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Ärzte warnen Menschen vor "starker Belastung" im Osten

Das eingeschleppte Unkraut Ragweed geht in die Blüte. Pollen- und Allergie-Experte Markus Berger warnt vor den Folgen und drastischen Veränderungen.

Newsdesk Heute
Ärzte warnen Menschen vor "starker Belastung" im Osten
Das eingeschleppte Ragweed geht wieder in die Blüte.
Österreichischer Polleninformationsdienst; picturedesk.com

Seit einigen Jahren zeichnet sich ein deutlicher Trend ab: Die Pollensaison beginnt zunehmend früher und endet später. Mancherorts ist der Blütenstaub von Pflanzen, der immer mehr Menschen Probleme bereitet, inzwischen fast über das ganze Jahr hinweg messbar – 2023 war das an 330 Tagen der Fall.

Anfang letzte Woche erreichte eine erste Welle an Ragweedpollen den Osten und Südosten Österreichs. Auch das ist deutlich früher als üblich, so der Österreichischen Polleninformationsdienstes am Montag in einer Medienmitteilung. Der Blütenstaub des Unkrauts wurde in "rauer Menge" aus Ungarn und Slowenien nach Wien, Niederösterreich, Burgenland, in die Steiermark und in Teile Kärntens eingeweht.

Prognoselandkarte Ragweed vom 18. August 2024
Prognoselandkarte Ragweed vom 18. August 2024
Österreichischer Polleninformationsdienst

Ab Ende August rechnen die Experten des Vereins mit einer "starken Belastungen" durch den Ragweed-Pollenflug. "Dies waren die ersten Vorboten, die lokale Produktion der Ragweedpollen beginnt mit Ende August/Anfang September und dauert bis Ende September bis maximal Mitte Oktober", sagt Mediziner und Polleninfodienst-Leiter Markus Berger. Die heurige Saison werde besonders heftig werden, da das feuchte und warme Wetter der letzten Wochen zu einem "enormen Blütenstand" geführt habe.

Zunehmende Gesundheitsprobleme

Ragweed (Ambrosia artemisiifolia, Trauben- oder Fetzenkraut) ist eine aus den USA eingeschleppte, sehr anpassungs- und widerstandsfähige Pflanze mit hoher allergischer Potenz, die ein zunehmend großes Gesundheits- und volkswirtschaftliches Problem darstellt.

Berger: "Immer mehr Menschen in Österreich reagieren bei Kontakt mit dem Blütenstaub mit Fließschnupfen, roten, juckenden Augen und Niesreiz. Sehr häufig ist chronisches Asthma eine Folge dieser Allergie". Bereits 4-5 Pollenkörner pro Kubikmeter (m³) Luft würden genügen, um signifikante klinische Symptome auszulösen. "Wir erwarten heuer aber mehr als 200 Pollenkörner pro m³."

Die Warnung an Allergiker: "Wenn Sie auf Ambrosia und Beifuß reagieren, ist es ratsam, den Aufenthalt im Freien so weit wie möglich zu reduzieren."

So sehen die Blütenstände der Ragweed-Pflanze aus.
So sehen die Blütenstände der Ragweed-Pflanze aus.
Markus Berger

Update für Prognosekarte

Die aerobiologische Einrichtung hat nun ihre Prognoselandkarte für ganz Europa weiterentwickelt. "Die Karte ist nun länderübergreifend, daher können Einwehungen von Pollen aus den umliegenden Ländern frühzeitig erkannt, erfasst und in der Vorhersage berücksichtigt werden", erklärt Berger. Allein nur den lokalen Pollenflug zu messen, bringe zu wenig Information für eine aussagekräftige Vorhersage.

Dr. Markus Berger vom Österreichischen Polleninformationsdienst
Dr. Markus Berger vom Österreichischen Polleninformationsdienst
Georg Wilke / Österreichischer Polleninformationsdienst

Dazu werde die Schadstoffbelastung durch Ozon, Stickstoff- und Schwefeldioxid in die Belastungsvorhersage eingerechnet. "Aus Forschungen weiß man, dass diese Luftschadstoffe massiven Einfluss auf die Intensität der Beschwerden haben", so Berger. Die neue Karte könne Belastungen durch den Pollenflug "noch früher und noch genauer vorhersagen". Das mache auch für Allergiker Urlaubsreisen besser planbar.

Neue Pflanzen, neue Allergene

Aufgrund der klimatischen Veränderungen werden künftig neben Ragweed auch weitere Neophyten (ursprünglich nicht heimische Pflanzen) sowie Gewächse, die bislang noch keine klinische Relevanz hatten, Allergikern das Leben schwermachen. Im Umfeld des Neusiedler Sees etwa wird das Schilf in der ersten Septemberwoche zu blühen beginnen. Personen, die auf Gräserpollen sensibilisiert sind, können je nach Wind und Wetterlage auch diesen Pollenflug bis Wien hinein spüren.

Der Einjährige Beifuß (Artemisia annua) – ein Kraut, das ursprünglich aus Asien und den Balkanländern stammt – wird von Ende September bis Mitte November vor allem im Donauraum, wie erstmals auch schon im Vorjahr, für eine zweite Beifußwelle sorgen. Der Pollenflug fällt heuer den Prognosen zufolge durchschnittlich aus. Berger: "Artemisia annua verlängert die Pollensaison signifikant. Man kann sagen, dass diese Pflanze das Bindeglied zur ganzjährigen Pollensaison darstellt, denn im Dezember beginnt bereits die Blüte der Purpurerle."

Aber auch die Olivenhaine im pannonischen Tiefland können in Zukunft bei Menschen für Belastungen sorgen, die auf den Pollen von Ölbaumgewächsen und der Esche sensibilisiert sind. In anderen Ländern ist der Olivenbaum bereits für sein Allergiepotenzial bekannt. Berger: "Es wird sich bald zeigen, ob sich die Olive auch bei zu einem problematischen Allergen entwickelt. Um darauf vorbereitet zu sein, haben wir den Ölbaum bereits jetzt in unsere Prognosekarte integriert."

Der Götterbaum (Ailanthus altissima, ursprünglich aus China und Vietnam stammend) verbreitet sich zunehmend auch in Österreich und wurde als problematischer Neophyt eingestuft. Die Blüte des Zierbaums hat aus allergologischer Sicht bei uns allerdings noch keine Relevanz – was sich jedoch ändern kann, blickt man in sein Herkunftsland. Klinische Daten aus Österreich liegen dazu noch nicht vor. Berger: "Vorausschauend arbeiten wir daher an der Pollenprognose dieser Pflanze."

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    ANGELA WEISS / AFP / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Der HNO-Arzt Markus Berger warnt vor einer "starken Belastung" im Osten Österreichs durch den Blütenstaub des eingeschleppten Unkrauts Ragweed, das zunehmend Gesundheitsprobleme verursacht
    • Die Pollensaison beginnt früher und endet später, und die Experten erwarten eine besonders heftige Saison aufgrund des feuchten und warmen Wetters
    • Neben Ragweed werden auch weitere Neophyten und Gewächse künftig Allergikern das Leben schwer machen, weshalb der Polleninformationsdienst eine aktualisierte Prognoselandkarte für ganz Europa entwickelt hat, um Belastungen durch den Pollenflug noch früher und genauer vorhersagen zu können
    red
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