Welt

Angst vor Fukushima 2.0 – und das vor Österreich-Grenze

Obwohl Atomkraft vielerorts aus der Mode geraten ist, gibt es einzelne Ausnahmen – etwa Slowenien. Dort bereitet vor allem ein AKW Grund zur Sorge.

Nicolas Kubrak
Das AKW im slowenischen Krsko macht schon längere Zeit Probleme. Nun wird es weitere 20 Jahre in Betrieb bleiben.
Das AKW im slowenischen Krsko macht schon längere Zeit Probleme. Nun wird es weitere 20 Jahre in Betrieb bleiben.
PIXSELL / EXPA / picturedesk.com

Nach dem AKW-Katastrophen in Fukushima und vor allem Tschernobyl ist die einst gefeierte Atomkraft so langsam aus der Mode geraten. In einigen Ländern Europas ist die Kernenergie wieder auf dem Vormarsch – in Ungarn wird etwa das AKW Paks II, das durch Russland finanziert wird, weiter ausgebaut. Doch auch bei unserem südöstlichen Nachbar Slowenien ist Atomkraft "in", das problematische AKW Krško bleibt weitere 20 Jahre in Betrieb – "Heute" berichtete.

Probleme am AKW nicht gelöst

Problematisch deshalb, weil der Atomreaktor auf einer Erdbebenlinie, auf der die Adriatische Erdplatte auf die Eurasische Platte trifft, steht. "Krško ist das am stärksten erdbebengefährdete Atomkraftwerk Europas", stellt der Atom-Experte Reinhard Uhrig von GLOBAL 2000 im "Ö1-Morgenjournal" fest. Um ein solches AKW also in Betrieb zu halten, braucht es die strengsten Sicherheitsmaßnahmen, so führt die EU etwa Stresstests durch. In Krško seien die identifizierten Probleme aber nach wie vor nicht gelöst worden, so Uhrig.

Daten bis zu 19 Jahre alt

Von slowenischer Seite heißt es, das Atomkraftwerk sei technologisch aufgerüstet und könne langfristig betrieben werden. Der Atomexperte ist hier jedoch misstrauisch:  Der Krško-Betreiberkonzern habe einen 925 Seiten langen Umweltbericht veröffentlicht, in dem Daten zum Erdbebenrisiko bis zu 19 Jahre alt gewesen seien. Außerdem habe man behauptet, dass sogar bei einem Super-GAU keine grenzüberschreitenden Folgen drohen würden, im schlimmsten Fall würde ein Sechzigstel dessen austreten, was aus einem der Fukushima-Reaktoren ausgetreten ist – "das ist grob verharmlosend", so Uhrig.

"Halb Europa verstrahlen"

Auch Energie- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) ließ die Fortsetzung des slowenischen AKWs nicht kalt. Sie fordert eine genaue Prüfung aller Unterlagen durch Experten und eine unabhängige Erdbebengefährdungsanalyse sowie Sicherheitsnachrüstungen für Krško.

"Das große Problem der Atomkraft ist, dass Atomaufsichten rein Ländersache sind", sagt Uhrig. Der Handlungsraum für Österreich sei also gering, man könne nur wenig gegen die AKW-Fortsetzung machen. Deswegen fordert GLOBAL 2000 eine Reform der nationalen Aufsichten, es brauche einen transnationalen Überwachungsauftrag durch die EU. Die Bundesregierung könne aber mit ihren slowenischen Partnern reden, "die ja auch kein Interesse daran haben, halb Europa zu verstrahlen", betont der Experte.

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