Oberösterreich
Linz-Amokläufer droht Doppel-Anklage wegen Mordversuchs
Dem Amokläufer von Linz droht nun eine Anklage wegen zweifachen Mordversuchs. Der 41-Jährige soll zwei Polizisten bewusst überfahren haben.
Einen Tag nach der Wahnsinnstat in Linz kristallisieren sich nun immer mehr Details heraus. "Heute" sprach mit der Staatsanwaltschaft Linz über die Vorgänge am Montag, den Verdächtigen und was ihm nun droht.
Sprecherin Ulrike Breiteneder kündigte im Gespräch mit "Heute" an: "Bei den Taten dürfte es sich um schwerwiegende Delikte handeln. Wir prüfen gerade alle Geschehnisse." Der 41-jährige Iraker soll am Montag seine Lebensgefährtin niedergestochen und zwei Polizisten überfahren haben. Die Beamten (20 und 26) wurden bei dem Crash schwer verletzt.
Von einer Anklage sei man aber noch weit entfernt, erläutert Breiteneder gegenüber "Heute". Die Polizei stecke gerade mitten in den Ermittlungen. Erst wenn diese abgeschlossen sind, könne Anklage erhoben werden.
Einen konkreten Tatverdacht gebe es aber bereits. Im Raum steht zweifacher Mordversuch. Begründung: Der Iraker soll bewusst in Kauf genommen haben, dass die beiden Polizisten sterben könnten, wenn er sie niederfährt, erklärte die Juristin. Außerdem werde wegen Nötigung, Drohung und Körperverletzung ermittelt.
Lebensgefährtin rief Polizei nach Wahnsinnstat
Das ist zuvor passiert: Die Linzer Polizei erreichte am Montag gegen 7 Uhr ein verzweifelter Anruf aus der Wiener Straße. Eine 42-jährige Rumänin war am Telefon. Sie erzählte, ihr Lebensgefährte habe ihr gerade mit einem Küchenmesser in den Bauch und Rücken gestochen.
Die Beamten waren schnell vor Ort, die Frau wurde ins Krankenhaus gebracht. Sofort wurde eine Großfahndung nach einem weißen Kastenwagen ausgegeben. Mit diesem Fahrzeug soll der Iraker laut der Rumänin geflüchtet sein. Was sie nicht wusste: Der Kastenwagen stand in der Werkstatt zur Reparatur, in Wahrheit flüchtete der Mann in einem schwarzen VP Passat.
Mann bedrohte Arbeitskollegen der Frau mit Messer
Bereits kurze Zeit später kontrollierten schwer bewaffnete Polizisten in Schutzwesten alle Brücken und größeren Straßen in Linz. Dem mutmaßlichen Täter gelang es zuvor aber noch, in die Arbeit seiner Frau zu fahren. Dort soll er einen Arbeitskollegen, den er für ihren Liebhaber hielt, mit zwei Messern bedroht haben.
Danach setzte er seine Amokfahrt fort. Er rammte auf seiner Flucht schließlich beim Larnhauserweg in Leonding zwei Beamte. Die 20-jährige Polizistin und der 26-jährige Polizist wurden dabei schwer verletzt. Der Iraker nahm dem verletzten Polizisten nach dem Unfall sein Sturmgewehr ab.
Mann fordert mit Sturmgewehr Auto
Mit diesem nötigte er einem Autofahrer den Wagen ab. Ein Video der verstörenden Szene wurde "Heute" von einem Leserreporter zugesendet (siehe unten). Er setzte seine Flucht mit dem VW Arteon fort. In der Nähe der Meixnerkreuzung baute er allerdings erneut einen Unfall.
Auch diesmal wollte er wieder ein Auto rauben, gab sogar einen Schuss aus der Waffe ab. Das Projektil landete in einem nahen Hotel-Restaurant.
Dutzende Einsatzkräfte waren aber schnell vor Ort. Die Beamten schossen fünf- bis sechsmal, verfehlten den Mann aber. Die Schüsse taten aber ihre Wirkung: Der Verdächtige legte die Waffe nieder. Er wurde sofort verhaftet. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Iraker bereits polizeibekannt
Es soll nicht das erste Mal gewesen sein, dass die Rumänin die Polizei alarmierte. Die Frau hatte offenbar Angst und deshalb eine einstweilige Verfügung beantragt. Der Iraker hätte sich ihr weder nähern noch die Wohnung betreten dürfen. Trotzdem passierte die schreckliche Tat.
Seit dem Rauswurf aus der Wohnung ist der Mann in einer Sozialeinrichtung untergekommen, laut Medienberichten handelt es sich um den Verein B37 in Linz. Der 41-Jährige hat keinen aufrechten Asylstatus, wohl aber eine Aufenthaltskarte, so die Polizei.
Ähnlich erging es auch seiner früheren Frau. Auch sie holte mehrfach die Beamten. "Wir sprechen hier von gefährlicher Drohung, Nötigung und Körperverletzung", sagte Breiteneder. Dafür hat er 2016 auch eine teilbedingte Strafe ausgefasst. Der Mann ist bisher noch nicht geständig, er bestreitet alle Vorwürfe. Er habe weder auf jemanden eingestochen, noch Polizisten mit dem Auto niedergefahren, sagte er anscheinend der Exekutive gegenüber.
Mord in Wien
Erst am Sonntag war eine 31-jährige Frau in Wien mit Kopf- und Stichverletzung im Bauchbereich tot in einem Einfamilienhaus im Bezirk Floridsdorf aufgefunden worden. Es wäre bereits der dritte mutmaßliche Mord im Jahr 2023, das erst eine Woche alt ist. "Heute" berichtete.
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