"AC Valhalla: Die Zeichen Ragnaröks" – fast göttlich

"Assassin’s Creed Valhalla" macht den nächsten Schritt mit der neuen Erweiterung "Die Zeichen Ragnaröks". Spieler erleben den Protagonisten des Hauptspiels, Eivor, darin eher als Nebendarsteller und schlüpfen in der bereits in den früheren Erweiterungen vorgestellten Traumwelt dieses Mal in dem Rolle des Göttervaters Eivor. Der Allvater hat dabei ein Hühnchen mit dem unbesiegbaren Feuerriesen Surt zu rufen, denn dieser ließ Odins Sohn Badr entführen. Mit göttlichen Kräften ausgestattet wütet der Spieler deswegen durch das immer weiter zerfallende Zwergenkönigreich Svartalfheim.

Göttliche Kräfte, Feuerriesen und mythische Welten? Keine Sorge, "Valhalla" bleibt ein Action-Rollenspiel erster Güte und will nicht auf "God of War" machen, sondern bleibt auch den typischen "Assassin's Creed"-Wurzeln treu. Zahlreiche neue Gegenstände und einige neue Meuchel-Mechaniken machen die Erweiterung aber zu einem Riesenspaß. Klasse: Während man im Hauptspiel und den anderen Erweiterungen bereits die Welten Asgard und Jötunheim besuchen durfte (allerdings nur relativ eingeschränkt), stellt Svartalfheim nun eine richtig große Spielwelt und nicht nur einen kleinen Ausflug dar. 

Sogar als Rabe bringt man nun den Tod

Wer gerade genug von Odin und seinen göttlichen Kräften hat, kann in der Erweiterung übrigens zu fast jedem Zeitpunkt fließend ins Hauptspiel und damit in die Haut von Eivor wechseln. Das wurde im Spiel nett umgesetzt: Eivor sitzt am Lagerfeuer und grübelt darüber, was er im Traum als Odin erlebt hat und warum ihm diese Eingebungen erscheinen. Was aber am deutlichsten herausgearbeitet wurde: Als Eivor spielt man zwar als schlagkräftiger, starker Krieger, als Odin fühlt man sich aber als mächtiger Gott mit magischen Fähigkeiten fast unsterblich. Die Balance wird aber dennoch gewahrt.

So darf man als Odin unter anderem tote Kämpfer als Unterstützer beschwören und Elemente wie Feuer können uns kaum mehr etwas anhaben. Weil wir an der Seite von Zwergen aber gegen allerlei Dämonen und Gottestöter kämpfen, bleibt die Herausforderung hoch und man mäht nicht einfach wild durch die Feindesgruppen. Highlight der Erweiterung ist übrigens, dass wir die Form eines Raben annehmen dürfen. Dieser wird nicht nur für einige knackige Rätsel benötigt, sondern kann sich aus den Lüften auch an unachtsame Feinde heranmachen und ihnen per Flügelschlag und Schnabel den Tod bringen.

Starker Kontrast zu den bisherigen "Valhalla"-Storys

"Die Zeichen Ragnaröks" ist damit der erste DLC, der sich deutlich von den bisherigen Erlebnissen in "Assassin's Creed Valhalla" unterscheidet. Zuvor erlebte man zwar auch neue Fähigkeiten und Fertigkeiten, diese beschränkten sich aber meist auf stärkere Ausführungen klassischer Angriffe und Kombos. Nun aber darf man ganz neue, auch magische Skills nutzen, die man in einem "Assassin's Creed" eigentlich gar nicht erwartet hätte. Dieser starke Kontrast zeigt sich auch beim teils wunderschönen, teils düster-gruseligen Zwergenreich und erzählerisch mit dem Fokus auf die spannende Götter-Geschichte.

Ein Bonus für Neueinsteiger ist, dass der als Endgame nach dem Hauptspiel gedachte DLC auch in Angriff genommen werden kann, wenn man noch mitten im Hauptspiel steckt oder überhaupt erstmals "Valhalla" startet. Spieler können sich am Startpunkt des DLC einfach auf die erforderliche Stufe aufleveln lassen und so das Abenteuer sofort genießen. Empfehlenswert ist allerdings, vorher den Hauptteil durchgespielt zu haben, denn sonst ploppen im Kopf bei vielen Spielern wegen der auftauchen Charaktere und den Dialogen wohl Hunderte Fragezeichen auf. Schade um das packende Erlebnis!

Darum ist "Die Zeichen Ragnaröks fast göttlich

Noch einmal zurück zur Magie: "Hugr" nennt sich diese in der Erweiterung – um sie im Kampf nutzen zu können, muss man sie zuerst durch Attacken oder magische Blumen aufladen, was ein ständiges Spammen der Skills verhindert. Auch ein Grund, warum sich Odin mit der Macht eines Gottes spielt, ohne alle Feinde einfach zu zertrümmern. Zwei Kräfte darf man sich zur Auslösung aktiv zurechtlegen, sie können immer wieder gegen andere getauscht werden. Sie bieten zudem einen guten Mix aus Angriff und Stealth und unterstützen somit verschiedene Spielstile. Wer schleicht, hat es auch hier leichter.

Warum es trotzdem nur für ein fast göttliches Erlebnis reicht? Wortwörtlich am Ende des DLC leistet sich Ubisoft ein paar kleine Schnitzer. So wird das Potenzial der Handlung nicht optimal genutzt und die Erweiterung führt die Story in den letzten Spielminuten etwas zu überhastet zu Ende, statt sich in die Geschichte Odins zu vertiefen. Zudem kann es Ubisoft nicht lassen und versucht, mit einer neuen Arena und freispielbaren Ausrüstungsteilen etwas zu verkrampft, die Spieler noch länger im DLC zu halten. Das wäre gar nicht nötig, denn das Abenteuer bietet mit 15 bis 20 Spielstunden gigantischen Spaß.