Welt

70 Zentimeter Neuschnee – Wetter-Wahnsinn am Balkan

Mehrere regionale Winde sorgen in Mitteleuropa gerade für stürmische Verhältnisse und einen Wetter-Umbruch. Am Balkan liegt haufenweise Schnee.

Ein Kälte-Einbruch sorgt am Balkan für jede Menge Neuschnee – und Chaos auf den Straßen.
Ein Kälte-Einbruch sorgt am Balkan für jede Menge Neuschnee – und Chaos auf den Straßen.
Screenshot/ zVG

Mitteleuropa liegt derzeit zwischen einem umfangreichen Hoch mit Kern über den Britischen Inseln und einem Tiefdruckgebiet über Italien. Besonders im Alpenraum bzw. im nördlichen Mittelmeerraum treten dabei große Druckunterschieden auf engem Raum auf (die Isobaren auf der Wetterkarte liegen enger zusammen). Der Wind ist letztendlich der Versuch der Atmosphäre, diese Luftdruckgegensätze auszugleichen. Je ausgeprägter die Gegensätze ausfallen, desto kräftiger weht der Wind.

Zwischen Hoch HAZAL und Italientief ZAKARIYYA herrschen große Druckgegensätze.
Zwischen Hoch HAZAL und Italientief ZAKARIYYA herrschen große Druckgegensätze.
www.uwz.at

Kanalisierung und Überströmung

Durch die aktuelle Druckverteilung kommt es zu einer kräftigen nordöstlichen Strömung im Alpenraum, wobei die vergleichsweise schwere, flach einfließende Kaltluft die verschiedenen Gebirgsgruppen Mitteleuropa zunächst umströmt bzw. zwischen ihnen kanalisiert wird. Dadurch kommt es etwa im Schweizer Mittelland zur Bise und im Süden Frankreichs zu Mistral bzw. Cers. Wenn die Kaltluft hochreichender wird oder es keinen weiteren Ausweg gibt, kommt es vermehrt auch zur Überströmung der Gebirgsketten. So weht etwa die Bora über das Dinarische Gebirge in Richtung Adria und auch die Alpen können überströmt werden: Dann weht in den Süalpen hochreichender Nordföhn (auf Italienisch auch "favonio" genannt).

Bise

Die Bise ist ein nordöstlicher Wind im Schweizer Mittelland, der die höchsten Geschwindigkeiten in der Genferseeregion erreicht: Die von Osten kommende Luft wird nämlich zwischen dem Jura und den Alpen kanalisiert und gewinnt in Richtung Westen mit abnehmendem Abstand zwischen den zwei Gebirgen an Geschwindigkeit (Düseneffekt).

Im Winter bringt die Bise meist kalte und hochnebelanfällige Luft. Bei starker Bise und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kann sich an den Ufern von Seen gefrierende Gischt bilden. Am Sonntag sind rund um den Genfersee schwere Sturmböen um 100 km/h zu erwarten, auf den Jurahöhen gibt es Orkanböen.

Stürmische Bise in der Westschweiz, im Tessin weht Nordföhn.
Stürmische Bise in der Westschweiz, im Tessin weht Nordföhn.
UBIMET/ECMWF

Bora

Die Bora ist ein kalter Fallwind aus Ost bis Nordost, der vom Dinarischen Gebirge wasserfallartig zur Adria herabweht. In exponierten Lagen wie etwa am Fuße des Velebit-Gebirges kommt es dabei häufig zu Orkanböen. Sie weht besonders häufig in der Bucht von Triest sowie von der Kvarner Bucht entlang der Dalmatinischen Küste bis nach Montenegro. Besonders bekannt dafür sind die Städte Triest in Italien, die Ortschaften an der Westflanke des Velebit-Gebirges in Kroatien sowie auch die Städte Makarska und Dubrovnik.

Am Sonntag und Montag weht an der nördlichen Adria stürmische Bora.
Am Sonntag und Montag weht an der nördlichen Adria stürmische Bora.
zVg

Die Bora wird anhand ihres Auftretens in zwei Haupttypen klassifiziert: Die „schwarze Bora“ (Bora scura) wird durch eine Zyklone über dem Mittelmeerraum ausgelöst und meist von Niederschlägen begleitet, die "weiße Bora" (Bora chiara) wird dagegen durch ein markantes Hoch über Osteuropa hervorgerufen und tritt bei klaren Bedingungen auf.

Mistral, Cers und Tramontana

Der Mistral ist ein kalter, trockener und oft starker Fallwind, der vor allem im unteren Rhônetal in Südfrankreich oft für schwere Sturmböen sorgt. Während der Mistral zwischen Alpen und Zentralmassiv kanalisiert wird, weht zwischen Zentralmassiv und Pyrenäen der Cers, ein trockener Wind aus Nordwest bis West, der vor allem an der französischen Mittelmeerküste in der Gegend von Narbonne bekannt ist. Über dem Löwengolf treffen Mistral und Cers häufig aufeinander. Die direkte Überströmung aus Nordwest des Zentralmassivs wird Tramontane genannt, wobei meist auch der Cers der Tramontane zugerechnet wird. In Italien wird dagegen der Fallwind aus nördlicher Richtung in Ligurien als Tramontana genannt. Ähnlich wie bei Bora und Bise wird dabei je nach Witterung (bzw. je nach Lage von Hoch und Tief) zwischen "Tramontana chiara" und "Tramontana scura" unterschieden.

Regionale Winde im westlichen Mittelmeerraum.
Regionale Winde im westlichen Mittelmeerraum.
Screenshot/ Wikipedia

Blackout am Balkan

In der kroatischen Stadt Gospic fielen bis zu 70 Zentimeter Neuschnee – daneben pfeift der Bevölkerung an der Adria ein heftiger Sturm um die Ohren. Örtlichen Medien zufolge ist der Verkehr stellenweise komplett eingebrochen. Die Straßen zwischen dem Landesinneren und Dalmatien sind gesperrt.

Der Verkehr ist für Doppeldeckerbusse, Fahrzeuge mit Wohnwagen, Motorräder, Lieferfahrzeuge und Fahrzeugen mit überdachter Ladefläche aufgrund der Schneemassen verboten.

1/52
Gehe zur Galerie
    <strong>23.11.2024: Verschwunden! Rätsel um Goldschatz aus Wiener Villa</strong>. In einer alten Villa in Wien-Penzing sollen 30 Kilo Gold gefunden worden sein. <a data-li-document-ref="120073714" href="https://www.heute.at/s/verschwunden-raetsel-um-goldschatz-aus-wiener-villa-120073714">Plötzlich will niemand mehr wissen, wo das Edelmetall ist.</a>
    23.11.2024: Verschwunden! Rätsel um Goldschatz aus Wiener Villa. In einer alten Villa in Wien-Penzing sollen 30 Kilo Gold gefunden worden sein. Plötzlich will niemand mehr wissen, wo das Edelmetall ist.
    Leserreporter
    An der Unterhaltung teilnehmen