Welt
Alpen-Gipfel im Kreuzfeuer wegen "rassistischem" Namen
Im Zuge der "Black Lives Matter"-Demos ist auch die Diskussion über das Agassizhorn in der Schweiz neu entbrannt. Es trägt den Namen eines Rassisten.
Die weltweite Anti-Rassismus-Bewegung hat Diskussionen über alles Mögliche entfacht: über Namen von Süßspeisen und Gaststätten, über Denkmäler, Flaggen und Firmenlogos bis hin zur Pizza Hawaii. Jetzt kommt auch ein Gipfel in den Berner Alpen hinzu.
Zwei Wochen nach dem Tod von George Floyd erhielten die Gemeindeverwaltungen von Grindelwald, Guttannen und Fieschertal ein Schreiben. Im Brief fordert das Komitee "Démonter Louis Agassiz" rund um den St. Galler Historiker und ehemaligen SP-Politiker Hans Fässler die Umbenennung des Agassizhorns in Rentyhorn, wie die "Berner Zeitung" berichtet.
Grund: Der Berg im Jungfrau-Aletsch-Gebiet ist nach dem schweizerisch-amerikanischen Naturforscher Louis Agassiz benannt, der für seine Rolle als Rassentheoretiker und sein rassistisches Denken verurteilt wird. "Man könnte es bildhaft sagen: Der Namensgeber des Agassizhorns kniete zusammen mit dem weißen Polizisten Derek Chauvin auf dem Hals von George Floyd", heißt es im Schreiben.
Schon im Jahr 2007 forderte das Komitee, den Berg nach dem kongolesischen Sklaven Renty in Rentyhorn umzubenennen. Louis Agassiz ließ in den 1850er-Jahren Renty auf einer Plantage in South Carolina fotografieren, um "die Minderwertigkeit der schwarzen Rasse zu beweisen".
Ob die Initiative tatsächlich eine Umbenennung erreichen kann, wird sich erst zeigen müssen. Es wäre allerdings erst der Anfang, denn in den USA tragen noch drei weitere Berge den Namen des umstrittenen Harvard-Professors. Agassiz stand zudem auch für kosmische Objekte Pate. So sind auch ein Asteroid und ein Krater auf dem Mars nach ihm benannt.
Wer war Louis Agassiz?
Der Freiburger Louis Agassiz war einer der bedeutendsten Naturforscher des 19. Jahrhunderts, galt als "Entdecker der Eiszeiten" und "erster Zoologielehrer Amerikas". 1846 wanderte er in die USA aus und widmete sich dort kruden Rassentheorien. So sollten Agassiz zufolge sexuelle Beziehungen zwischen den Rassen unbedingt untersagt werden. Zudem versuchte er die "Minderwertigkeit der schwarzen Rasse" zu beweisen, dies durch Fotografieren und Messen des Hirnvolumens. Der Naturforscher und Glaziologe gilt heute unter Historikern als international einflussreicher Rassist und Vordenker der Apartheid.