Wien
Mit Affenpocken im Spital: "Patient will nach Hause"
Nachdem der erste Fall von Affenpocken in Österreich bekannt wurde, spricht Infektiologe Christoph Wenisch über den Gesundheitszustand des Patienten.
In der Nacht auf Sonntag wurde ein 35-jähriger Mann mit der Rettung in die Klinik Favoriten eingeliefert. Der Patient wies typische Symptome auf, die den Verdacht auf Affenpocken nahelegen, hieß es. Der Verdachtsfall bestätigte sich wenig später: Bei der Probe wurden die Pocken nachgewiesen. "Mit aller Wahrscheinlichkeit nach werden es Affenpocken sein", sagte die Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes (Wigev), Nina Brenner-Küng.
"Patient ist guter Dinge"
Der 35-Jährige hat Pusteln im Gesicht und leichtes Fieber. "Der Patient ist guter Dinge, er möchte dann schon nach Hause gehen. Aber da haben wir gesagt, dass darf er jetzt noch nicht, weil er noch eine Zeit unter Beobachtung steht und auch eben isoliert werden muss", erklärt Christoph Wenisch, der behandelnde Arzt in der Klinik Favoriten, im Gespräch mit Ö3. Seine Kontakte werden jetzt nachträglich gegen Pocken geimpft. Das nenne man "Abriegelungsimpfung", so Wenisch. Das kann behördlich angeordnet werden.
Laut WHO gibt es rund 100 bestätigte Infektionen und 30 Verdachtsfälle weltweit. In Deutschland sind inzwischen drei Fälle der Viruserkrankung bekannt geworden, einer in München und zwei in Berlin.
Wie die Virologin Monika Redlberger-Fritz im "Ö1-Morgenjournal" betonte, müsse man sich derzeit keine allzu großen Sorgen machen. Die Krankheit sei "nicht so leicht" von Mensch zu Mensch übertragbar, doch über die Häufung der Pockenfälle zeigte sich selbst die Expertin überrascht.
"Keine neue Pandemie"
Die Krankheit verlaufe in zwei Phasen, so die Virologin. Die erste Phase sei "sehr unspezifisch" und zeige sich bei Betroffenen mit Fieber, Rückenschmerzen und Lymphknotenschwellungen, was rund zwei Tage andauere, so die Expertin. Dann beginne der Ausschlag mit Beulen, die dann zu Bläschen und Pusteln würden. Etwas später würden diese verkrusten. Das alles dauere bis zu vier Wochen, "man ist im gesamten Krankheitsverlauf ansteckend", so Redlberger-Fritz. Im Vergleich zu Feuchtblattern gebe es dabei keine verschiedenen Entwicklungsstadien der Pusteln, bei Affenpocken verliefen alle gleich.
Auch Virologe Norbert Nowotny sieht die Lage entspannt: "Die Affenpocken werden zu keiner neuen Pandemie führen. Wir sollten trotzdem vorsichtig sein und jeden einzelnen Fall mit Sorgfalt behandeln, isolieren und die Kontaktverfolgung bestmöglich durchführen", so der Experte. Die Krankheit führt eher zu milden Verläufen mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag.