"Die Zeit war sehr schlimm"

9 Jahre obdachlos – jetzt will Martin anderen helfen

Schicksalsschläge führten dazu, dass Martin lange wohnungslos war. Mithilfe der Caritas hat er es geschafft und will jetzt selbst Betroffenen helfen.

Hannah  Maier
9 Jahre obdachlos – jetzt will Martin anderen helfen
Martin erzählt im Gespräch mit "Heute", wie er die Zeit als obdachlose Person erlebt hat.
Heute

Rund 21.000 Menschen in Österreich sind wohnungslos. Heuer gab es 700 mehr erstregistrierte obdachlose Personen als im vergangenen Jahr. Gerade im Winter ist die Situation schlimm, müssen die Betroffenen doch teilweise bei Minusgraden auf der Straße leben.

Martin weiß genau, wie das ist. Rund neun Jahre war er obdachlos und hatte keinen festen Wohnsitz. "Die Zeit war sehr schlimm. Man weiß nie, wie es am nächsten Tag weitergeht. Ich hatte oft keine Hoffnung", erzählt der 37-Jährige.

Von der Straße ins Notquartier

Auf der Straße hat der Wiener viele Leute kennengelernt, die sein Schicksal teilen. Einige sind auch zu Freunden geworden, mit denen er die schwere Zeit durchgestanden hat. "Doch es sterben leider auch viele Leute. Das nimmt einen schon mit und tut teilweise weh", sagt er.

Irgendwann hat es bei Martin "Klick" gemacht. "Ich dachte mir, dass es nicht mehr so weitergehen kann. Ich wollte wieder ein produktives Mitglied der Gesellschaft sein", schildert er. Streetworker der Caritas sind anfangs auf ihn zugekommen. Bis er die Hilfe dann annahm, hat es gedauert. Schließlich kam er in verschiedenen Notquartieren unter, seine letzte Station war in der Gruft (Wien-Mariahilf). "Die Caritas hat mich von Anfang an unterstützt. Besonders toll fand ich, dass ich immer mit Respekt behandelt wurde", sagt Martin.

Martin will nun anderen helfen

Mit Unterstützung der Caritas hat Martin seit Kurzem wieder einen festen Wohnsitz, worüber er sehr dankbar ist. Nächstes Jahr möchte er eine Peer-Ausbildung machen, um "anderen obdachlosen Leuten hoffentlich so zu helfen, wie mir geholfen wurde", sagt er. Über die Gründe, warum er obdachlos wurde, möchte er aus persönlichen Gründen nicht sprechen. "Verschiedene Faktoren haben zusammengeführt", sagt er.

Caritas bittet um Spenden

Aussuchen tut es sich zumindest niemand, lautet die klare Botschaft der Caritas. "Obdachlosigkeit kann jeden und jede treffen. Wir erleben nach wie vor vererbte Armut in Österreich", erklärt Klaus Schwertner, Direktor der Caritas Wien.

Mit verschiedensten Maßnahmen wie etwa dem Kältetelefon, Streetwork-Arbeit, Suppenbus und Notquartieren versucht man den Menschen zu helfen. Auch das Gruft-Winterpaket gibt es ab sofort wieder. Mit einer Spende von 70 Euro ermöglicht man Betroffenen einen winterfesten Schlafsack und sieben warme Mahlzeiten.

Caritas startet Gruft-Winterpaket

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    Karl Markovics, Schauspieler und Unterstützer der Gruft, mit Caritas-Direktor Klaus Schwertner (v.l.)
    Karl Markovics, Schauspieler und Unterstützer der Gruft, mit Caritas-Direktor Klaus Schwertner (v.l.)
    Sabine Hertel

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Österreich sind rund 21.000 Menschen wohnungslos, und die Situation verschärft sich besonders im Winter.
    • Martin, der neun Jahre obdachlos war, hat es mit Hilfe der Caritas geschafft, wieder einen festen Wohnsitz zu finden und möchte nun anderen Obdachlosen helfen, indem er eine Peer-Ausbildung macht.
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