Spiele-Test

"AirportSim" – dort arbeiten, wo andere Urlaub starten

In der Flughafen-Simulation "AirportSim" regnet es recht oft. Ins Wasser fällt das Game aber nicht, im Gegenteil spielt es sich sehr authentisch.

Rene Findenig
"AirportSim" – dort arbeiten, wo andere Urlaub starten
AirportSim
Iceberg Interactive

Recht überraschend für viele Fans haben die Entwickler MS Games und MK Studios sowie der Publisher Iceberg Interactive eine neue Flughafen-Simulation herausgebracht. "AirportSim" für PC und Xbox lässt euch aber nicht die Flugzeuge steuern oder als Tourist in den Urlaub fliegen, sondern stellt euch vor die Aufgabe, anderen dies zu ermöglichen. So schlüpfen Spieler in die Rolle des Bodenpersonals und kümmern sich um alles, was an einem Flughafen eben so anfällt – vom Auftanken der Jumbos über das Beladen der Maschinen bis hin zum Einweisen der Jets und dem Transport der Passagiere vom Gate zum Flieger und wieder zurück. In welcher Qualität das in "AirportSim" geschieht und wie authentisch sich das spielt, verwundert, denn im Vorfeld wurde kaum die Werbetrommel für das neue Videospiel gerührt.

Der Spielumfang ist noch eher übersichtlich, das kann sich aber ja noch mit neuen Inhalten und Updates ändern. Was aber bereits vorhanden ist, funktioniert gut und sieht auch noch toll aus. Das ist bei solchen Nischen-Simulationen leider immer mehr die Ausnahme als die Regel. Vier Flughäfen können zum Start gewählt werden: Vágar auf den Färöer-Inseln, Keflavik auf Island, der Chopin-Flughafen in Warschau und der Key West International Airport in Florida. Alle vier Areale bieten ihre ganz eigene Optik und unterschiedliche Mechaniken. Zudem darf entscheiden werden, ob man im freien Spiel einfach alles abgrast, ob man in Szenarien bestimmten Aufgaben nachgeht, Koop zockt oder in einem Herausforderungsmodus den Highscore anderer Spieler jagt. Nicht täuschen: Zu tun gibt es genug, dank einer Masse von Maschinen.

Maschinen, Missionen und Multitasking

Beeindruckend ist, wie detailliert die einzelnen der vielen Aufgaben umgesetzt wurden. Beim "Marshalling", dem Einweisen des Flugzeugs nach dem Landen oder vor dem Start beispielsweise, muss am Rollfeld der Winkel unseres Third-Person-Lotsen zum Flieger ganz genau stimmen, um überhaupt arbeiten zu können. Und auch alle Bewegungen mit den Leuchtstäben müssen manuell per Tastendruck ausgelöst werden, um das Flugzeug nach links und rechts einzuweisen, die Signale zum Verlangsamen der Geschwindigkeit zu geben oder das Flugzeug auf seiner Position zu parken. Auch die Fahrzeuge, die an die Jets gekoppelt werden und sie aus dem oder in den Hangar bringen, müssen manuell eingekoppelt werden. Selbst die Leucht-Anzeigen der Fahrzeuge können vom Spieler an- oder abgeschaltet werden.

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    Recht überraschend für viele Fans haben die Entwickler MS Games und MK Studios sowie der Publisher Iceberg Interactive eine neue Flughafen-Simulation ...
    Iceberg Interactive

    Multitasking ist gefragt, denn vom kleinsten Handgriff wie dem Absperren von Flugfeld-Arealen per orangen Pylonen bis hin zum kompletten Planen von Ankünften mehrere Maschinen gleichzeitig. Das spielt sich beeindruckend realistisch und Leerläufe gibt es im Spiel so gut wie keine. Wer nicht gerade Simulations-Freund ist, könnte sich aber daran stoßen, dass die Motivation noch etwas an der kurzen Leine gehalten wird. So gibt es wenig bis keine "Erfolge" zu erspielen oder eine Karriere zu verfolgen, sondern nur Aufgabe um Aufgabe abzuarbeiten, ohne dass es ein großes Ziel gibt, auf das man hinarbeiten könnte. Hier lassen die Macher eindeutig die Chance liegen, sich von der Gepäck-Verladung über einen Posten beim Marshalling vielleicht immer weiter in Richtung eines Flughafen-Managers hocharbeiten zu können.

