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Amazon-Roboter stellt lieber Männer ein
Der Onlineversand-Riese Amazon wollte mit Hilfe künstlicher Intelligenz neue Mitarbeiter rekrutieren. Weibliche Bewerber kamen dabei zu kurz.
Eigentlich hätte das Recruiting-Tool von Amazon den internen Bewerbungsprozess vereinfachen sollen. "Jeder wollte diesen heiligen Gral", sagt ein Angestellter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie wollten buchstäblich eine Maschine, die 100 Bewerber analysiert und dann fünf davon ausspuckt, die schließlich engagiert werden."
Im Jahr 2015 stellte das Unternehmen jedoch fest, dass sein neues System die Kandidaten für Software-Entwickler-Jobs und andere technische Positionen nicht gender-neutral bewertete.
Hauptsächlich männliche Bewerber
Um den Algorithmus zu erstellen, nutzte Amazon größtenteils Bewerbungen der vergangen zehn Jahre als Lernmaterial. Diese stammten jedoch vorwiegend von Männern. In einer Skala von eins bis fünf wurden männliche Bewerber grundsätzlich besser eingestuft, weil die Eigenschaft "männlich" als sehr hoch bewertet wurde.
Das System schloss also daraus, dass eine Bewerbung weiblichen Ursprungs als schlechter zu beurteilen ist. Die Entwickler versuchten dem System beizubringen, das Wort Frau neutraler zu bewerten, doch die Erfolge waren mäßig.
Männerdominierte Branche
Anfang 2017 stoppte Amazon das Projekt. Die Rekrutierter hätten zwar die Empfehlungen des Programms berücksichtigt, sich aber nie ausschließlich auf dessen Auswertung verlassen. Die Probleme mit der Software wollte der Onlinehändler auf Anfrage von Reuters nicht näher kommentieren.
Dass die Technologie-Branche von Männern dominiert wird, zeigt ein von Reuters abgebildetes Zahlendiagramm: Der Frauenanteil bei Amazon beträgt 40 Prozent in den USA, in den Führungspositionen sind sie mit einem Viertel vertreten. Bei den Technologie-Jobs gibt es keine Angaben. Bei Facebook sind sogar nur 36 Prozent der US-Angestellten weiblich, bei Google sind es 31 Prozent. (kat)