Trotz Terror-Warnung
Angriff auf Synagoge – Wiens Polizei ließ sie unbewacht
Am Wochenende kam es zu einem Angriff auf die die zu diesem Zeitpunkt unbewachte Synagoge Wiens. Die Polizei hielt das nicht für notwendig.
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hatte die Flagge im Gedenken an die Opfer des Hamas-Terrorangriffs gehisst, Samstag kam es zur Hassattacke: Auf einem Video sieht man, wie zwei Männer um etwa 2 Uhr früh die Fahne samt Verankerung herunterreißen. Eine junge Frau steht daneben, imitiert Maschinengewehr-Schüsse. Die beiden Männer flüchteten unerkannt.
Am 12. Oktober hatte der Verfassungsschutz die durchgehende Bewachung aller Synagogen und Gebetshäuser angeordnet. Am 13. widersetzte sich Wiens Polizeichef Pürstl laut "Kurier" der Anordnung und verwies auf die Bewachung nur zu "Öffnungs- und Gebetszeiten". Die Polizei widerspricht, der Verfassungsschutz habe lediglich aufgrund einer abstrakten Gefährdungslage am Abend des 12. Oktober eine einmalige 24-stündige Überwachung für den darauffolgenden Tag angefordert. Nun wird die Synagoge aber rund um die Uhr bewacht.
Mehr Befugnisse für die Polizei?
Innenminister Karner, der in der ORF-"Pressestunde" erweiterte Polizei-Kompetenzen – etwa WhatsApp-Überwachung – forderte, verteidigte das Vorgehen. Vorrangig sei der Schutz der Menschen gewesen. Die Tat verurteilte er "aufs Schärfste". Der Verfassungsschutz ermittelt unterdessen wegen des Verdachts auf Verhetzung, Sachbeschädigung und Körperverletzung.
Seit Beginn des Hamas-Angriffs gab es laut IKG 78 antisemitische Vorfälle (hochgerechnet +300 Prozent zu 2022). Eine 17-jährige ist zur Sachbeschädigung geständig, streitet aber Verhetzung ab: Sie sei alkoholisiert gewesen. Die anderen Täter habe sie erst kurz zuvor kennengelernt. Es setzte eine Anzeige auf freiem Fuß.
Türsteher vertreib Täter
Michael H. (34) arbeitet im "Kaktus" als Türsteher und wurde in der Nacht auf Samstag Zeuge, wie die Jugendlichen die israelische Flagge von der Synagoge rissen. Er sei mit dem Rücken zur Synagoge gestanden, erzählt Michael, plötzlich habe er Rufe gehört. "Das war so ein bisschen anfeuernd. In die Richtung: 'Ja, super, voll cool'."
Da habe er gesehen, wie zwei Jugendliche mit der Fahne in der Hand herumfuchtelten. "Ich bin also ein paar Schritte auf sie zu und hab geschrien: 'He was macht ihr da?'"