Oberösterreich

"Alarmsignale" – jeder Dritte leidet in dieser Branche

Na gschmackig! Eine neue Studie stellt der Gastro-Branche kein gutes Zeugnis aus: Jeder dritte Mitarbeiter hat mit ständigem Arbeitsdruck zu kämpfen.

Johannes Rausch
Laut einer neuen Untersuchung leiden Gastro-Angestellte mehr als Kollegen in anderen Sparten. (Symbolbild)
Laut einer neuen Untersuchung leiden Gastro-Angestellte mehr als Kollegen in anderen Sparten. (Symbolbild)
Getty Images

Immer wieder ist die Gastronomie Zielscheibe der Kritik: Überlange Arbeitszeiten, Dienste am Abend und am Wochenende sowie ständige Überstunden. Dazu oft schlechte Entlohnung und nicht beachtete Ruhezeiten. 

Eine aktuelle Studie der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) bestätigt jetzt: Mehr als ein Drittel der Beschäftigten im Gastgewerbe leidet unter ständigem Arbeitsdruck. Die Analyse wurde gemeinsam von der Arbeiterkammer Wien (AK) und der Gewerkschaft vida präsentiert.

In Summe führe die Belastung zu hoher Unzufriedenheit und kurzer Verweildauer im Job bzw. in der Branche. Der Arbeitsklima Index der AK OÖ stützt diesen dramatischen Befund mit eigenen Daten.

"Braucht bessere Arbeitsbedingungen"

"Da überrascht es nicht, dass viele ihren Job in der Gastronomie aufgeben und sich beruflich verändern wollen", erklärt AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl. Es brauche dringend bessere Arbeitsbedingungen und bessere Entlohnung.

"Da überrascht es nicht, dass viele ihren Job in der Gastronomie aufgeben und sich beruflich verändern wollen." AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl kritisiert  Arbeitsbedingungen in der Branche

Laut Index kann sich knapp mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Gastro-Bereich nicht oder nur schwer vorstellen, in diesem Beruf bis zur Pension durchzuhalten. Zum Vergleich: In allen anderen Sparten sagen das 37 Prozent. Drastisch: 22 Prozent der Angestellten wollen daher ihren Arbeitsplatz wechseln – im Gegensatz zu 12 Prozent in den übrigen Sektoren. 

AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl
AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl
FOTOKERSCHI.AT / APA / picturedesk.com

In den Bereichen Weiterbildung und Entwicklungsmöglichkeiten liegt die Unzufriedenheit sogar über dem Durchschnitt: Bei 13 bzw. 14 Prozent. Das ist etwa doppelt so hoch wie bei Mitarbeitern in allen anderen Branchen.

"Das sind Alarmsignale, die man ernst nehmen muss. Da darf es einen nicht wundern, wenn viele nicht mehr in der Gastronomie arbeiten wollen", so Stangl. "Wenn man motivierte Beschäftigte im Betrieb will, muss man ihnen auch etwas bieten." Die AK fordert "bessere, gesunde und faire Arbeitsbedingungen".

Für Mitarbeiter soll es außerdem Chancen zur Entfaltung und längerfristige Perspektiven geben. Ein weiterer Wunsch: Das AMS soll Menschen nicht mehr in Betriebe mit systematischen Arbeitsrechtsverletzungen oder Anzeigen beim Arbeitsinspektorat vermitteln. 

"Übliches AK-Bashing"

Einem bekannten Gastro-Experten schmeckt die Studie gar nicht: "Ich verstehe die Kammer nicht, für mich ist es das übliche AK-Bashing", reagiert der oberösterreichische Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger im Gespräch mit "Heute"

"In den vergangenen zwei Jahren sind die Lehrlingszahlen in OÖ gestiegen", widerspricht der Experte dem Inhalt der Studie scharf. Was dem Fachmann vor allem sauer aufstößt: "Oft reden hier Menschen mit, die noch nie in ihrem Leben in der Gastro gearbeitet haben."

"Oft reden hier Menschen mit, die noch nie in ihrem Leben in der Gastro gearbeitet haben." Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger zeigt sich verärgert

Rund 2.500 Mitarbeiter fehlen derzeit laut Mayr-Stockinger in der oberösterreichischen Gastronomie: Ob Voll-, Teilzeit oder geringfügig, gesucht werden unter anderem Kellner, Köche und Hilfspersonal. In Österreich würden momentan zirka 25.000 Neue gebraucht werden. "Wir haben jedoch in OÖ 300 Beschäftigte mehr als vor der Pandemie", unterstreicht er eine positive Entwicklung.

Mitarbeiter kommen wieder zurück in Gastro

Das von der AK gezeichnete Bild entspreche nicht der Realität: "Es gibt genug Beispiele von Mitarbeitern, die wieder zurück in die Gastronomie gewechselt sind. Gründe dafür waren auch das Trinkgeld", so der Fachmann. Angestellte seien "flexibel und stressbelastbare" Menschen, deshalb würden ihnen viele andere Branchen offen stehen.

"Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende können wir nicht wegdiskutieren", spricht Mayr-Stockinger die Work-Life-Balance an. Doch grundsätzlich könne sich jeder Interessierte einen Betrieb aussuchen, bei dem die Schichten zum jeweiligen Lebensstil passen.

Beim Thema Gehalt richtet der Wirt deutliche Worte in Richtung Kammer: "Wenn die Mitarbeiter mehr verdienen sollen, geht das Eins zu Eins in die Speisekarte bzw. in die Getränke." Denn der größte Anteil der Ausgaben für Gastronomen fließe in die Personalkosten. 

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