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8 Tote in Hamburg – Augenzeugen schildern Schussdrama
Mindestens 8 Menschen verloren am Donnerstagabend bei Schussabgaben in Hamburg ihr Leben. Felix und Lara haben den Polizeieinsatz hautnah miterlebt.
In einer Kirche der Zeugen Jehovas in Hamburg sind mindestens acht Menschen erschossen und weitere Menschen schwer verletzt worden. Der Angriff habe sich am Donnerstagabend im Stadtteil Groß Borstel ereignet, teilte die Polizei mit. Beim Täter soll es sich nach "Spiegel"-Informationen um ein ehemaliges Mitglied der Gemeinde der Zeugen Jehovas im Alter zwischen 30 und 40 Jahren handeln.
In unmittelbarer Nähe zum Tatort wohnen Felix und Lara. Als die Schüsse abgegeben wurden, hätten sie gerade ferngesehen. "Es ist surreal, wie viele Menschen sterben, während man hundert Meter weiter Fernsehen schaut", erzählen die beiden gegenüber dem "Spiegel".
Person lief "ganz hektisch" herum
Gegen 21 Uhr hätten Felix und Lara draußen etwas gehört. "Es hat metallisch geklungen", erzählt Lara. Sie dachte zuerst, die Geräusche kämen von der Baustelle. Er fragte dann plötzlich, ob es Schüsse seien.
"Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute", berichtet Lara. Sie habe dann aus dem Fenster geschaut und bei den Zeugen Jehovas eine Person "ganz hektisch" vom Erdgeschoss ins erste Geschoss laufen sehen. Nachbarn berichten, dass der Gottesdienst der Zeugen Jehovas "immer sehr gut" besucht sei. Felix ergänzt, dass jeweils viele Familien in das Gebäude geströmt seien. "Die Männer trugen Anzüge, die Frauen Kleider."
Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas zum Tatzeitpunkt abgehalten wurde, war zunächst unklar.
"Bestimmt zehn bis 15 Leute sind gebückt rausgekommen"
Von ihrer Terrasse aus hätten Felix und Lara gesehen, wie mindestens zwei Mannschaftswagen vor dem Gebäude hielten. Die Einsatzkräfte hätten dann die Tür eingetreten und das Haus umstellt. Warum die Tür aufgetreten werden musste, ist unklar. Später seien Menschen von Polizisten an Händen und Füssen auf die Straße getragen worden. Hinter einer nahegelegenen Tankstelle warteten schließlich Sanitäter. "Bestimmt zehn bis 15 Leute sind gebückt rausgekommen."
Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Streifenwagen hatten den Tatort zuvor weiträumig abgesperrt. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab. Über die Katastrophen-Warn-App wurde die Bevölkerung vor "extremer Gefahr" gewarnt, berichtet die "Bild"-Zeitung. Diese ist mittlerweile aufgehoben.
Am Freitag wollen die Ermittler auf einer Pressekonferenz erste Ermittlungsergebnisse bekannt geben.