    Großteils gute Grafik mit einigen Einschnitten

    Potenzial zur Weiterentwicklung und Verbesserung gibt es auch noch an anderer Stelle, denn bisher kümmert man sich zwar um viele Aufgaben, diese betreffen aber allesamt nur die Bodenpersonal-Tätigkeiten. Richtig spannend wäre es, wenn die Macher dies noch um alle anderen Bereiche eines Flughafen-Lebens erweitern könnten. Technisch letztendlich gibt es aktuell noch einen zwiegespaltenen Eindruck. Bugs kommen immer mal wieder bei den Aufgaben vor, wenn sich Flugzeuge einfach nicht mehr bewegen oder Kupplungen an Fahrzeugen nicht einrasten wollen, obwohl man alles richtig macht. Die Fehler sind aber kleinerer Natur und vermiesen uns das Spiel nicht. Ebenfalls auffällig aber: Wir scheinen eine echt miese Wetterlage erwischt zu haben, denn gefühlt regnete es in "AirportSim" ständig ohne Unterlass.

    Regen ist auch ein gutes Stichwort, wenn es um die Grafik geht. Schüttet es und ist es auch noch Nacht, sieht "AirportSim" richtiggehend fantastisch aus. Die Umgebungen bieten meist viele Details, Lichter spiegeln sich in Pfützen und Tropfen sammeln sich auf den Scheiben. Im krassen Gegensatz dazu stehen jedoch immer wieder recht schlichte und detailarme Umgebungen, wie besonders die Rollfelder. Klar, da steht nicht unbedingt eine Palme am Asphalt, aber der Beton wirkt dennoch zu glatt und perfekt, ganz ohne Rillen oder Reifenspuren, die man dann wiederum auf anderen Flächen wie den Flugzeug-Parkplätzen findet. Dieser Mix aus Hochglanz-Grafik mit spektakulären Licht- und Wettereffekten sowie detailarmen Umgebungen verwundert, wirkt sich aber ebenfalls nicht allzu störend auf die Spielfreude aus.

    "AirportSim" – dort arbeiten, wo andere Urlaub starten

    Lobenswert ist, wie realistisch die Flughäfen umgesetzt wurden – laut den Machern seien die Airports "persönlich erfasst und sorgfältig nachgebildet" worden, sodass man "echten Luftfahrtkarten folgen" könne, um sich im Spiel fortzubewegen. Wie auch bei den Flughäfen sollen bei den Flugzeugen weitere in Zukunft dazukommen. Aktuell sind "nur" der Airbus A320neo und die 737 MAX zu finden, dafür diese aber mit allen "Verbindungspunkten, Türfunktionen, Betankungssystemen, Lichtern, Tönen und allgemeinen Abläufen am Boden während der Flugzeugabfertigung". Lizenziert sind auch einige Fahrzeuge: CBus 3000, Goldhofer Bison D1000, TG MT, TG 660, Tankwagen, Catering-Truck, TLD ABS-580, TLD Jet 16, TLD JCT-60, TLD NBL, TLD TMX-150, Hitzinger D Power und abschließend der TLD GPU-418.

    "AirportSim" hebt sich gleich mehrfach aus der Masse am Simulations-Markt hervor – durch eine gern gesehene Multiplayer-Unterstützung, aber auch die authentischen Abläufe eines Arbeitstags als Bodenpersonal-Mitarbeiter. Größtes Manko war im Test noch das fehlende Langzeitziel, das aber die Tätigkeiten nicht weniger spaßig und "AirportSim" nicht weniger gut macht. Und endlich gibt es auch wieder einmal eine Simulation, die nicht in einem technisch bedenklichen Zustand auf den Markt kommt, sondern bis auf kleine Kritikpunkte sauber und realistisch umgesetzt wurde. Wer mal nicht mit dem "Flight Simulator" in lichte Höhen abheben, sondern hinter die Kulissen eines Flughafens mit all seinen vielfältigen Aufgaben blicken will, ist mit der neuen "AirportSim" bestens bedient. 

    rfi
    Akt.