Neue Studie
Angriff auf US-Atomsilos: So drastisch wären die Folgen
Die USA unterhalten ein Arsenal von rund 400 nuklearen Raketen in unterirdischen Silos. Diese stellen eine Gefahr für Millionen von Zivilisten dar.
Es ist die dritte Säule der nuklearen Abschreckungsstrategie der Vereinigten Staaten nebst Bombern und mit Atomwaffen bestückten U-Booten: Über 400 Minuteman-III-Raketen, die in Abschussschächten unter der Erde lauern und auf Ziele in Russland und anderen Ländern programmiert sind. Die Silos für die sogenannten ICBM (Intercontinental Ballistic Missile) stehen in den dünn besiedelten Bundesstaaten Montana, North Dakota und Wyoming – an Standorten, die potenziellen Angreifern längst bekannt sind.
Das spielt im Prinzip allerdings keine Rolle: Die Silos wurden auch aus dem Grund errichtet, damit der Gegner sie als Erstes angreift und dabei seinen eigenen Vorrat an Raketen erschöpft. Gemäß der laut Militärexperten "perversen" Logik der Armee-Planer würde dies zwar viele Menschenleben kosten, aber auch Schaden von den großen Metropolen an der Ost- und Westküste abwenden.
Bis zu 90 Prozent akut gefährdet
Käme es zu einem Krieg, wären die Abschussrampen vermutlich die ersten Ziele gegnerischer Raketen – und obwohl sie in ländlich geprägten Bundesstaaten stationiert sind, würden dabei Millionen von US-Bürgerinnen und -Bürgern sterben, wie eine neue Studie der Universität Princeton besagt, die diese Woche im "Scientific American" publiziert wurde. Deren Ergebnisse sind düster: Je nach Wetterlage wären bis zu 90 Prozent der Bevölkerung in den unteren 48 US-Bundesstaaten sowie Menschen in den nördlichen Bundesstaaten Mexikos und in den bevölkerungsreichsten Regionen im Süden Kanadas dem Risiko ausgesetzt, eine tödliche Strahlendosis zu erhalten.
Anhand von Wetterdaten, die bis 2021 aufgezeichnet wurden, simulierten die Wissenschaftler die Folgen von 800-Kilotonnen-Sprengköpfen, die in jedem Silo gleichzeitig einschlagen und das landgestützte US-Arsenal lahmlegen würden. Dafür kartierten sie, wie weit und in welche Richtungen der Wind den Fallout an jedem Tag des Jahres 2021 getragen hätte. Im Worst-Case-Szenario der Forscher wären insgesamt 300 Millionen Menschen vom Tod bedroht.
Betroffenes Gebiet viel größer als bisher angenommen
Auch nach konservativen Einschätzungen und bei optimalen Windbedingungen würden mehr als eine Million Menschen innerhalb weniger Tage sterben und viele weitere später an den Folgen des radioaktiven Fallouts. "Das betroffene Gebiet wäre viel größer als bisher angenommen", zitiert der "Spiegel" Studienleiter Sebastién Philippe. "Die radioaktiven Staubwolken würden Orte erreichen, von denen man dachte, dass sie nie betroffen sein würden."