Wie "Heute" berichtete, spielten sich am Donnerstagvormittag in der Münchner Innenstadt dramatische Szenen ab. Ein Afghane (24) fuhr gegen 10.30 Uhr mit einem Mini Cooper in der Seidlstraße in eine Verdi-Demonstration mit über 1000 Teilnehmern. Mindestens 28 Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer. Unter den Verletzten sollen sich auch Kinder befinden.
Ein zweijähriges Kleinkid musste vor Ort reanimiert werden. Derzeit befinde es sich im Schockraum des Haunerschen Kinderklinikums in München und werde dort versorgt. Es ist unklar, ob es gerettet werden könne. Auch die Mutter des Kleinkindes ist schwer verletzt worden. Sie wird von Spezialisten des Neuro-Kopf-Zentrums im TUM Universitätsklinikum operiert. Ihr Zustand soll äußerst ernst sein. Zudem soll laut einem Bericht von "Merkur.de" noch ein weiteres Kind in Lebensgefahr schweben. Es werde in der Kinderklinik Dritter Orden notoperiert.
Den Ermittlern zufolge habe das Auto den Demonstrationszug verfolgt, schlängelte sich an Polizeifahrzeugen vorbei und fuhr mit mehr als 50 km/h ins hintere Ende der Menschengruppe. Der Fahrer des Wagens konnte von der Polizei festgenommen werden, dabei sei auch ein Schuss auf das Fahrzeug abgegeben worden.
Wie der "Spiegel" berichtete, soll es sich bei dem Verdächtigen um Farhad N. – einen 24-jährigen, afghanischen Asylwerber – handeln. Er wurde 2001 in Kabul geboren und kam im Jahr 2016 nach Deutschland. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lehnte seinen Asylantrag ab. Später erhielt der 24-Jährige eine sogenannte Duldung, wodurch eine Abschiebung ausgesetzt wird. Zuletzt war N. an einer Adresse im Münchner Stadtteil Obersendling gemeldet. Er sei bereits wegen Ladendiebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen.
Der bayerische Staatsminister Georg Eisenreich (CSU) sagte, dass die "Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus" bei der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen führe. Die Beamten gehen bei dem Anschlag von einem "extremistischen Hintergrund" aus. Der Verdächtige soll vor der Tat einen mutmaßlich islamistischen Post abgesetzt habe. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte schon zuvor von einem Anschlag gesprochen.
Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) habe N. sein Ziel wohl zufällig ausgewählt. Im Moment gehe man nicht davon aus, dass der Verdächtige gezielt gegen die Gewerkschaft vorgehen wollte. Des Weiteren geht die Münchner Polizei nach derzeitigem Ermittlungsstand von einem Einzeltäter aus.
Auch in diesem Jahr findet die Münchner Sicherheitskonferenz wieder im Hotel Bayerischer Hof statt. Dieser ist nur zwei Kilometer von dem Tatort des Anschlags entfernt. Ab Donnerstagnachmittag werden mehr als 60 Staats- und Regierungschefs und mehr als 100 Minister erwartet. Ob der Vorfall Auswirkungen auf die Sicherheitskonferenz haben wird, ist indes noch unklar.
Bayerns Innenminister Hermann zufolge gebe es bisher keine Hinweise, dass es einen Zusammenhang zwischen der Konferenz und dem Anschlag auf die Demo-Teilnehmer gibt.
Mittlerweile hat sich auch die deutsche Spitzenpolitik zu Wort gemeldet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Aburteilung und Abschiebung des Tatverdächtigen gefordert. Dieser könne nicht auf "irgendeine Nachsicht" hoffen, sagte Scholz am Donnerstag am Rande eines Termins in Fürth. "Er muss bestraft werden, und er muss das Land verlassen." Scholz nannte die Tat "furchtbar" und wünschte den Verletzten vollständige Genesung.
Auch AfD-Chefin Alice Weidel nahm zu dem Anschlag Stellung. "Der Terror-Fahrer von München war ein polizeibekannter afghanischer Asylbewerber. Wieder viele Schwerverletzte, wieder Frauen und Kinder unter den Opfern", so Weidel in einem Post auf X. Ihre Anteilnahme gelte nun den Opfern und den Angehörigen. "Soll das immer so weiter gehen? Migrationswende jetzt!", fordert Weidel.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz richtete seine ersten Worte an die Opfer und deren Angehörigen. Er hoffe, dass sie die schwere Zeit überstehen und die nötige Kraft finden würden. Für Merz stehe die Sicherheit der Menschen in Deutschland an erster Stelle. Er wolle Recht und Ordnung konsequent durchsetzen, daher müsse sich in Deutschland etwas ändern, sagte der CDU-Chef.
Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte die "maximale Härte" des Rechtsstaates für den Täter. Zur Nationalität des Täters sagt Faeser: "Erneut ist der mutmaßliche Täter ein junger Mann aus Afghanistan." "Als einziger Staat in Europa schieben wir trotz der Taliban-Herrschaft wieder nach Afghanistan ab und werden das weiter tun", so die Innenministerin gegenüber den Medien.
Mit Bestürzung reagierte der Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck auf den Anschlag. Er sprach von einem schrecklichen Tag. "Ich bin entsetzt angesichts dieser sinnlosen Tat." Laut Habeck sei es wichtig, dass die Hintergründe jetzt schnell aufgeklärt werden.
"Wir sind zutiefst bestürzt und schockiert über den schwerwiegenden Vorfall während eines friedlichen Demonstrationszuges von Verdi-Kolleginnen und Kollegen. Unsere Gedanken sind bei den unschuldigen Opfern und Verletzten sowie ihren Angehörigen", lässt sich Frank Werneke, Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi, in einer Mitteilung zitieren.
"Noch ist nicht klar, ob es auch Todesopfer gibt. Wir danken allen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz. Dies ist ein schwerer Moment für alle Kolleginnen und Kollegen. Wir Gewerkschaften stehen für ein solidarisches Miteinander, gerade auch in so einer dunklen Stunde."