"A Hüsn dad i no nehman"

An dieser Wiener Schule lernen Deutsche Wienerisch

Deutsche verstehen ja in Wien nur Bahnhof. Eine Wiener Sprachschule will das nun ändern. Hier wird unterrichtet, wie man eine Käsekrainer bestellt.

Wien Heute
"Gfrastsackl" - das versteht nur ein Wiener. Hier lernen Deutsche, dass das Wort "unguter Mensch" bedeutet.
"Gfrastsackl" - das versteht nur ein Wiener. Hier lernen Deutsche, dass das Wort "unguter Mensch" bedeutet.
Helmut Graf

"Was könnte das bedeuten, 'ins Narrenkastl schaun'", fragt der Sprachlehrer an einem Dienstagnachmittag in der Sprachschule in der Esterházygasse 34 (Wien-Mariahilf). "Vielleicht fernsehen?", fragt eine deutsche Schülerin zögerlich. Leider nicht. Hier hat Sprachlehrer Michi W. (34) aus Meidling noch viel zu tun. Seit acht Jahren unterrichtet er Wienerisch.

Auf die Idee zum Wienerisch-Kurs ist Schulleiter Michael Englberger (40) gekommen, weil seine Schüler nach den Deutschkursen in seiner Sprachschule sehr gut Hochdeutsch sprechen, auf Wiens Straßen aber dennoch nichts verstehen. "Da dachten wir, wir runden unser Angebot mit Wienerisch-Kursen ab". Das sei halb Ernst und halb Gag gewesen – doch die Nachfrage bleibt groß.

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    So verschieben sich die Laute im Wienerischen
    So verschieben sich die Laute im Wienerischen
    Helmut Graf

    Drei Lehrer unterrichten Wienerisch an der Sprachschule

    Von den insgesamt 25 Sprachlehrern unterrichten an der Schule "Dialog - der Sprachencampus" drei Lehrer Wienerisch. Die Klassen finden zweimal im Monat statt. "15 bis 20 Menschen machen bei uns im Monat erste Wienerisch-Schritte", so Michi. In den Kursen werden Basisvokabeln unterrichtet und auch absolute Überlebensstrategien, nämlich, wie man eine Käsekrainer bestellt und ein Bier dazu.

    Zum Abschluss des Kurses ist der gespielte Dialog zwischen Würstlverkäufer und Kunde so eine Art Abschlussprüfung. "Mogst no wos trinkn aa?" - "Jo i hob eh so an Duascht. A Hüsn dad i no nehman" beispielsweise ist so ein Dialogbruchstück, das die Schüler hier üben. Am Ende des Kurses steht dann ein komplettes Gespräch inklusive Begrüßung und "Baba".

    Es gibt zwei Gruppen, die zu dem Wienerisch-Kurs kommen – Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die hier Hochdeutsch und zur Ergänzung Wienerisch lernen. "Und gleichzeitig viele Deutsche, die sich denken: Ja, ist ja leiwand, ein bissl Wienerisch zu lernen. Vielleicht verstehen wir nach dem Kurs ein bissl was auf der Straße", so die Erfahrung von Michi.

    "Ich höre sofort, wenn einer kein echter Wiener ist"

    Wenn einer ganz fleißig Wienerisch lernt, versteht er wahrscheinlich mehr auf Wiens Straßen. Aber wenn ein Deutscher versucht, wie ein echter Wiener zu klingen, fällt das Sprachlehrer Michi sofort auf. "Das höre ich gleich, wenn es nicht echt ist". Auf die Konsonanten zu verzichten, falle den Deutschen besonders schwer. Wegen der Sprachmelodie, wegen der gesungenen Worte falle es Menschen mit einer melodischen Muttersprache wie Franzosen beispielsweise leichter, Wienerisch zu lernen, so Michis Erfahrung.

    "Es geht im Wienerischen immer darum, den Ton zu treffen. Nicht, was man sagt, sondern wie man es sagt, entscheidet. Die Sprachmelodie ist beim Wienerisch das, worauf es ankommt", so Michi. Glaubt er, der Dialekt stirbt aus, wenn er nicht in Wienerisch-Kursen gepflegt wird? "Ich glaube nicht, dass der Dialekt ausstirbt. Zumindest nicht in der nächsten Zeit."

    Hier der Link zu "Dialog - der Sprachencampus": https://www.dialog-wien.at/

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