Oberösterreich

Alles teurer! Jeder Zweite hat zu wenig Einkommen

Die Zahlen sind alarmierend: Für den Großteil der Beschäftigten reicht das Einkommen nicht mehr aus. Die AK fordert jetzt drastische Maßnahmen.

Tobias Prietzel
Die Teuerung schlägt voll zu: Mehr und mehr Menschen können sich ihr Leben nicht mehr leisten.
Die Teuerung schlägt voll zu: Mehr und mehr Menschen können sich ihr Leben nicht mehr leisten.
Getty Images

Der Arbeitsklima Index belegt es schwarz auf weiß: Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer kommt kaum oder gar nicht mit ihren finanziellen Mitteln aus.

Für zwei Drittel von ihnen sind die Kosten für Lebensmittel eine starke Belastung.

Butter um ein Drittel teurer

Fast die Hälfte der ärmeren Haushalte muss sich beim Einkaufen einschränken, um finanziell über die Runden zu kommen. Butter etwa ist seit Jahresbeginn um fast ein Drittel (30 Prozent) teurer geworden. Mehl kostet um über ein Viertel mehr. Die Preise für Kaffee, Mineralwasser, Brot und Gemüse sind von Jänner ebenfalls um zweistellige Prozentsätze gestiegen.

"Wenn das so weitergeht, drohen uns bald Zustände wie in Großbritannien", warnt der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Andreas Stangl. Dort seien Beschäftigte, etwa in Krankenhäusern, mittlerweile auf Lebensmittel-Spenden ihrer Arbeitgeber angewiesen.

"Wenn das so weitergeht, drohen uns bald Zustände wie in Großbritannien." AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl mit düsteren Zukunftsaussichten

Appell an den Bund

Stangl nimmt die Politik in die Pflicht: Sie müsse aktiv gegen überhöhte Preise vorgehen und die Profiteure der Krise zur Kasse bitten. "Das sind all jene Unternehmen, die ihre eigenen Verkaufspreise erhöht und trotz teurer Energie riesige Zusatzgewinne lukriert haben."

Angesichts der massiven Teuerung fordert AK-OÖ-Chef Andreas Stangl deutlich mehr Unterstützung von Bund und Land.
Angesichts der massiven Teuerung fordert AK-OÖ-Chef Andreas Stangl deutlich mehr Unterstützung von Bund und Land.
FOTOKERSCHI.AT / APA / picturedesk.com

Der AK-Chef rechnet vor: Die gesamten Bruttolöhne und -gehälter inklusive aller Sozialversicherungsabgaben seien im Vorjahr und heuer um lediglich 11,8 Prozent gestiegen. Bei den um die Abschreibung bereinigten Unternehmensgewinne hingegen habe es ein Plus von mehr als 19 Prozent gegeben.

"Dass von der Politik mehr kommen muss, wissen auch die Menschen", sagt Stangl. Laut einer IFES-Studie im Auftrag der AK glauben drei Viertel der Arbeitnehmer in Oberösterreich, dass man gegen die Teuerungswelle etwas unternehmen kann.

Kritik an der Landesregierung

84 Prozent wollen demnach, dass die Landesregierung Maßnahmen gegen die hohen Preise auf Lebensmittel ergreift. Aber: Nur 14 Prozent attestieren ihr dabei sehr viel oder eher viel Einsatz. Gleichzeitig befürworten 90 Prozent der Mitglieder den Einsatz der Arbeiterkammer Oberösterreich gegen die steigenden Preise.

Laut Stangl würden andere Länder zeigen, dass es möglich ist, auf die steigenden Preise aktiv zu reagieren und ins Marktgeschehen einzugreifen: Polen und Bulgarien beispielsweise haben die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ausgesetzt bzw. gesenkt. Und in Kroatien wurden für Grundnahrungsmittel wie Sonnenblumenöl, Milch, Mehl, Zucker und bestimmte Fleischsorten Preis-Obergrenzen eingezogen.

Diese Preise seien dadurch im Durchschnitt um 30 Prozent gesunken, so der AK-Chef. Finanziert wird diese Maßnahme aus einer Sondersteuer auf Krisengewinne.

"Der Bund muss die derzeitige Übergewinnsteuer light deutlich ausweiten. Und auch die Landesregierung ist in der Bekämpfung der Teuerung gefordert“, sagt Stangl.

Belastung für Börsel und Gemüt

Die nicht enden wollende Krise belastet nicht nur das Geldbörsel, sondern auch das Gemüt. Experten schlagen Alarm: Für die 16- bis 26-Jährigen ist die Lage besonders prekär.

"Wir bemerken in unserer täglichen Arbeit, dass Zukunftsängste gerade bei jungen und armutsgefährdeten Personen stark ausgeprägt sind", sagt die Leiterin der Krisenhilfe Oberösterreich, Sonja Hörmanseder.

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