie war ein Risiko. Mit der Rückkehr des Tourismus seien die Zahlen regional gestiegen, so wie es zu erwarten war. 

Sterblichkeitsrate trotz Anstieg der Zahlen gesunken - Jetzt Phase vier

Anschober zeigte dann eine Grafik. Für ihn sei entscheidend, dass die Sterblichkeitsrate zurückgegangen sei und auch die Zahl der Hospitalisierungen zurückgegangen sind. Das erfreut den Minister insofern, als dass es in den vergangenen Wochen zu einem Anstieg der absoluten Zahlen gekommen ist. 

Die Phase vier wird mehrere Monate dauern. Das Anstiegsrisiko steigt in geschlossenen Räumen, vor allem dann, wenn diese schlecht durchlüftet sind. Insofern ist auch in den Herbst- und Wintermonaten mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Weiterhin werden die Hygiene- und Abstandsregeln wichtig sein. Auch der NMS wird ein "treuer Begleiter" sein, so Anschober.  

Corona-Ampel ab Freitag

Das sei auch strategisch wissen, weil zustäzlich zu Covid-19 auch andere Infektionskrankheitem wie etwa die Grippe, auf uns zukommen werden. Der Höhepunkt der Influenza wird zwischen Dezember und Märt kommen, so Anschober. Die große Gefahr sei also die zweite Welle. Manche argumentiere, dass diese lokal schon da sei. Es sei mit aller Kraft daran zu arbeiten, die zweite Welle zu verhindern. Denn schon bei früheren Pandemien sei die zweite Welle schlimmer gewesen, als die erste. 

Die Corona-Ampel wird ein wichtiges Instrument darstellen. Sie geht ab Freitag in Betrieb und soll die Analyse auf breitere Beine zu stellen. Ein Kriterium soll die Zahl der Testungen berücksichtigt werden. Außerdem sollen die Cluster analysiert werden. "Fünf Cluster, bei denen ich weiß, woher sie kommen sind mir lieber, als einer, von dem ich es nicht weiß", erklärt Anschober. Wichtig sind auch die freien Spitalskapazitäten, denn davon hängt ab, ob die medizinische Versorgung in einem Bezirk gewährleistet ist. 

Die Ampel wird in vier Farben aufgeteilt. Grün bedeutet kein Risiko, Gelb erhöhtes Risiko, Orange noch einmal erhöhtes Risiko, Rot würde starkes Corona-Risiko bedeuten. Die Farbe Rot würde aber nicht zu einem Lockdown führen, verspricht Anschober. 

Impfstoff für Österreicher ab Jänner?

Gegen Ende seiner Ausführungen spricht Anschober die soziale Frage an. Er hat eine Analyse in Auftrag gegeben. Es werden noch mehr Menschen Schwierigkeiten bekommen. Seitens der Politik sei es wichtig weitere Impulse für die Wirtschaft zu geben. 

Wie lange dauert die Phase? Bis Jänner, so die Prognose des Minsters. Denn bis dahin könnte es eine Impfung geben. Sollten die Hersteller so weit sein und die Marktzulassung rechtzeitig erfolgen, könne man mit einem Impfstoff Anfang des kommenden Jahres. Das sei ein hervorragender Zeitpunkt, vor allem deswegen, weil sich Corona in dieser Phase mit der Grippe überschneiden wird. 

Flächendeckende Impfungen ab Sommer 21 - vielleicht

Die ersten Impfungen würde es für Personen im Pflege- und Gesundheitsbereich geben. Anschober begibt sich aufs Pakett der Prognosen, viele Fragen seien offen. Kommt der Impfstoff tatsächlich so schnell? Wir wirksam ist der Impfstoff? Wie lange hält die Wirkung an? Wie viele Österreicher werden sich impfen lassen?  Anschober erklärt, dass ab Sommer 21 flächendeckende Impfungen möglich sein werden. 

Ganz zum Schluss hält er ein Plädoyer für Kritik. "Ja kritisieren Sie mich", sagt er. Er könne damit umgehen und Nutzen daraus ziehen. Er werde auch in Zukunft den Dialog mit Oppositionsparteien suchen. Man solle ihn kritisieren, aber nicht die Mitarbeiter im Ministerium. Viele hätten in den vergangenen Wochen sieben Tage arbeiten müssen. "Das ist brutal, was hier geleistet wurde", kommt der Minister nach über einer Stunde zum Schluss. Konkrete Maßnahmen, etwa zur sozialen Distanz, wie sie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag ankündigte, werden am Mittwoch vorgestellt. 

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