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Alita macht selbst die härtesten Cyborgs meier

Mit Gedächtnisverlust, großen Augen und "Panzer Kunst" kämpft sich ein Mädel durch die Slums der Zukunft.

Heute Redaktion
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Ein Hollywood-Regisseur, der Kult-Mangas aus Japan verfilmt? Und mit White Dudes wie Christoph Waltz und Ed Skrein besetzt? Das kann im Grunde ja nur schiefgehen... sollte man meinen. Fans von Yukito Kishiros Cyberpunk-Reihe "Ganmu" aka "Battle Angel Alita" werden sich mit Sicherheit verpflichtet fühlen, die Filmfassung von Robert Rodriguez ("Sin City") zu hassen. Alle anderen dürfen sich positiv überraschen lassen.

Der Actioner holt die Zuschauer schon lange vor der ersten CGI-Fetzerei ab. Beim sonst so nervigen Runterrattern der Logos nämlich, das dem Publikum selten mehr als ein Gähnen entlockt. Hier bekommt der strahlende Twentieth-Century-Fox-Schriftzug aber plötzlich sechs Jahrhunderte draufgepackt. Der neue Anstrich ist düster und abgefuckt, die perfekte Einstimmung auf die Postapokalypse, in der "Alita" spielt.

Zierliche Kampfmaschine

Die Manga-Vorlage wird dem Cyberpunk zugeordnet. Soll heißen, ihr Zukunftsszenario ist nicht aufpoliert wie die Brücke der Enterprise, sondern so ranzig wie ein altersschwacher Industrie-Hochofen. Im 26. Jahrhundert haust die Menschheit in einer gigantischen Megacity, über der die unerreichbare Wolkenstadt der oberen Zehntausend schwebt. Aus der purzeln regelmäßig Tech-Abfälle, in denen gewiefte Tüftler wie Doktor Ido (Christoph Waltz) nach verwertbaren Ersatzteilen suchen.

Im Müll findet Ido die Überreste eines weiblichen Cyborgs. Ihr menschliches Hirn und ihr Reaktor-Herz sind noch intakt, ihre Erinnerungen jedoch gelöscht. Ido peppelt die junge Frau auf, gibt ihr einen künstlichen Körper und den Namen "Alita". Schnell (schließlich muss ja endlich die Action starten) findet sie sich in ihrer neuen Umgebung zurecht und wählt dieselbe Profession wie ihr Ersatz-Papa. Denn nächtens streift der Doktor als "Hunter-Warrior" (eine Mischung aus Kopfgeldjäger und Polizeibeamter) durch die Straßen und liquidiert mordende Cyborgs.

Trotz ihrer zierlichen Statur ist Alita kein Gegner gewachsen. Mittels "Panzer Kunst", einer Art Tech-Kung-Fu, zwingt sie den skrupellosen Gesetzeshüter Zapan (Ed Skrein) und den Gangster Grewishka (Jackie Earle Haley) in die Knie. Nicht nur Ido erkennt, dass Alita in ihrem früheren Leben eine knallharte Kriegerin gewesen sein muss. Plötzlich sind auch der Schurke Vector (Mahershala Ali) und sein geheimnisvoller, in der Wolkenstadt lebender Oberboss Nova hinter dem Mädel her.

Der Trailer von "Alita: Battle Angel":

Wenn ein Cyborg sein Herz verschenkt

Waffen sind dem Pöbel der Zukunft nicht erlaubt, darum wird in "Alita: Battle Angel" geschlitzt, geprügelt und zertrümmert, was das Zeug hält. Die computergenerierten Gefechte sind State of the Art und in ihrer übertriebenen Trickfilm-Ästhetik perfekter Stoff fürs Popcorn-Kino. Alitas Geschichte hätte hingegen besser in ein Serienformat gepasst - zu kurz ist die Zeit, um mit der Figur richtig warm zu werden.

Die kleinen Feinheiten am Rande heben den Actioner aus dem Mittelmaß. Gekonnt spielt Rodriguez etwa mit dem Cyborg-Konzept. Gliedmaßen sind Ersatzteile, Upgrades verwandeln kaputte Wracks in brandgefährliche Berserker. Und Alita kann dem jungen Burschen, auf den sie ein Auge geworfen hat, wortwörtlich ihr Herz schenken.

Von der Jugendfreigabe des Films sollte man sich übrigens nicht täuschen lassen. Gesichter werden verstümmelt und Körper halbiert. Rodriguez reizt die Grenzen des PG-13 gnadenlos aus. Für eine Manga-Verfilmung absolut angebracht.

Fazit:

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"Alita: Battle Angel" startet am 14. Februar in den österreichischen Kinos.