Ukraine

Adler sollen Kreml vor neuem Drohnen-Anschlag schützen

Eine Drohne soll mitten über dem Kreml explodiert sein. Eine herbe Schmach für Putin – Geschwader aus Adlern sollen nun eine Wiederholung verhindern.

Roman Palman
Die russische Staatsduma will mit einem Abfangadler-Geschwader künftig den Kreml vor Drohnen schützen.
Die russische Staatsduma will mit einem Abfangadler-Geschwader künftig den Kreml vor Drohnen schützen.
iStock, Telegram/20M

Die Bilder aus Moskau gingen am Mittwoch um die Welt: Wie staatliche Nachrichtenagenturen vermeldeten, hätten angeblich Drohnen die Stadt überflogen. Sie seien mit Sprengstoff beladen gewesen und hätten Wladimir Putin als Ziel gehabt. Stattdessen sollen sie von der russischen Abwehr erfolgreich abgefangen worden und über der Kuppel der Kreml-Residenz explodiert sein.

In Wladimir Putins Kreisen beschuldigt man die Ukraine und die USA, die Drahtzieher hinter dem vermeintlichen Anschlag auf den russischen Präsidenten zu sein. An dieser Darstellung gibt es aber Zweifel. Experten vermuten aber inzwischen, dass es sich dabei um einen inszenierten Angriff von Russland selbst – eine sogenannte False-Flag-Operation – gehandelt haben könnte.

"Russland hat diesen Angriff wahrscheinlich inszeniert, um der russischen Bevölkerung den Krieg näherzubringen und die Voraussetzungen für eine breitere gesellschaftliche Mobilisierung zu schaffen", analysiert das renommierte Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in den USA.

Die Begründung der Experten: In Moskau wurde schon vor Monaten die Luftabwehr verstärkt. Hätte es also tatsächlich ukrainische Drohnen an allen Verteidigungsgürteln vorbei bis ins Herzen der russischen Machtzentrale geschafft, wäre dies die wohl mit Abstand größte Schmach für Russland seit Kriegsbeginn. Solch ein Versagen der russischen Armee hält man offenbar für unwahrscheinlich.

Adler-Geschwader soll Kreml schützen

Jedenfalls treibt diese Episode innerhalb der russischen Staatsführung bereits kuriose Auswüchse: Offenbar verzweifelt nach einem alternativen Schutz gegen Drohnenangriffe suchend, forderte Alexei Zhuravlev, erster stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, eine Rückkehr zur Natur. 

"Wir müssen über den Schutz unserer wichtigen Infrastruktur nachdenken", so Zhuravlev gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Er will jetzt ein "Geschwader aus Drohnen-Abfangadlern im Kreml und an anderen Orten" ausbilden. Die Raubvögel sollen anfliegende Drohnen aus der Luft fegen.

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    <strong>Achtung, Adler im Anflug:</strong> Geht es nach der russischen Staatsduma sollen die riesigen Greifvögel künftig den Kreml vor Drohnen beschützen.
    Achtung, Adler im Anflug: Geht es nach der russischen Staatsduma sollen die riesigen Greifvögel künftig den Kreml vor Drohnen beschützen.
    CAPORAL-CHEF SUHAS DAVID / AFP / picturedesk.com

    Gibt es tatsächlich

    Zwar erntete der Duma-Abgeordnete für diese bizarre Ansage auch umgehend Spott, doch so irre, wie die Idee im ersten Moment klingt, ist sie gar nicht. Adler und andere Greifvögel können tatsächlich gegen Drohnen eingesetzt werden, wie durch die niederländische Polizei bereits 2016 und durch die französische Armee 2017 unter Beweis gestellt wurde. Allerdings ging es dabei vorrangig um kleine zivile Quadkopter-Drohnen und nicht militärisches Gerät, das auch noch eine ausreichende Sprengladung an Bord hat.

    Es wäre aber keine Meldung aus Russland ohne eine Drohung der allumfassenden Zerstörung und Vergeltung: "Wir müssen auf das Zentrum von Kiew zielen! Zerstören Sie das Büro des Präsidenten, zerstören Sie die Werchowna Rada, den Generalstab, die Gebäude, in denen sich die ukrainischen Sonderdienste befinden", donnerte Zhuravlev blutdürstend noch hinterher. Und RT-Chefhetzerin Margarita Simonjan kokettiert: "Vielleicht geht es jetzt richtig los?"

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      Helmut Graf
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