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Weiße Orang-Utan-Dame Alba kommt frei

Heute Redaktion
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Alba war schwach und abgemagert, als sie auf Borneo entdeckt wurde. Nach 18 Monaten auf der Rettungsstation ist es für den Albino-Orang-Utan Zeit, frei zu leben.

Ihre blauen Augen blicken keck in die Kamera, ihr weißes Fell sieht kräftig aus: Alba ist heute ein gesundes, junges Orang-Utan-Weibchen – und soll nun, nach ihrer Aufpäppelung auf der Tierrettungsstation der Stiftung Borneo Orangutan Survival (BOS), ausgewildert werden.

Vor einem Jahr hätte Albas Schicksal beinahe eine andere Wendung genommen. Ausgehungert und geschwächt wurde das damals fünf Jahre alte Albino-Weibchen im Dorf Tanggirang auf Borneo gefunden.

"Normalerweise werden Orang-Utans in diesem Alter immer noch gesäugt. Alba dagegen schlug sich ohne Mutter durch und war total abgemagert", erinnert sich Sophia Benz, die Geschäftsführerin des Vereins BOS Schweiz. "Alba brachte nur noch acht Kilogramm auf die Waage – heute sind es 28."

Weißer Affe ist eine begehrte Trophäe

Sophia Benz und die anderen im Team sind aufgeregt, denn am Dienstag wird Alba nach eineinhalb Jahren auf der Rettungsstation in einem Naturschutzgebiet in die Freiheit entlassen. "Alba ist gesund und hat nach der relativ kurzen Zeit bei uns ihre natürlichen Fähigkeiten noch nicht verloren."

Sehen Sie hier, wie das Affenmädchen für seine Reise in die Freiheit vorbereitet wird

(Video: BOS Stiftung)

Trotzdem schwingt neben viel Freude auch ein bisschen Sorge mit, denn der Albinismus beschert dem Tier nicht nur eine schlechte Sehfähigkeit und erhöhte Sonnenempfindlichkeit, sondern macht es auch sichtbarer für Raubtiere und Wilderer.

Selbst im Naturschutzgebiet, in dem Alba leben soll, sind die Menschen der größte Feind der Affen: "Alba ist wegen ihres Aussehens eine begehrte Trophäe. Wilderei und illegaler Tierhandel sind eine besondere Gefahr für sie, hinzu kommt die Beschneidung des Lebensraums durch illegalen Holzschlag."

Ein Peilsender sorgt für Sicherheit

Auch Albas Spielgefährtin Kika wird ausgewildert. Fast zwei Tage lang müssen die beiden Affen dazu per Jeep und Boot reisen, zur Sicherheit fährt auch ein Tierarzt mit. Die Auswilderung und Albas Schutz in der Freiheit erfordern besondere Anstrengungen.

Mindestens 30 Tage lang wird der Affe von morgens bis abends von Mitarbeitenden der Stiftung und der Naturschutzbehörde durch den Regenwald begleitet. "Ich glaube, das ist der härteste Job der Welt, denn Orang-Utans bauen ihr Schlafnest jeden Tag an einem anderen Ort", sagt Sophia Benz.

Um sie zu orten und in medizinischen Notfällen eingreifen zu können, wurde Alba ein Peilsender implantiert. Sollten die Jungtiere in der Wildnis nicht zurechtkommen, steht als Ausweichplan eine bewaldete, geschützte, fünf Hektaren große Flussinsel zur Verfügung, die die Stiftung extra für Alba gebaut hat.

Orang-Utans auf Borneo vom Aussterben bedroht

In den letzten 16 Jahren ist die Zahl der Orang-Utans auf Borneo um bis zu 150.000 Tiere geschrumpft. Die letzten 70.000 bis 100.000 Borneo-Orang-Utans sind akut vom Aussterben bedroht. Täglich werden riesige Urwaldflächen für den Abbau von Rohstoffen und den Anbau von Ölpalmen vernichtet. (Zora Schaad)